Willkommen auf der digitalen Baustelle!
30.08.2024 SissachErne realisiert Sporthalle auf der Basis von 3D-Modell
Auf den grösseren Baustellen der Firma Erne haben dreidimensionale Modelle die grossflächigen Baupläne an den Wänden der Polier-Baracke abgelöst. Die Digitalisierung sorgt für mehr Planungssicherheit und ...
Erne realisiert Sporthalle auf der Basis von 3D-Modell
Auf den grösseren Baustellen der Firma Erne haben dreidimensionale Modelle die grossflächigen Baupläne an den Wänden der Polier-Baracke abgelöst. Die Digitalisierung sorgt für mehr Planungssicherheit und weniger Überraschungen.
Christian Horisberger
Wie gut Baggerfahrer ihre schweren Maschinen im Griff haben können, wissen wir dank 17 Baggerwetten bei «Wetten dass …?». Bei der allerersten hat ein Maschinenführer mit einem Zahn der Baggerschaufel ein elektronisches Feuerzeug angezündet. Die Fernsehwelt staunte. Bei einem grossen Aushub wie aktuell für die Dreifachsporthalle bei der Primarschule Sissach Dorf ist neben dem Beherrschen der Maschine auch eine exakte Orientierung erforderlich. Früher wurde der Bauplatz ausgemessen und mithilfe von Dachlatten ein Schnurgerüst erstellt, um dem Baggerfahrer anzuzeigen, wo er wie viel Erdmaterial abzutragen hat. Heute orientiert er sich mithilfe eines Tablets im Führerstand, das ihm aufgrund von Positionsdaten vom Satelliten und Plänen aus der «Cloud» die exakte Position der Baggerschaufel im 3D-Modell anzeigt. Willkommen auf der digitalen Baustelle!
Seit Anfang Juli heben Mitarbeitende des Generalunternehmers Erne die Baugrube für die Sporthalle aus, sichern die Wände der Grube mit Spritzbeton und «Nägeln», die mehrere Meter in die Seitenwände getrieben werden. Nachdem der zu nasse Oberboden den Beginn der Aushubarbeiten um zehn Wochen verzögert hat, profitiert die Baustelle nun von Wetterglück. Seit dem Beginn der Grabarbeiten hätten zwei bis drei Wochen aufgeholt werden können, sagt Projektleiter Renzo del Carlo bei einem Baustellenbesuch der «Volksstimme». Hält das Wetter, könnten die Grabarbeiten und das Betonieren der Bodenplatte Ende September abgeschlossen sein. Rund 20 000 Kubikmeter Material seien bis dann ausgehoben und abgeführt worden, sagt er. «21 000 Kubikmeter sind es genau», präzisiert Ramon Schweizer, Leiter Digitalisierung bei der Erne AG, nach kurzer Konsultation seines Tablets. Mit dem Gerät hat er Zugriff auf den Bauplan für die Sporthalle mit allen zugehörigen Daten, die in der digitalen «Cloud» abgelegt sind. Dies gilt auch für alle am Bau beteiligten Planer und Unternehmer. Das Bauwerk mit sämtlichen Installationen und Massen ist zentral als dreidimensionales Modell abgespeichert; es kann beliebig gedreht und aufgeschnitten werden, auch lassen sich Teile extrahieren.
Alle grossen Neubauten digital
Als eines der ersten Unternehmen der Baubranche hat die Erne AG das digitale Zeitalter vor vier Jahren eingeläutet und Ramon Schweizer mit der Umsetzung betraut, sagt Kilian Glauser, Leiter Gesamtunternehmen. Heute gehören Schweizers Abteilung acht Projektleiter an, die mit der digitalen Aufbereitung aller grossen Erne-Neubauten betraut sind.Voraussetzung dafür sei, dass alle beteiligten Planer der Anlagen und Installationen für Wärme, Lüftung, Sanitär oder Strom diese ebenfalls in 3D erfassen, damit diese in das Grundmodell des Architekten implementiert werden können.
In diesem Zusammenspiel liegen entscheidende Vorteile der dritten Dimension: Alle Beteiligten haben permanent Zugriff auf die neuesten Pläne und bereits in der Planungsphase könnten Kollisionen der Anlagen oder Leitungen der unterschiedlichen Haustechniker erkannt und bereinigt werden. Bisher habe sich dies erst auf der Baustelle gezeigt, sagt Projektleiter del Carlo. Der Bauablauf sei somit vorhersehbarer und dadurch auch effizienter und nicht zuletzt sicherer.
Datenabruf auf Knopfdruck
Hilfreich seien die dreidimensionalen Modelle auch für die Bestimmung der Volumina, beispielsweise beim Betonieren. Anstatt diese berechnen zu müssen wie bis anhin, reiche jetzt ein Knopfdruck, um die erforderlichen Mengen abzurufen, so Digitalisierungsexperte Schweizer. Nicht zu unterschätzen: Anhand anschaulicherer, dreidimensionaler Pläne und Visualisierungen könnten der Bauherrschaft Problemstellungen leichter erklärt werden, ergänzt Glauser.
Der Schritt in die dritte Dimension bedeutete für das Aargauer Bauunternehmen einiges an Investitionen: in Software, Fachpersonal sowie auch in die Weiterbildung der Mitarbeitenden auf allen Stufen. Der Aufwand lohne sich, sagt Glauser: «Links und recht profitieren alle davon.» Auch der Baggerfahrer in der Baugrube in Sissach. Ihm hätten sich durch die 3D-Navigation womöglich auch eine gute Idee für die 18. Bagger-Wette eröffnet. Schade nur, gibt es «Wetten dass… ?» nicht mehr …