Wo warst du in den Ferien?
26.08.2025 PolitikDaniel Meier, Gemeindepräsident Buckten, parteilos
Die Sommerferien sind vorbei und ich stecke wieder mitten im Arbeitsleben. Das Gesprächsthema Nummer 1 in der Pause, über Mittag oder am Abend sind die vergangenen Sommerferien. Wir schwelgen in ...
Daniel Meier, Gemeindepräsident Buckten, parteilos
Die Sommerferien sind vorbei und ich stecke wieder mitten im Arbeitsleben. Das Gesprächsthema Nummer 1 in der Pause, über Mittag oder am Abend sind die vergangenen Sommerferien. Wir schwelgen in Erinnerungen und teilen unsere Erlebnisse gerne auch in Worten und Bildern. Angesichts der vielen grossartigen Ferieneindrücke erscheint uns der Alltag banal und farblos. Wie gerne würden wir doch noch länger irgendwo mit einem Drink an der Sonne liegen, eine pulsierende Stadt erkunden, durch die stille Natur wandern oder einfach den Tag geniessen! Vor allem jetzt, wenn uns der Spätsommer nochmals sonnige und warme Tage beschert.
Die Zeit nach den Ferien ist aber geprägt von vielen Arbeiten und Pendenzen, die es nun zu erledigen gilt. Oft haben wir Mühe, wieder im geregelten Alltag Fuss zu fassen. Dieses Phänomen hat sogar einen Namen – Post-Holiday-Syndrom. Wenn etwas Schönes zu Ende ist, sind wir oft betrübt. Der Wechsel von Freiheit in den Ferien zu Einschränkung und Pflichterfüllung im Alltag wirkt in der Regel demotivierend, und so gehen wir mit einer gedrückten Stimmung und eher lustlos durch den Tag. Was kann man gegen dieses Stimmungstief machen?
Wozu Ferien, wenn es uns danach schlechter geht? Ferien sind eine Folge der modernen Arbeitswelt. Sie sollen den Arbeitenden ermöglichen, sich zu erholen, gesund und damit auch langfristig leistungsfähig zu bleiben. In der Schweiz gab es zu Beginn der Industrialisierung noch keine Ferien. 1879 wurde erstmals für Bundesbeamte eine Ferienregelung für Kuraufenthalte erlassen. Bis in die 1920er-Jahre gab es in der Privatwirtschaft nur vereinzelt Ferienbestimmungen. Kopfarbeit wurde generell als ermüdender betrachtet, und wegen des Sauerstoffmangels in den Büros erhielten nach und nach die Büroangestellten Ferien. Erst mit der Zeit wurden körperliche Belastungen ebenfalls als Begründung für Ferien akzeptiert und auch Arbeitenden Ferien gewährt. Auf Bundesebene wurde der Ferienanspruch erst 1966 gesetzlich verankert.
Ferien sind aus gesundheitlicher Sicht notwendig und gesetzlich vorgeschrieben, ein Verzicht auf Ferien ist kein Mittel gegen das Post-Holiday-Syndrom. Wir können aber den Erholungseffekt der Ferien verlängern, indem wir Erinnerungen an schöne Erlebnisse aufrechterhalten. Dies gelingt, wenn diese Momente bewusst wahrge- nommen werden. Leider ist heute oft das Gegenteil der Fall.
Wir besuchen zahlreiche Spots, die wir gemäss den Tipps der Community unbedingt gesehen haben müssen. Dieser Trend treibt manchmal seltsame Blüten. Touristinnen und Touristen reisen zu möglichst vielen «places to be», um rasch ein Selfie zu machen, ohne die Sehenswürdigkeit gross zu beachten. Dabei nehmen sie in Kauf, dass sie anstehen müssen und die eigentliche Sehenswürdigkeit angesichts der Menschenmassen nicht unbedingt sehenswert ist. Mit dem Fotobearbeitungsprogramm können ja die vielen Menschen einfach aus dem Bild gelöscht werden … Auch bei Ferienfotos gilt leider oft: «Der Schein trügt.»
Also lieber den Massen ausweichen und die kleinen, unscheinbaren Dinge bewusst geniessen und auftanken – dies können Sie auch nach den Ferien überall machen.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.