Wenn Reisen Spuren hinterlassen
04.11.2025 BaselEine Ausstellung von Sabine Pegoraro verbindet Tierfotos mit medizinischer Aufklärung
Aus einer Reiseerkrankung wurde Kunst: Im Basler Zentrum für Tropen- und Reisemedizin zeigt Sabine Pegoraro 33 Tieraufnahmen – und lenkt damit den Blick auf die unsichtbaren Gefahren des ...
Eine Ausstellung von Sabine Pegoraro verbindet Tierfotos mit medizinischer Aufklärung
Aus einer Reiseerkrankung wurde Kunst: Im Basler Zentrum für Tropen- und Reisemedizin zeigt Sabine Pegoraro 33 Tieraufnahmen – und lenkt damit den Blick auf die unsichtbaren Gefahren des Reisens, von Malaria bis Fuchsbandwurm.
Regula Vogt-Kohler
Wer in exotische Gefilde reist, bringt manchmal auch Souvenirs der unerfreulichen Art mit nach Hause. So waren es Beschwerden nach Fotosafaris in entlegenen Regionen, die Sabine Pegoraro das Zentrum für Tropenund Reisemedizin in Basel aufsuchen liessen. Die leidenschaftliche Fotografin und frühere Regierungsrätin zeigte Andreas Neumayr ihre Tierbilder, in denen der Co-Leiter des Zentrums Material für eine Ausstellung sah. Für ein Jahr schmücken nun 33 Aufnahmen die Wände der Zentrumsräumlichkeiten im zweiten Stock des Turmhauses am Basler Aeschenplatz.
In die Ausstellung geschafft haben es Bären, Tiger, Gorillas, Jaguare, Leoparden, Löwen und exotische Vögel wie Tukane und Schuhschnäbel. Pinguine, die neben Gorillas an der Ausstellungseröffnung im Zentrum standen, sind nicht vertreten, weil Pegoraro die Fotos als «nicht schön genug» taxierte.
Aufenthalte in weit entfernte Gegenden bergen Risiken für Mensch und Tier. Das Klima macht zu schaffen, und Krankheitserreger werden mangels Anpassung des Immunsystems zur tödlichen Gefahr. Ein Beispiel dafür ist die Vogelmalaria. «Sie ist weltweit in Zoos ein Thema», berichtete Christian Wenker, leitender Tierarzt im Zoo Basel, an der Ausstellung. Besonders betroffen sind Brillenpinguine, die das ganze Jahr draussen verbringen.
Die Basler Brillenpinguine erhalten während der Mückensaison von April bis Oktober eine Malariaprophylaxe in Form von Tabletten mit dem Futterfisch. Die vorbeugende Massnahme wirkt, wie eine Studie in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut gezeigt hat. Die Forschungsarbeit hat auch den Überträger des Erregers der Vogelmalaria entlarvt: Es ist die Gemeine Hausmücke.
Für den Menschen sind andere Malariaerreger eine Gefahr. Im Vordergrund steht die durch den Erreger Plasmodium falciparum ausgelöste Malaria tropica. Die Übertragung erfolgt durch Anophelesmücken.
Gemüse aus dem Steamer
In der Schweiz werden jährlich rund 200 bis 300 Malariafälle verzeichnet, die meisten werden aus Westafrika importiert. Mückenschutz sei die wichtigste vorbeugende Massnahme, führte Esther Künzli, Co-Leiterin des Zentrums für Tropen- und Reisemedizin, aus. Wer in ein Gebiet mit hohem Malariarisiko reist, sollte sich zudem einer medikamentösen Prophylaxe unterziehen. Wer bei oder nach einem Aufenthalt in einem Malariagebiet Fieber entwickelt, soll sich in ärztliche Behandlung begeben, damit Malaria unverzüglich ausgeschlossen oder gegebenenfalls diagnostiziert werden kann. Neben Fieber löst Malaria unspezifische Symptome aus. Es brauche deshalb eine Blutuntersuchung, sagte Künzli. Weil die Parasitenlast im Blut exponentiell zunehme, sei schnelles Handeln wichtig.
Mit dem Fuchsbandwurm stellt ein weiterer Parasit den Zoo Basel vor Herausforderungen. Im Falle eines erkrankten und schliesslich verstorbenen Gorillaweibchens stellte sich heraus, dass das Tier unter einem Fuchsbandwurm gelitten hatte. Während ein fuchssicherer Zaun seit ein paar Jahren Füchse vom Zolli fernhält, gelte nun der Fokus dem pflanzlichen Material, das hereinkomme, erläuterte Zolli- Tierarzt Christian Wenker. So werde nun Saftgemüse eine halbe Stunde lang bei 70 Grad im Steamer gekocht.
Der Fuchsbandwurm, dessen Verbreitung mit dem Anwachsen der Fuchspopulation seit den 1980ern zunimmt, sei auch für den Menschen gefährlich, so Wenker. Neumayr wies auf die beschränkten Behandlungsmöglichkeiten hin. Befallen ist oft die Leber. Neben einer (nicht immer möglichen) operativen Entfernung des Wurms stehen Medikamente zur Verfügung, die den Parasiten aber nicht eliminieren, sondern dessen Wachstum hemmen bzw. verhindern.
Reisemedizin am Aeschenplatz
rv. Das Zentrum für Tropen- und Reisemedizin, die medizinische Abteilung des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH), befindet sich seit dem 3. Januar 2024 im Turmhaus am Basler Aeschenplatz (Aeschenplatz 2). Das Angebot umfasst Beratung vor einer Reise, nach Rückkehr die medizinische Betreuung bei Erkrankung und eine allgemeine Impfberatung. Dazu kommen konsiliarische Dienste für medizinisches Fachpersonal sowie Fort-und Weiterbildungen.

