«Wir wollen nicht nur mitfahren»
12.12.2023 SportBob | Elia Wyssen und Fabian Klaus – Ziel Europacup
Die beiden Oberbaselbieter Elia Wyssen und Fabian Klaus wollen im Bobsport den Sprung in den Europacup schaffen. Dafür brauchen sie einen neuen Schlitten, der das Team teuer zu stehen kommt.
...Bob | Elia Wyssen und Fabian Klaus – Ziel Europacup
Die beiden Oberbaselbieter Elia Wyssen und Fabian Klaus wollen im Bobsport den Sprung in den Europacup schaffen. Dafür brauchen sie einen neuen Schlitten, der das Team teuer zu stehen kommt.
Lukas Müller
Der Bobsport ist eine Ganzjahres-Geschichte. Während im Frühling und in den Sommermonaten Kraft und Kondition trainiert werden, kommen in den Herbstmonaten die Trainingslager auf dem Eis hinzu. Wer es im Kurventanz auf vier Kufen zu etwas bringen will, muss topfit sein und anpacken können. Elia Wyssen und Fabian Klaus, zwei 19-jährige Oberbaselbieter, haben sich mit Leib und Seele diesem Sport verschrieben.
Die wichtigsten Termine des gelernten Zimmermanns Wyssen und des Temporärmaurers Klaus in der Saison 2023/24 sind die Schweizermeisterschaften in St. Moritz. Anfang November ging es für die beiden gemeinsam mit zwei weiteren zum Team gehörenden Anschiebern ins Trainingslager nach Altenberg. Vor Weihnachten folgt eine Woche in Innsbruck. Zum Jahresabschluss erfolgen dann die Testläufe, gefolgt von den Titelrennen der Schweizermeisterschaft im Zweierbob (30. Dezember) und im Viererbob (31. Dezember) auf dem Olympia-Bobrun in St. Moritz-Celerina. Hinzu kommen noch Einsätze mit dem Spurschlitten (als Vorfahrer) im Europacup.
Die Natureisbahn in St. Moritz kennt Pilot Elia Wyssen aus Rünenberg bereits von zahlreichen Rennen. Gut 150 Mal ist er bis jetzt mit bis zu 130 Sachen den Eiskanal im Oberengadin hinuntergebrettert. Bremser Fabian Klaus kommt auf etwas weniger Einsätze, aber auch der Gelterkinder weiss ganz genau, wie es auf dieser Bahn zugeht. Als anspruchsvollste Stellen taxieren die beiden die erste Kurve direkt nach dem Start (Wall) und dann auch die letzte Kurve (Portago). Sie weisen insbesondere darauf hin, dass sich die Bahn von Jahr zu Jahr etwas verändere, da sie eben aus Natureis gebaut ist.
Der Bobrun von St. Moritz verfügt über weltbekannte Kurven wie den Horse-Shoe, der für die Zuschauer attraktiv ist und die Gunter-Sachs-Kurve, benannt nach dem legendären Jetset-Fotografen. Bei den Meisterschaften fahren die beiden Oberbaselbieter mit dem Citius, einem aerodynamischen Schulungsbob, der über ein Leergewicht von 182 Kilogramm verfügt. «Dieser Schlitten wird uns vom Verband für die ganze Saison zur Verfügung gestellt», erklärt Wyssen. Er wolle bei diesen Titelkämpfen mehr als nur mitfahren, aber er bleibe realistisch. Denn die oft mit hervorragendem Material ausgerüstete Konkurrenz ist hierzulande schon recht gross. Für ihn gilt es, sämtliche Schlüsselstellen optimal zu bewältigen, um in diesen auf Hundertstelsekunden getimten Wettkämpfen Chancen auf vordere Plätze zu haben.
Europacup und eigener Schlitten
Das Hauptziel der beiden Oberbaselbieter im Hinblick auf die Saison 2024/25 ist die Qualifikation für den Europacup. Bis jetzt sieht es gemäss Wyssens eigener Einschätzung nicht schlecht aus. Die Startzeit, um eine Qualifikation zu schaffen, haben sie bereits in der Tasche. Weitere Hürden gilt es noch zu nehmen. So gibt es zum Beispiel Pflichtbahnen, die man allesamt bereits mindestens einmal gefahren sein muss. «Bei der Bahn in La Plagne fehlt uns noch die Fahrt mit dem Vierer-Schlitten, und dann ist da noch die Bahn von Altenberg, die wir sowohl im Zweier- als auch im Viererbob fahren müssen», sagt Wyssen.
Doch die grösste Herausforderung ist nicht sportlicher Natur: Wenn das Team im Europacup fahren will, muss es mit einem eigenen reglementskonformen Schlitten an den Start gehen. Der Bobsport kostet bekanntlich eine hübsche Stange Geld. Für die Fahrer gilt es daher, grosse und kleinere Sponsoren an Land zu ziehen, die mithelfen, einen Zweier- oder einen Vierer-Schlitten zu finanzieren oder auszuleihen sowie eine lange Saison finanzieren zu können. Mit Material, Reisen und Unterkunft kommt das Team von Elia Wyssen auch bei knapper Kalkulation auf mehr als 130 000 Franken.
Unterstützung erhalten sie vom Verband. Dieser bezahlt einen Teil ans Trainingslager und sorgt auch für die Unterkunft. Doch bevor Geld gesammelt wird zur Beschaffung eines Vierer-Schlittens («Es darf auch ein guter Occasions-Bob sein»), reist das vierköpfige Team an die Schweizermeisterschaften. «Wir haben Ambitionen, aber wir wissen unser Rendement gut einzuschätzen», betont Wyssen.