«Wir haben keinen Bonus»
21.10.2025 Langenbruck, HölsteinSozialunternehmung Flexor muss sich am Markt behaupten
In den Werkstätten von Flexor wird geschraubt, verpackt und gelacht – und das mit Sinn. Die Sozialunternehmung zeigt, wie Inklusion im Alltag gelingt und Menschen mit Unterstützungsbedarf beruflich aufblühen ...
Sozialunternehmung Flexor muss sich am Markt behaupten
In den Werkstätten von Flexor wird geschraubt, verpackt und gelacht – und das mit Sinn. Die Sozialunternehmung zeigt, wie Inklusion im Alltag gelingt und Menschen mit Unterstützungsbedarf beruflich aufblühen können.
Sander van Riemsdijk
«Im Zentrum unserer Begleitung steht die Heranführung an den allgemeinen Arbeitsmarkt», erklärt Geschäftsleiterin Ursula Aellen: Seit ihrer Gründung 1993 bietet die Flexor Sozialunternehmung GmbH in Langenbruck und Hölstein Menschen mit Unterstützungsbedarf Arbeits- und Ausbildungsplätze – heute als Teil der Eingliederungsstätte Baselland (ESB). Als vom IVSE (Interkantonale Vereinbarung für soziale Einrichtungen) anerkannter Betrieb – gegründet 1993, damals noch unter dem Patronat des Vereins Werkhaus – bietet die Flexor Sozialunternehmung GmbH mit Produktions- und Dienstleistungsbetrieben in Langenbruck und Hölstein rund 80 Menschen mit einer Erwerbseinschränkung Arbeits- und Weiterbildungsplätze. In Langenbruck betreibt sie die Garage Flexor und eine Kunststoffverarbeitung, in Hölstein eine Verpackungs-, Montage- und Industrieabteilung sowie den Allround Service (ARS) mit meist externen Arbeiten in den Bereichen Reinigung, Malerei, Montage und Gartenpflege im Umkreis von rund 20 Minuten Fahrzeit. Fast alle Mitarbeitenden sind teilzeitbeschäftigt. Die Tätigkeiten reichen von einfacher Handarbeit bis zur Überwachung komplexer maschineller Fertigungsverfahren. Das Angebot richtet sich an IV-Rentnerinnen und -Rentner sowie an Teilnehmende von beruflichen oder integrativen Massnahmen der IV und von Eingliederungsprogrammen der Sozialhilfe.
Nicht über- oder unterfordern
Unter Begleitung in Form von Coaching werden auch ausserhalb der beiden Standorte integrative Arbeitsplätze angeboten. Am Samstag bot die Sozialunternehmung im Rahmen des 50-Jahre-Jubiläums der Eingliederungsstätte Baselland (ESB) mit einem Tag der offenen Tür Einblick in ihre Arbeitsbereiche. «Ziel unserer Begleitung ist es, unsere Klientinnen und Klienten weder zu unterfordern noch zu überfordern, sondern sie in einem familiären Umfeld herauszufordern», erläutert Aellen die Begleitungsphilosophie des Unternehmens.
Zuvor unter dem Patronat des Vereins Werkhaus, steht die Sozialunternehmung seit dem 1. Januar 2024 unter der Ägide der ESB. «Mit dem zunehmenden finanziellen Druck seitens der Auftraggeber und den absehbar tieferen Abgeltungen konnte der notwendige Overhead des Vereins Werkhaus mittelfristig nicht mehr finanziert werden», erklärt Erich Geiser, ehemaliger Präsident des sich in Liquidation befindlichen Vereins Werkhaus, zu dem auch die Arbeitundmehr GmbH mit Beratungs- und Unterstützungsleistungen gehörte. «Es ist für beide Seiten eine Win-win-Situation.»
Auch Daniel Seeholzer, Vorsitzender der Geschäftsleitung der jubilierenden ESB und neuen Trägerschaft, äussert sich positiv zur Fusion: «Der Zusammenschluss ermöglicht es, Angebote gemeinsam zu gestalten und Synergien bei der Auftragsbearbeitung zu nutzen.» Und er ergänzt: «Die beiden Organisationen vereinen sich personell und nutzen dieselben Dienstleistungen.» Wie jedes Unternehmen muss sich auch Flexor in diesem Sozialmarkt behaupten. «Wir haben keinen Bonus und müssen denselben Qualitätsanspruch an unsere Produkte erfüllen wie reguläre Unternehmen», sagt Aellen. Das Unternehmen finanziert sich je zur Hälfte aus eigenen Leistungen und öffentlichen Mitteln. Mit einer Fachstelle für Integration und Soziales will Flexor die Mitarbeitenden individuell fördern – «immer unter der Voraussetzung, dass die Person dies wünscht», ergänzt Aellen.
Welche hochwertigen Dienstleistungen Flexor in Langenbruck und Hölstein anbietet und wie gelebte Inklusion aussieht, zeigte sich am Tag der offenen Tür mit Führungen und Einblicken in den Arbeitsalltag. Die Mitarbeitenden nahmen sich während des laufenden Betriebs Zeit für persönliche Begegnungen und informierten mit sichtbarem Stolz über ihre Arbeit. Ein Shuttlebus verband die beiden Betriebe und machte den Besuch komfortabel.

