«Wäisch no?» – ein Dorf im Wandel der Zeit
21.10.2025 LausenIm Ortsmuseum ratterten Filme, die Erinnerungen weckten
Filmemacher und Dorfchronist Kurt Mohler zeigte drei Filme über markante Ereignisse, verschwundene Häuser und unvergessene Momente – ein Abend voller Erinnerungen an ein Dorf im Wandel der Zeit.
...Im Ortsmuseum ratterten Filme, die Erinnerungen weckten
Filmemacher und Dorfchronist Kurt Mohler zeigte drei Filme über markante Ereignisse, verschwundene Häuser und unvergessene Momente – ein Abend voller Erinnerungen an ein Dorf im Wandel der Zeit.
Stephan Imhof
Jedes Dorf hat seine Geschichte sowie seine kontrovers diskutierten Entscheidungen, die meist auch bauliche Veränderungen mit sich bringen. Eindrücklich beleuchtet wird dies in drei Kurzfilmen des Filmemachers und Dorfhistorikers Kurt Mohler. Die neunköpfige Museumskommission als Veranstalterin lud ein zu einem Filmabend im Ortsmuseum direkt neben der reformierten Kirche St. Niklaus. Dessen Vertreter Jürg Roth konnte rund 60 Besucherinnen und Besucher begrüssen – unter ihnen Gemeindepräsident Peter Aerni.
Mohler, der 46 Jahre als Postbeamter in Lausen tätig war und die Gemeinde wie kaum ein anderer kennt, wusste in humorvoller Art viel Interessantes zu erzählen. Der erste Film zeigte, wie eine Gemeindeversammlung im Jahr 1975 ablief. Bemerkenswert: Das Schweizer Fernsehen zeichnete die Versammlung auf und strahlte sie drei Jahre später in der Sendung «Bericht vor 8» aus. Es war eine denkwürdige Versammlung, die mit ihren zwölf Traktanden bis Mitternacht dauerte.
Neben damals wie heute aktuellen Themen wie Jahresrechnung oder Kreditvergaben gab vor allem die Einführung eines provisorischen Busbetriebs mit den umliegenden Gemeinden Anlass zu Diskussionen. Das Projekt war mit einer Defizitgarantie von 65 000 Franken pro Jahr veranschlagt. Ein Votant monierte, beim «Heidenloch» sei das Fahrverbot aufgehoben worden, und nun dürfe plötzlich ein Riesenbus verkehren. Zudem störte er sich daran, dass die Busse samstags im Halbstundentakt fahren, sonntags aber gar nicht.
Schliesslich wurde das Vorhaben – entgegen der landläufigen Meinung – mit 85 zu 58 Stimmen deutlich angenommen. Mitentscheidend war wohl auch das Votum einer Teilnehmerin, die schon damals auf den hohen Energiebedarf des Individualverkehrs hinwies. Sie war überzeugt, dass die Umweltbelastung mit dem öffentlichen Verkehr deutlich gesenkt werden könne. Schmunzeln löste zudem die Erinnerung aus, dass Lausen als «Ja-Sager-Gemeinde» galt, die politischen Blöcke getrennt voneinander sassen und in den anschliessenden Diskussionen im Restaurant Bären kräftig geraucht wurde.
Sprengung des Bisang-Hauses
Wie sich ein Dorf verändert, Häuser verschwinden und neue entstehen, zeigte der zweite Film anhand von Luftaufnahmen. Rund um das Areal der Gemeindeverwaltung erfuhr man viel über dessen Entstehungsgeschichte. Heute bildet es mit der Post und der Basellandschaftlichen Kantonalbank einen wichtigen Bestandteil des Dienstleistungsangebots.
Früher stand in der Nähe das herrschaftliche Bisang-Haus, das 1981 dem neuen Bauprojekt weichen musste. Mit militärischer Hilfe durch Luftschutztruppen kam es zum grossen Knall: Das Gebäude fiel «wie ein Kartenhaus» in sich zusammen. Zur fachmännischen Durchführung wurden die Mauern mit in Stroh verpackter Cheddite-Munition versehen.
Besonders auffällig – und aus heutiger Sicht unvorstellbar – war, dass sämtliches Holzmaterial direkt neben der Baustelle verbrannt wurde. Dies beobachtete auch der Chauffeur des vorbeifahrenden Migros-Wagens, der damals noch viele Dörfer mit Lebensmitteln belieferte.
Bei der Einweihungsfeier 1983 erkannte man auf den Filmaufnahmen zahlreiche Lausner Persönlichkeiten, darunter auch einige, die inzwischen verstorben sind. Das Publikum hatte sichtlich Spass daran zu erraten, wer die jeweilige Person war – damals immerhin 42 Jahre jünger.
In der dritten Tonbildschau, die vom ehemaligen Lausner Regierungsrat Dr. Theo Meier (1919–2010) stammt, gab es viel Wissenswertes über die Geschichte der heute rund 5900 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Gemeinde. Bereits die Römer bauten eine Wasserleitung, die bis nach Augusta Raurica führte. Das Wasser wurde der Ergolz entnommen und mit einem sechs Meter hohen Wehr gestaut. Lausen, erstmals 1275 als «Langenso» erwähnt, entwickelte sich mit seinem geteilten Dorfkern zu einer aufstrebenden Gemeinde.