Wie sich die Geschichte wiederholt
30.05.2024 FussballSV Sissach: Nicht der erste direkte Fall in die 4. Liga
Als Absteiger aus der 2. Liga angetreten, steigt der SV Sissach diese Saison auch aus der 3. Liga ab. Das muss nicht schlimm sein: Es ist dem Verein bereits 1988/89 passiert – und er hat sich erholt.
Sebastian ...
SV Sissach: Nicht der erste direkte Fall in die 4. Liga
Als Absteiger aus der 2. Liga angetreten, steigt der SV Sissach diese Saison auch aus der 3. Liga ab. Das muss nicht schlimm sein: Es ist dem Verein bereits 1988/89 passiert – und er hat sich erholt.
Sebastian Wirz
Niemand, der sich mit dem regionalen Fussball im Oberbaselbiet beschäftigt, darf erstaunt sein, dass der SV Sissach diese Saison als Absteiger aus der 2. Liga eine Klasse darunter nicht bestehen konnte und folgerichtig in die 4. Liga absteigt. Zwar ist es für den Verein, der seit 1992 immer mindestens in der 3. Liga auflief, eine Enttäuschung. Und auch die Frage, welche Auswirkungen der Abstieg auf die grosse Nachwuchsabteilung des Klubs hat, muss in den kommenden Wochen thematisiert werden. Talentierte Junioren könnten mangels Aussichten, in der 3. Liga zu wachsen, schon jung abwandern. Aber eine Überraschung ist der Abstieg nicht.
Einerseits stand da am Anfang der Zerfall des ehemaligen 2.-Liga-Teams. Immer mehr vereins- und ortsfremde Spieler waren in den vergangenen Jahren für das Fanionteam aufgelaufen. Als der Abstieg aus der 2. Liga feststand, kreuzten gleich mehrere gar nicht mehr auf und der SVS verlor entweder forfait oder musste die erste Mannschaft in den letzten Runden mehrheitlich mit Junioren und Senioren bestücken, um solch unehrenhafte – und teure – Niederlagen zu verhindern. Für die Mission Wiederaufstieg oder eben auch nur Ligaerhalt blieben kaum Spieler mit Erfahrung im Oberhaus übrig. Und die Akteure, die ins Fanionteam befördert wurden, waren nicht erfahrene 3.-Liga-Spieler, sondern Viertligisten, Fünftligisten oder Junioren. In der Mannschaft waren also eigentlich kaum Absteiger.
Nach dem letzten Abstieg aus der 2. Liga 2019 schaffte der SVS den sofortigen Wiederaufstieg, der wegen eines Corona-Saisonabbruchs aber erst im Jahr 2021 Tatsache wurde. Doch es gibt in der Klubhistorie eben auch den anderen Fall, der nun wieder eingetreten ist: 1988/89 wurden die Sissacher ebenfalls als 2.-Liga-Absteiger in die 4. Liga durchgereicht.
Wiederauferstehung ist möglich
Fussball, Namen und Ligastruktur mögen sich verändert haben, aber Parallelen sind vorhanden. Auch damals machten viele 2.-Liga-Spieler den Gang ins Unterhaus nicht mit. Das Selbstvertrauen, das Präsident Christian Bussinger damals in einem «Volksstimme»-Interview nach der «Negativserie» angeschlagen sah, konnte Trainer Toni Di Biase bei seinen Spielern diese Saison auch nicht ausmachen. 301 Tage wartete das «Eins» des SV Sissach damals zwischen Herbst 1987 und Herbst 1988 auf einen Liga-Sieg, wie der heute noch für die «Volksstimme» tätige Berichterstatter damals festhielt. Der Sieg am 16. September vergangenen Jahres war gar der erste seit 329 Tagen. Die Gefahr, dass der «Lift noch einen Stock tiefer sausen könnte» («Volksstimme» vom 26. August 1988), begleitete den SV Sissach damals ebenso wie 2023/24 von Saisonbeginn weg – in beiden Fällen zu Recht, wie das Resultat zeigt.
Dass sich die Geschichte wiederholt, muss beim SV Sissach nicht dafür sorgen, dass er die Flinte ins Korn wirft. Vielmehr kann die Vergangenheit als Beispiel herhalten, dass Vereine auf die höchste regionale Bühne zurückkommen können: Im Jahr 1990 stieg der SVS wieder auf, aber gleich wieder ab. Ab1992 spielten die Sissacher in der 3. Liga und schafften es bald in die Aufstiegsspiele zur 2. Liga. Im neuen Jahrtausend ist der SVS dreimal (2005, 2017 und 2021) in die höchste regionale Spielklasse aufgestiegen und hat insgesamt elf Saisons dort verbracht. Das sind in diesem Zeitraum nur 2 weniger als die 13 in der 3. Liga, aus der er jetzt erstmals seit mehr als 30 Jahren wieder abgestiegen ist.