Wenn der «Büffel» die Arbeit übernimmt
16.09.2025 DiegtenDie Bürgergemeinde lud ein zur Revierbegehung
Die zunehmenden Trockenjahre hinterlassen auch in den Wäldern des oberen Diegtertals ihre Spuren und fordern die Forstleute in zunehmendem Mass.
Elmar Gächter
Martin Krähenbühl ist seit ...
Die Bürgergemeinde lud ein zur Revierbegehung
Die zunehmenden Trockenjahre hinterlassen auch in den Wäldern des oberen Diegtertals ihre Spuren und fordern die Forstleute in zunehmendem Mass.
Elmar Gächter
Martin Krähenbühl ist seit mehr als 30 Jahren Revierförster und verantwortet in dieser Rolle die operative Leitung des Zweckverbands Forstrevier oberes Diegtertal. Am Freitagnachmittag führte er Behördenmitglieder der beteiligten Bürger- und Einwohnergemeinden zu verschiedenen Einsatzorten. Die Bürgergemeinde Diegten hatte zur jährlichen Waldbegehung eingeladen, wobei der Schwerpunkt auf dem Einsatz von Maschinen im Forstgebiet und der Jungwuchspflege lag. Unter dem zunehmenden finanziellen Druck und dem Fachkräftemangel schreitet die Mechanisierung in der Waldbewirtschaftung fort. Ein eindrückliches Beispiel hierfür ist im Gebiet der Waldhütte Diegten zu finden. Hier übernimmt eine selbstfahrende Forstraupe, die mit einem Mulchgerät ausgestattet ist, einen Grossteil der anstrengenden Arbeiten wie das Auslichten mit Fadenmäher.
Daniel Hachen, Präsident der Bürgergemeinde Diegten und ausgebildeter Forstwart, bedient als Maschinist einer Firma in Wittinsburg die rund 2,5 Tonnen schwere und 180 000 Franken teure Raupe mit Mulchgerät – im Fachjargon «Büffel» genannt – zielsicher mit einer Fernbedienung durch die Sträucher der Armenischen Brombeere, wobei ein Bodenabstand von 2 bis 4 Zentimetern eingehalten wird. «So vermeiden wir Erosion und schaffen eine wertvolle Mulchschicht, die das Austrocknen des Bodens weitgehend verhindert», erklärt Hachen. Die Maschine ist seit Kurzem mit einer Traktionswinde ausgerüstet, die sicheres Arbeiten auch in steilem Gelände ermöglicht.
Martin Krähenbühl thematisiert auch die Notwendigkeit von Zwangsnutzungen und zeigt am Beispiel des Areals unterhalb des Hofs Bantenholden westlich von Diegten auf, dass aus Sicherheitsgründen auf einer Fläche von rund 2 Hektaren alle dort wachsenden Bäume, überwiegend Buchen, gefällt werden mussten.
Wie an vielen anderen Orten, so gingen auch hier die Schäden auf die Trockenjahre zurück, die wir seit 2018 vermehrt erleben. Rund 480 Kubikmeter Holz wurden geerntet, das meiste davon musste aber als Hackholz verkauft werden. «Ein deutliches Zeichen für das Absterben der Buchen sind die dürren Äste. Wenn der Saftstrom, also der Transport von Wasser und Nährstoffen von den Wurzeln über das Xylem zu den Blättern unterbrochen ist, erholen sie sich nicht mehr», erklärt Krähenbühl.
2200 Jungbäume pflanzen
Die grosse Fläche ist 2022 im Rahmen eines Wiederherstellungsprojekts entstanden, konnte jedoch aufgrund anderer dringender Aufgaben und fehlender Jungpflanzen bisher nicht neu bepflanzt werden. Obwohl die Fläche inzwischen grün ist, geschieht dies grösstenteils durch alte Wurzelstöcke, sogenannte Stockausschläge, und durch die Armenische Brombeere, weshalb ein Abmulchen notwendig ist. Die Arbeiten im steilen Gelände werden mit einem 16 Tonnen schweren Schreitbagger mit Mulchvorrichtung durchgeführt. Ab Ende September sind die ersten 2200 Jungbäume zur Neubepflanzung geplant.
Diese Neubepflanzung erfolgt nach klaren Richtlinien: Mindestens vier Baumarten müssen klimatauglich sein, um die Vorgaben des Kantons zu erfüllen. «Welche dies sind und ob die Flächen von Hand oder mit der Maschine gepflegt werden, bleibt den Forstbetrieben überlassen», erklärt Manuel Lauber, Kreisforstingenieur des Kreises 3 Jura. Krähenbühl setzt in seinem Wald auf eine möglichst breite Palette von Baumarten, darunter Linden – sein Lieblingsbaum – Föhren, Nussbäume, Lärchen oder Douglasien sowie seltene Arten wie Birnen, Wildobst, Elsbeeren und Speierlinge. Ziel ist, das Risiko auf mehrere Arten zu verteilen. «Buchen werde ich vorläufig nicht mehr pflanzen, es sei denn, wir finden geeignete Jungpflanzen aus dem Mittelmeerraum», so der Revierförster.
Martin Krähenbühl denkt beim Thema Wald langfristig. «Als Förster profitiere ich von den früheren Generationen, und ich möchte meinen Nachfolgern etwas hinterlassen. Wir schlagen nur so viel Holz, wie im Lauf eines Jahres nachwächst.» Er freut sich, wenn sich unter den rund 5000 Kubikmetern Schlagholz, die er jährlich erntet, ein Hotspot an hochwertigem Riegelholz findet, das Käufer aus ganz Europa interessiert. Das Holz findet sich in der Nordwestschweiz selten, gerade einmal zu 1 Promille der gesamten Ernte.
Besorgt über die Nachfolge
emg. Im Zweckverband Forstrevier oberes Diegtertal hat die Bürgergemeinde Diegten 3 Sitze, die Bürgergemeinde Eptingen und die Einwohnergemeinde Tenniken je 2, die Gemeinde Känerkinden einen Sitz. «Der Verband ist schuldenfrei und hat dieses Jahr zwei neue Fahrzeuge, Traktor und Mannschaftsfahrzeug, ersetzt», hält Präsident Thomas Grüter aus Tenniken fest. Eine grosse Herausforderung stelle sich, wenn Revierförster Martin Krähenbühl spätestens in fünf Jahren aus Altersgründen zurücktrete. Die jährliche Forstrevierbegehung mit allen Behördenmitgliedern der beteiligten Gemeinden dient nicht zuletzt dem Austausch.