Wie Sport und Reisen verbinden
20.06.2025 SissachHansruedi Müller und Isabel Prinzing im «Cheesmeyer»
vs. Sport und Reisen verbinden. Aber wie und zulasten von wem? Darüber diskutiert Ueli Mäder mit der Friedensforscherin Isabel Prinzing und dem Wirtschaftsprofessor Hansruedi Müller.
...Hansruedi Müller und Isabel Prinzing im «Cheesmeyer»
vs. Sport und Reisen verbinden. Aber wie und zulasten von wem? Darüber diskutiert Ueli Mäder mit der Friedensforscherin Isabel Prinzing und dem Wirtschaftsprofessor Hansruedi Müller.
«Das Thema Nachhaltigkeit ist auf allen Ebenen angekommen», so Müller. Es gebe viele Agenden, Chartas und Zertifizierungen wie «Swisstainable». Alle seien bemüht, nachhaltiger zu werden. «Insgesamt wurde der Tourismus dennoch nicht nachhaltiger, weil das Wachstum enorm ist, und zwar bezüglich der reisenden Bevölkerungskreise, der Häufigkeit und der Distanzen», bilanziert der langjährige Direktor des Forschungsinstituts für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern.
Und was können Reisende tun, um die Umwelt weniger zu belasten? «Sinnvoll planen», empfiehlt Müller. Er ist mit Martin Nydegger zusammen Autor des Buches «Unterwegs. Begegnungen und Reflexionen zum Tourismus», das im November dieses Jahres den internationalen «Travel Book Award» erhält. Und «sinnvoll planen» bedeute eben «weniger weit reisen, Transport, Unterkunft sowie Aktivitäten verantwortungsvoll auswählen, länger an einem Ort verweilen, sich mit Land und Leuten befassen, offen und rücksichtsvoll sein». Im Sinne von «fair unterwegs»: «CO2-schonen, lokale Angebote nutzen, angemessen bezahlen und sich überraschen lassen».
Wenig deute allerdings darauf hin, dass wir es mit dem Klimaschutz ernst genug meinten – weder beim Konsum noch bei der Politik oder im Umgang mit fossilen Brennstoffen. «Wir sind nicht auf Kurs, weder national noch global, wohl wissend, dass der Absenkpfad immer anspruchsvoller wird», resümiert Müller. Und der Tourismus sei besonders wegen des wachsenden Flugverkehrs «stark mitschuldig».
Der Tourismus könne aber zum interkulturellen Austausch beitragen und eine Lebensschule sein. Wie der Sport, fügt der ehemalige Leichtathlet Müller an, der bis zum Jahr 2015 «Swiss Athletics» präsidierte und für den Schweizer Verband das Buch «Zieleinlauf» mit «Reflexionen und Denkanstössen zum Phänomen Sport» publizierte.
Ja, der Sport bringe Menschen zusammen. In einem Team gehe es darum, auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten, auch wenn man unterschiedlicher Meinung sei. «Man tritt sogar mit Gegnerinnen und Gegnern in eine Art Dialog und pflegt einen respektvollen Umgang», so Müller. Und für Zuschauende habe «das starke Emotionspotenzial des Sports eine verbindende Wirkung».
Was Sportverbände für den Frieden tun könnten, regt die langjährige Nationalliga-Handballerin Isabel Prinzing an. «Sie können Begegnungen fördern, klare Haltung gegen Diskriminierung zeigen und Bildungsarbeit leisten.» Zudem bildeten sie bereits «abseits der traditionellen politischen Bühne einen Ort zum Austausch». Und Brücken bauen könnten etwa gemeinsame Handballcamps für israelische und palästinensische Jugendliche sein, «wenn sie gut begleitet werden und an einem neutralen Ort stattfinden», sinniert Prinzing weiter, die bei der Schweizer Friedensstiftung «Swisspeace» die Kommunikation verantwortet.
Die Schweiz müsse jedenfalls ihre lange Tradition als Vermittlerin beibehalten. Sie könne «durch humanitäre Hilfe, Bildungsprojekte und als Gastgeberin für Dialog wichtige Beiträge zum Frieden leisten», bekräftigt die Friedensforscherin. Sie leitet für «Swisspeace», die mit der Universität Basel assoziiert ist, das Basler Peace Forum, das jedes Jahr dreihundert Menschen aus Politik, Diplomatie, Kunst und Sport zusammenbringt, «um neue Ideen für die Friedensförderung zu entwickeln».
Talk mit Hansruedi Müller und Isabel Prinzing, moderiert von Ueli Mäder, Donnerstag, 26. Juni, 19.00 bis 20.30 Uhr,
«Cheesmeyer», Sissach.