Widerstand gegen Wasserwerk
22.05.2025 OberdorfKomitee warnt vor noch mehr Schulden
Die Gemeinde Oberdorf soll mit Niederdorf eine neue Wasseraufbereitungsanlage für 4,6 Millionen Franken bauen – für eine sichere Versorgung auch in Trockenzeiten. Ein Gegnerkomitee warnt nun vor finanziellen Risiken und fordert die ...
Komitee warnt vor noch mehr Schulden
Die Gemeinde Oberdorf soll mit Niederdorf eine neue Wasseraufbereitungsanlage für 4,6 Millionen Franken bauen – für eine sichere Versorgung auch in Trockenzeiten. Ein Gegnerkomitee warnt nun vor finanziellen Risiken und fordert die Rückweisung der Vorlage.
Melanie Frei
In Oberdorf steht an der Gemeindeversammlung vom kommenden Montag eine wichtige Entscheidung an: Für 4,6 Millionen Franken soll im Gebiet z’Hof eine neue, moderne Wasseraufbereitungsanlage mit Leitungen gebaut werden – gemeinsam mit der Nachbargemeinde Niederdorf. Das Projekt ist Teil der kantonalen Wasserstrategie, die im Zuge des Klimawandels auf Vernetzung zwischen den Gemeinden und damit auf mehr Versorgungssicherheit in Trockenperioden setzt.
Trotz jahrelanger Planung und einem weitgehend ausgehandelten Wasserliefervertrag regt sich nun Widerstand: Das «Komitee für gesunde Gemeindefinanzen» fordert in Oberdorf die Rückweisung der Vorlage. Teil des fünfköpfigen Komitees ist Urs Vollmer, der schon Initiant des Referendumskomitees gegen den neuen Kunstrasen in Oberdorf war. Die Vorlage für einen Kredit in der Höhe von 530 000 Franken wurde am vergangenen Sonntag deutlich abgelehnt (die «Volksstimme» berichtete).
Die Kritiker argumentieren, Oberdorf verfüge über ausreichend Wasser in einwandfreier Qualität – auch in den kommenden Jahren. Die bestehende Infrastruktur sei funktionstüchtig, eine teure Erneuerung daher unnötig. Sie warnen zudem vor einem Schuldenanstieg von derzeit 19 auf 22 Millionen Franken bis 2029 sowie vor höheren Wassergebühren. Eine durchschnittliche Familie, so die Angabe des Komitees in einem Flugblatt, werde künftig pro Jahr rund 210 Franken mehr fürs Wasser bezahlen müssen. Der Wasserliefervertrag zeige eine fragliche Verbindlichkeit von Niederdorf auf und hätte negative finanzielle Folgen für Oberdorf.
«Fundierte Planung»
Ganz anders beurteilt Hannes Schweizer die Lage. Der Gemeinderat, der für das Bauwesen, die Raumplanung und den Verkehr verantwortlich ist, betont, das Projekt sei das Resultat einer fundierten, mehrjährigen Planung.
Hintergrund dieses Vorhabens ist eine Anfrage der Gemeinde Niederdorf aus dem Jahr 2017. Damals schlug sie vor, ein gemeinsames Wasserwerk mit Oberdorf zu bauen. Die damalige Oberdörfer Exekutive reagierte zwar grundsätzlich positiv, entschied aber jahrelang nichts Definitives. Mit einem neu zusammengesetzten Gemeinderat nahm das Projekt 2021 wieder Fahrt auf.
Die Zusage zum Projekt vor vier Jahren erfolgte unter der Bedingung, dass Niederdorf die Projektierung und Investitionen des Nordanschlusses von Hölstein bis zum neuen Wasserwerk in Oberdorf übernimmt. Die Realisierung des Nordanschlusses ist laut Schweizer von zentraler Bedeutung. Denn aufgrund der klimatischen Veränderungen, der Abnahme der Quellschüttungen und des Bevölkerungswachstumes seien beide Gemeinden in ein paar Jahren auf Fremdwasserbezug angewiesen.
Das geplante Wasserwerk trage wesentlich zur Versorgungssicherheit bei, so Schweizer. Zudem würde dank der Beteiligung von Niederdorf der Trinkwasserpreis von heute 1,50 auf lediglich 2,30 Franken pro Kubikmeter ansteigen, also nur moderat.
Der Wasserliefervertrag wurde laut Schweizer sowohl vom Oberdörfer als auch vom Niederdörfer Gemeinderat genehmigt und von einer juristischen Fachperson geprüft. Schweizer betont, die bestehende Infrastruktur in Oberdorf sei zwar noch knapp funktionstüchtig, aber überaltert und mittelfristig erneuerungsbedürftig. Die Chance, dass Niederdorf im Falle einer Ablehnung oder Rückweisung des Projekts in Oberdorf, ein eigenes, neues Wasserwerk baut, sei real. «Für unsere Trinkwasserversorgung wäre dieses Szenario verheerend», sagt Schweizer.
Die Gemeinde Oberdorf müsste die Verbindung nach Niederdorf selber projektieren und finanzieren, was Kosten von rund 2 Millionen Franken mit sich ziehen würde. Ausserdem müsste die jetzige Aufbereitungsanlage in ein paar Jahren so oder so erneuert werden. «‹Nach uns die Sintflut› ist kein politisches Programm», so Schweizer.
«Projekt ist überdimensioniert»
Urs Vollmer vom Gegnerkomitee stellt nicht in Abrede, dass die Wasseraufbereitung in die Jahre gekommen ist und saniert werden muss. Bloss sei die geplante Anlage unnötig überdimensioniert und zu teuer, da sie überwiegend auf den Bedürfnissen von Niederdorf basiere. «Die Technik, die vorgesehen ist, schiesst völlig über das Ziel hinaus.» Ein zweckmässigerer Neubau würde laut Vollmer die gute Wasserqualität auch garantieren.
Ob er nach dem Kunstrasen-Nein erneut die Mehrheit von seiner Ansicht überzeugen kann, wird sich am Montag zeigen.