«Wie gesagt»
18.12.2025 Polizei«Ja, das habe ich auch schon irgendwo gelesen.» So lautet ein oft gehörter Einschub beim gepflegten Tischgespräch unter Weltund Baselbietverbesserern. Damit soll indirekt betont werden, für wie wichtig wir gerade in der heutigen Zeit der «News-Deprivation» ...
«Ja, das habe ich auch schon irgendwo gelesen.» So lautet ein oft gehörter Einschub beim gepflegten Tischgespräch unter Weltund Baselbietverbesserern. Damit soll indirekt betont werden, für wie wichtig wir gerade in der heutigen Zeit der «News-Deprivation» – in der Schweiz zählen 46 Prozent zu Nachrichten-Abstinenzlern – die Zeitungslektüre halten. Meist können wir dabei die Quelle nicht einmal genau benennen, obwohl diese Frage für mich früher immer zentral war.
Denn es zählt zu den Eitelkeiten der Journalisten (hier dürfen wir es getrost bei der männlichen Formulierung belassen), die «Primeurs» des eigenen Blatts zu feiern. Das sind Neuigkeiten, die man zuerst publiziert und welche die Konkurrenz anderntags zähneknirschend und mit Quellenangabe nachbeten muss. Dabei blenden die Zeitungsmacher gerne aus, dass die meisten Leserinnen und Leser ohnehin nur ihr Leibblatt konsumieren und deshalb einen Primeur nicht als solchen erkennen. Diese Selbstverliebtheit muss man ja nicht gleich so weit treiben wie die gestrige «bz» mit ihrem Inland-Titel «Bundesrat geht nach Recherchen von CH Medien über die Bücher». In solchen Fällen darf die Sprachpolizei auch einmal bei der Medienpolizei einspringen.
Kein Primeur ist, dass der FC Basel am vergangenen Sonntag erneut kein Tor geschossen hat. Die «bz» publizierte tags darauf zum Spielbericht ein Interview mit Flavius Daniliuc mit dem Titel «Das Letzte ist, dem Trainer die Schuld zu geben». Dass bei einer Torflaute ausgerechnet ein Verteidiger und kein Stürmer befragt wird, liegt daran, dass längst nicht mehr die Redaktionen, sondern der Club festlegt, wer den Medien Auskunft erteilt. Wenn dann Plattitüden wie «das muss ich ehrlich sagen» und «wie gesagt» abgedruckt werden, liegt allerdings alleine in der Verantwortung der Redaktion. Bitte streichen, bitte straffen!
Noch peinlicher ist jedoch, wenn am Dienstag ausgerechnet die Konkurrenz der «BaZ» mit einem Interview mit demselben Spieler nachdoppelt. Die Überschrift lautet «Das Letzte, was ich tun würde, ist, über den Trainer zu sprechen», und es folgen reihenweise gleiche Antworten. Ja, das habe ich auch schon irgendwo gelesen …
Jürg Gohl
