Wer hält für das REK das Fähnlein hoch? Oberbaselbiet
19.09.2025 SissachVom U-Abo bis nach Olten bis zur Badistelle in der Ergolz
Mehr als 100 Ideen aus der Bevölkerung sind für das Räumliche Entwicklungskonzept (REK) des Vereins Region Oberbaselbiet zusammengekommen. Das Planerteam hat nun eine erste Priorisierung vorgenommen.
...Vom U-Abo bis nach Olten bis zur Badistelle in der Ergolz
Mehr als 100 Ideen aus der Bevölkerung sind für das Räumliche Entwicklungskonzept (REK) des Vereins Region Oberbaselbiet zusammengekommen. Das Planerteam hat nun eine erste Priorisierung vorgenommen.
Nikolaos Schär
Für den Verein Region Oberbaselbiet (ROB) steht einiges auf dem Spiel: Was bleibt am Ende dieses aufwendigen Prozesses mit Bevölkerung und Planern im Hinblick auf das Regionale Entwicklungskonzept übrig? Nur ein schönes Papier – oder der Anstoss für konkrete Projekte? Der Sissacher Gemeindepräsident und ROB-Präsident Peter Buser betonte am Panel vorgestern Abend: «Schlussendlich werden wir an den Resultaten gemessen.»
In der Bützenenhalle präsentierte das Planerteam einer überschaubaren Gruppe von 45 Personen eine erste Priorisierung in vier Handlungsfeldern. Die Teilnehmenden – darunter Landrätinnen, Landräte, Gemeinderäte und Vertreter des Kantons – gaben Rückmeldungen, ob das REK auf gutem Weg ist. Die Ideen wurden den Bereichen Verkehr, Siedlungsentwicklung, Landschaft und Freiraum sowie Regionalökonomie zugeordnet.
Am konkretesten waren die Erkenntnisse aus der Regionalökonomie, vorgestellt von Roman Frick vom Planungsbüro Infras. Eine Umfrage (Rücklaufquote 75 Prozent) unter den ROB-Gemeinden, bestehend aus 20 Gemeinden des Bezirks Sissach plus Diegten und Eptingen, ergab: 37 Prozent können sich eine vertiefte interkommunale Zusammenarbeit mittels (Teil-)Verwaltungsverbund vorstellen. 15 Prozent halten sogar eine Gemeindefusion für denkbar. Im Diegtertal werde eine Fusion zumindest erwogen, sagte Frick, ohne Namen zu nennen.
Wie der ROB diesen Prozess fördern will, blieb offen. Frick schlug vor, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die gemeinsame Positionen der Gemeinden erarbeitet, um geschlossen gegenüber dem Kanton aufzutreten und Forderungen zu platzieren. Die geplante Fusion von Rünenberg, Kilchberg und Zeglingen gilt es weiter zu unterstützen.
Weitere Ideen: ein Kulturpool, finanziert über einen Pro-Kopf-Beitrag der Gemeinden, um periodische Anlässe mit regionaler Ausstrahlung zu ermöglichen. Oder im Energiebereich könnte man Beratungsangebote bündeln und Bundesförderungen gezielter prüfen. Aus dem Publikum kam zudem der Hinweis, den Gesundheitsbereich stärker einzubeziehen – Stichwort Kantonsspital Liestal.
Besonders viele Inputs betrafen den Verkehr, wie Infras-Planer Matthias Tischler berichtete. Das Team priorisierte den Ausbau des öffentlichen Verkehrs: interkantonale Buslinien ins Fricktal, verstärkt geprüfte Rufbus-Angebote für Wochenenden und ein politischer Einsatz für eine Erweiterung des TNW-Abos nach Olten. Auch der Ausbau des Velonetzes und die Schulwegsicherung erhielten Gewicht. Ein dichtes Netz mit Anbindung an die Velovorzugsroute Sissach–Pratteln solle entstehen.
Zur angespannten Verkehrssituation auf der Talachse Sissach–Böckten–Gelterkinden erklärte Tischler, der Kanton habe die Planer kontaktiert und deren Erkenntnisse aufgenommen. Nun bestehe für die Gemeinden die Chance, eigene Vorstellungen einzubringen. Im Zuge der Sanierung des Umfahrungstunnels Sissach (2030er-Jahre) stehen auch Projekte wie die Ergolzstrasse Gelterkinden–Ormalingen, die Ortsdurchfahrt Böckten sowie der Roseneckkreisel in Gelterkinden an.
Eine Badestelle für Sissach?
Im Bereich Siedlungsentwicklung wurde ein Pilotprojekt für einen Gestaltungsrichtplan Dorfentwicklung präsentiert. Laut Roman Hanimann könnte dieser eine Grundlage bieten, um die Ortskerne sanft weiterzuentwickeln: zeitgemässes Wohnen, verbunden mit der Bewahrung historischer Ortsbilder. Gemeinden könnten Grundstücke sichern, um generationenübergreifende Wohnformen zu fördern. Der ROB könnte zudem die Koordination bei Innenverdichtungen von Bahnhofsarealen übernehmen oder Grundeigentümer bei Umnutzungen unterstützen.
Aus der Bevölkerung kam mit Nachdruck die Forderung nach einer Badestelle in der Ergolz. Zwar gelten strenge Vorgaben (Hochwasserschutz, Gewässerraum), doch Landschaftsarchitekt Raphael Aeberhard zeigte sich überzeugt, dass bei übergeordnetem Interesse ein Projekt möglich sei. Eine erste Skizze deutet einen Standort oberhalb der Sissacher Kläranlage auf Gewerbegebietsseite an. Für ein realistisches Projekt brauche es eine Zentrumsgemeinde, so Aeberhard. Weitere Ideen betreffen die Förderung von «Schwammlandschaften» durch Synergien in Land- und Forstwirtschaft.
Noch ist vieles vage. Die Planer betonten, es handle sich um einen ersten Schritt zur Konkretisierung. Die Priorisierung der Gemeinderäte wird nun mit den Rückmeldungen der Teilnehmenden überarbeitet. «Die Kunst ist es, den engagierten Leuten das Gefühl zu geben, dass die Region hinter ihnen steht», sagte Roman Frick. Das REK solle Initiativen von Privaten und Behörden aufnehmen und auf die regionale Ebene heben, ergänzte Aeberhard.
Neue Regeln brauche es nicht, sondern ein Aufzeigen von Schnittstellen.
Unter den Teilnehmenden stellte sich die Frage der Finanzierung. Aeberhard sagte, das Planerteam könne lediglich Kostenschätzungen und Finanzierungsoptionen aufzeigen. Wie das REK weitergeführt wird, entscheide der Verein. Und genau da liege die entscheidende Frage: «Wer hält das Fähnlein hoch für das REK?»
ROB-Präsident Buser kündigte an, dass bei der Präsentation des fertigen Entwicklungskonzepts im ersten Quartal 2026 erste konkrete Projekte mit Arbeitsgruppen starten sollen. Die Priorisierung helfe, dass das Vorhaben nicht versande.
Der Tatbeweis, dass sich der Aufwand lohnt, muss noch erbracht werden. Zumal beim dritten Panel von dieser Woche die Teilnahme abnahm und zur Hälfte aus Politikern bestand, wurde die Frage gestellt, wie repräsentativ die Beteiligung überhaupt ist. Buser zeigte sich dennoch überzeugt, dass das REK die Identität der Region stärkt und die Gemeinden selbstbewusster gegenüber dem Kanton auftreten lässt.