Weltformat im Marabu
31.01.2025 Gelterkinden«Ohne Rolf» zu Gast mit ihrem morbiden Programm
Mit rund 1000 Plakaten im Handgepäck hat das Luzerner Kabarett-Duo «Ohne Rolf» im Gelterkinder Marabu Station gemacht und das Publikum mit seiner wortlosen Kunst unterhalten. Das aktuelle Programm, ihr fünftes, ...
«Ohne Rolf» zu Gast mit ihrem morbiden Programm
Mit rund 1000 Plakaten im Handgepäck hat das Luzerner Kabarett-Duo «Ohne Rolf» im Gelterkinder Marabu Station gemacht und das Publikum mit seiner wortlosen Kunst unterhalten. Das aktuelle Programm, ihr fünftes, spielt erst am Rande, danach ganz im Jenseits, wo es offenbar ganz lustig sein muss.
Jürg Gohl
Geht Kabarett ohne Worte? Seit über 20 Jahren kennen wir die Antwort. Damals stieg das Luzerner Duo «Ohne Rolf» mit seinem ersten Programm in die Kleinkunsttheater runter. Inzwischen ist das Paar bei seiner fünften Produktion angelangt und füllt mit seinem irrwitzigen Schlagabtausch via Plakate längst auch grössere Säle. Gelterkinden darf stolz darauf sein, dass die beiden Kabarettisten Jonas Anderhub und Christof Wolfisberg auch dieses Jahr im Marabu Station machen. Am Mittwoch war es wieder so weit.
Das Programm verrät mit seinem Titel «Jenseitig» bereits zweierlei: Das Duo liebt es, in seinen Überschriften wie «Blattrand» und «Schreibhals» mit reichlich Wortwitz auf sein eigenwilliges Handwerk hinzuweisen. Zudem spielt das Programm in seiner ersten Hälfte noch knapp im Diesseits, im zweiten aber im Jenseits.
Plakat-Kunst
Grob zusammengefasst: Jonas – die beiden Kabarettisten verwenden auf der Bühne ihre bürgerlichen Vornamen – ist gestorben. Und so möchte sich sein Freund Christof auch das Leben nehmen, um wieder mit Jonas vereint zu sein – Julia und Romeo, ein anderes Bühnenpaar, machten es ihnen schliesslich vor. Doch alle Versuche scheitern, weil Jonas als Geist das zu verhindern weiss. Im zweiten Teil des Programms treffen sie sich im Himmel und streiten sich, wer von beiden Gott sei und das Sagen habe. Die reale Welt, das Diesseits, ist noch mit alten Plakaten vollgepflastert, im Himmel, dem Jenseits, ist die Bühne aufgeräumt.
Ihre Dialoge führen die beiden nur über die Plakate im A1-Format. In Streu-Gags geht es mal kleiner, und einmal sogar grösser. «Zusammen sind wir Weltformat» ist dann zu lesen, eines der vielen Wortspiele, die «Ohne Rolf» immer wieder überraschend einstreuen. Mal ist die Schrift gefettet, um damit eine erhöhte Lautstärke zu signalisieren, oder aber zu Beginn verschwommen, weil die Worte des Geistes nur an das Publikum, nicht aber an den lebensmüden Christof gerichtet sind.
Ihre Verbundenheit, die durch ihre ewigen «Zickeleien» nur noch unterstrichen wird, betonen sie mit Plakaten wie «Du bist das Tippex auf meinen Fehlern» oder «Du bist das É auf meinem Apéro.» Zu Beginn, vor der Pause beim «Flugi»-Falzen und dann am Schluss beim «Gedankenfischen» wird das Gelterkinder Publikum einbezogen. Dabei kann das Duo reagieren, als ob es die spontanen Antworten vorausgeahnt hätte.
Auch in Deutschland gefragt
Erstaunlicherweise verzichten die beiden Künstler darauf, mit übertriebener Mimik das wortlose Spiel zu ersetzen. Viel eher bestimmen sie mit dem wechselnden Rhythmus die Dynamik des Abends. Rechnet man die «Strichli»-Liste der gezeigten Plakate innert fünf Minuten hoch, dann ergeben sich rund 1000 Plakate. «Stimmt», sagt Christof Wolfisberg, der nach der Vorstellung tatsächlich wieder sprechen kann und sprechend sogar als Solo-Kabarettist unterwegs ist.
«Ohne Rolf» zeigen ihr «Jenseits» vorerst nur noch ein Mal. Danach melden sie sich mit ihren nächsten Programm vor allem im Raum Luzern schweigend zu Wort. Im Herbst folgt in Berlin ihre Deutschland-Premiere. Am Abend davor nehmen sie in Leipzig noch den «Lachmessepreis» entgegen. Es ist nicht zu übersehen: Ihre spezielle Kunst macht nicht nur im Marabu, sondern auch dort das Publikum sprachlos.