Weil Gäste fernbleiben
28.03.2025 SchweizDie Zahl der Gäste, die sich für einen 1.-August-Brunch anmelden, aber nicht erscheinen, hat zugenommen. Auch im Oberbaselbiet haben einige Landwirtschaftsbetriebe mit «No-Shows» zu kämpfen. Der Schweizer Bauernverband reagiert.
Janis Erne
...Die Zahl der Gäste, die sich für einen 1.-August-Brunch anmelden, aber nicht erscheinen, hat zugenommen. Auch im Oberbaselbiet haben einige Landwirtschaftsbetriebe mit «No-Shows» zu kämpfen. Der Schweizer Bauernverband reagiert.
Janis Erne
«Zmörgele» in ländlicher Umgebung: Der 1.-August-Brunch auf einem Bauernhof ist für viele Menschen der perfekte Start in den Schweizer Nationalfeiertag. Die Anlässe erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Mit der hohen Nachfrage kann das Angebot jedoch kaum mithalten, heisst es beim Schweizer Bauernverband (SBV). Der Grund: Es gibt weniger Gastgeber als früher.
Das liegt nicht nur daran, dass die Anzahl der Landwirtschaftsbetriebe generell zurückgegangen ist, sondern auch an der steigenden Arbeitsbelastung auf den Höfen. Zudem hätten sich einige langjährige Gastgeber nach der coronabedingten Pause entschieden, auszusteigen, schreibt Andrea Camadini auf Anfrage der «Volksstimme». Sie ist beim Schweizer Bauernverband für den 1.-August-Brunch verantwortlich.
Platzangebot reduziert
Camadini erwähnt einen weiteren Aspekt, der die Organisation zur Herausforderung macht: Gäste, die trotz Anmeldung nicht erscheinen und eine finanzielle Lücke hinterlassen. In den vergangenen Jahren erhielt der SBV vermehrt Rückmeldungen von Gastgebern zu Problemen mit sogenannten «No-Shows». «Dies ist besonders ärgerlich, wenn der Brunch ausgebucht ist und bereits Absagen an Interessenten ausgesprochen wurden», so Camadini.
Auch im Oberbaselbiet bieten einige Landwirtschaftsbetriebe einen 1.-August-Brunch an. Anfragen der «Volksstimme» zeigen, dass «No-Shows» auch hier vereinzelt ein Problem darstellen. Insbesondere bei schlechtem Wetter, wie Dolores Handschin vom Hofgut Grosstannen in Bubendorf sagt. Vor zwei Jahren sei es extrem gewesen, als zwei Gruppen mit insgesamt 20 Personen unangekündigt nicht erschienen seien. Seither bittet Handschin die Gäste darum, sich abzumelden, falls sie nicht kommen können. Die Handschins haben ihr Platzangebot von rund 350 auf 200 bis 250 Personen reduziert. Zum einen, weil es schwieriger geworden ist, genügend Helfer zu finden, zum anderen, weil sie sich auf die Gaststube fokussieren und kein Zelt mehr aufstellen. Das gibt ihnen mehr Planungssicherheit. Wenn nämlich Plätze im Zelt frei blieben, bedeutete dies nicht nur weniger Einnahmen, sondern auch unnötige Ausgaben für das Zelt.
Auf anderen Bauernhöfen fallen «No-Shows» weniger ins Gewicht. «Gäste, die trotz Anmeldung nicht erscheinen, haben wir jeweils ganz wenige», sagt Myriam Gysin vom Neuhof in Lausen. Ihre Familie bietet den Brunch seit rund 20 Jahren an. Inzwischen gibt es viele Stammgäste, die jedes Jahr kommen. Seit Corona führen die Gysins den Brunch in zwei Schichten durch und verpflegen am Nationalfeiertag insgesamt rund 360 Personen. 20 bis 30 Familienmitglieder und Freunde helfen jeweils mit.
Spontangäste füllen Lücke
Auch bei Susanne Strub auf dem Mattenhof in Häfelfingen sind «No-Shows» eine Seltenheit. «95 Prozent der angemeldeten Gäste kommen auch tatsächlich», sagt Strub, die den Brunch seit 2014 regelmässig anbietet. Bleiben unerwartet Plätze frei, werden diese meist durch spontane Gäste wie Wanderer oder Bekannte besetzt. Sollte dennoch Essen übrig bleiben, könnten Familienmitglieder und Freunde eingeladen werden – so würde es jedenfalls Martina Nussbaumer-Kusch vom Zwillmatthof in Wisen handhaben.
Sind «No-Shows» im Oberbaselbiet kein weit verbreitetes Problem, weil die Gastgeber womöglich alle Gäste persönlich kennen? Nicht wirklich. Alle angefragten Landwirtinnen sagen, sie kennen bei Weitem nicht alle Gäste. Susanne Strub erzählt, dass jeweils Besucher aus der ganzen Schweiz den Weg zum Häfelfinger Mattenhof finden. «Unser Publikum ist international», sagt sie. So kommen auch Expats, etwa aus Indien, für den 1.-August-Brunch ins Oberbaselbiet. Das mache den Anlass aus, so Strub: «Verschiedene Kulturen kommen zusammen und lernen das Leben und Arbeiten auf dem Land kennen.»
Auch wenn fernbleibende Gäste im Oberbaselbiet eher eine Randerscheinung sein mögen, ist das Problem real. Der Schweizer Bauernverband spricht von Klagen über «No-Shows» aus verschiedenen Kantonen wie Luzern, Zürich oder Schaffhausen. Betroffen seien Betriebe jeglicher Grösse.
Um betroffene Landwirtinnen und Landwirte zu unterstützen, hat der SBV eine Ticket-Plattform aufgebaut, welche dieses Jahr erstmals genutzt werden kann. Sie soll nicht nur die Administration erleichtern, sondern auch dafür sorgen, dass die Gastgeber die Bezahlung garantiert erhalten. Auf der Plattform müssen die Gäste nämlich im Voraus bezahlen.
Landwirtschaftsbetriebe, die einen 1.-August-Brunch anbieten wollen, können sich noch bis Ende April anmelden: www.bauernportal.ch