Wenn die Gondeln zur Freude tragen
09.02.2024 LäufelfingenLehrling baut einen professionellen Seilbahn-Prototypen
Seit klein auf ist Gabriel Weber von der Seilbahntechnik fasziniert. Im Rahmen seiner Lehre zum Seilbahnmechatroniker baut er im Garten seiner Freundin in Läufelfingen eine professionell betriebene Seilbahn im Massstab 1:32.
...Lehrling baut einen professionellen Seilbahn-Prototypen
Seit klein auf ist Gabriel Weber von der Seilbahntechnik fasziniert. Im Rahmen seiner Lehre zum Seilbahnmechatroniker baut er im Garten seiner Freundin in Läufelfingen eine professionell betriebene Seilbahn im Massstab 1:32.
Sander van Riemsdijk
Schon im Kindergartenalter übte die Seilbahn eine grosse Faszination auf den heute 19-jährigen Gabriel Weber aus Galgenen im Kanton Schwyz aus. Er war zehn Jahre alt, als er seine erste Modell-Seilbahnanlage bekam: Eine handbetriebene Säntis-Pendelbahn. «Es waren die imposant wirkenden Kräfte, die ausgetüftelte Mechanik sowie die unterschiedlichsten elektrischen Systeme, die mich schon früh beeindruckten», sagt Weber. Damit war sein beruflicher Weg vorgezeichnet. Im Alter von 15 Jahren begann er die vierjährige Lehre als Seilbahnmechatroniker. Diese Spezialisten sind für einen reibungslosen und sicheren Betrieb von unter anderem Standseilbahnen und Luftseilbahnen zuständig.
Aufgewachsen und immer noch wohnhaft in Galgenen, sollte die Liebe ihn dann später ins Baselbiet führen. Seine Freundin Silvie Mohler, die bei ihren Eltern im Einfamilienhaus an der Eptingerstrasse in Läufelfingen lebt, lernte er an einem Geburtstagsfest in Marbach (SG) kennen. «Sie ist die Cousine meines besten Freundes», sagt der angehende Seilbahnmechatroniker. Dazumal konnte er nicht ahnen, dass der Garten in Läufelfingen noch einen bedeutenden Platz in seiner Ausbildung einnehmen würde.
Momentan führt Gabriel Weber ein richtiges Nomadenleben. Er pendelt zwischen seinem Lehrort Disentis am Lukmanierpass und seinem Wohnort hin und her, die Wochenenden verbringt er hier in Läufelfingen. Mehrere Wochen im Jahr fährt er zudem nach Meiringen, wo sich das Ausbildungszentrum von Seilbahnen Schweiz befindet.
Eine Seilbahn selber bauen
Den praktischen Teil seiner Lehre absolviert Gabriel Weber in einer Werkstatt auf dem «Scopi», einem fast 3200 Meter hohen Berg in den Adula-Alpen östlich vom Lukmanierpass, der mit einer 3 Kilometer langen Seilbahn zu erreichen ist. Da die Seilbahn relativ neu ist, braucht es fast keine Reparaturarbeiten. Dies hat zur Folge, dass die für einen erfolgreichen Abschluss seiner Lehre praktischen Fächer wie Schweissen, Drehen und Fräsen kaum gelernt werden können. «Dann sah ich den grossen Garten und da kam bei mir die Idee, selbst eine Seilbahn zu bauen. So konnte ich die handwerklichen Techniken im Kleinen erlernen», sagt Gabriel Weber. Die Idee fiel auch bei den Eltern von Silvie auf fruchtbaren Boden und so konnte vor drei Jahren mit dem Bau der Anlage begonnen werden.
Die Seilbahn im Massstab 1:32 steht kurz vor der Vollendung. Es ist ein einzigartiges Bauwerk mit 23 Gondeln, 3 Lastbarellen und 12 Sesseln, in welches bis heute 850 Stunden Steuerungsbau und 400 Stunden Mechanik investiert wurden. Eine grosse eiserne Fachwerkstütze inmitten der Strecke hält die Seile in Position. Die Steuerung mit drei Mal 230 Volt wurde professionell zusammengebaut. «Bis zur definitiven Fertigstellung müssen die Steuerungen noch ausgebessert werden. Es braucht mehr Sensoren und eine Schalterleitung.»
Der Bau der Anlage ist teuer: «Ohne Sponsoren wäre das Projekt Seilbahn nicht zu realisieren gewesen», so Weber. Insgesamt 18 Sponsoren waren vom Bau der Bahn derart begeistert, dass sie diese finanziell und mit Materialien, wie den Steuerungskasten des Hauptantriebs, unterstützen. Den Rest muss Gabriel Weber selber berappen, was mit seinem Lehrlingslohn eine stete Herausforderung bedeutet.
Die Idee, zum Läufelfinger 800-Jahre-Jubiläumsfest im Jahr 2026 eine Seilbahn zur Homburg zu bauen, hat Weber bis jetzt nur aus der Zeitung vernommen. Im Läufelfinger Quartier seiner Freundin ist die Seilbahn unterdessen jedoch ein Begriff und immer wieder Anziehungspunkt für Schaulustige. Weber plant im Sommer eine offizielle Eröffnung, zu der neben den Sponsoren auch die Nachbarschaft eingeladen wird.
Die Schweizer Seilbahnen sind vom demografischen Wandel betroffen. Viele Fachkräfte verabschieden sich sukzessive in die Pension. Um die Vakanzen wieder zu besetzen, hat die Seilbahnbranche erstmals eine nationale Kampagne unter dem Motto «Alpine Tech Heroes» lanciert. Diese hat zum Ziel, Jugendliche für die Seilbahnberufe zu begeistern.
Berufe in der Schweizer Seilbahnbranche: www.alpinetechheroes.ch
Tag der offenen Tür: 18. und 22. März.
Seilbahn zur Homburg
svr. 2026 feiert das Tunneldorf Läufelfingen sein 800-Jahre-Jubiläum. Für die Umsetzung der Feierlichkeiten hat sich eine Konzeptgruppe gebildet, die für das Fest Ideen sammelt. Dabei wurde unter anderem eine Seilbahn von Läufelfingen zur Homburg in Betracht gezogen. Auf Nachfrage liess Thomas Faulstich, Vorstandsmitglied des Vereins «Läufelfingen pro.aktiv», verlauten, dass diese Idee unterdessen wieder verworfen worden ist. Ein solches Projekt ist neben den vielen Auflagen und den hohen Kosten in einer so kurzen Zeitspanne schlicht nicht realisierbar, sagt er. Unterdessen ist ein Grobkonzept ausgearbeitet worden und die Vorbereitungen für das grosse Fest sind im zeitlichen Rahmen.