«Ebenrain» hat Kurse gestrichen
Mit seinen Webkursen hat der «Ebenrain» dafür gesorgt, dass die in der Region einst bedeutende Posamenterei nicht in Vergessenheit gerät. Aus Platzmangel sind die Webstühle nun ausquartiert worden. Kurse gibt es weiterhin ...
«Ebenrain» hat Kurse gestrichen
Mit seinen Webkursen hat der «Ebenrain» dafür gesorgt, dass die in der Region einst bedeutende Posamenterei nicht in Vergessenheit gerät. Aus Platzmangel sind die Webstühle nun ausquartiert worden. Kurse gibt es weiterhin – in Basel.
lug./ch. «Die einte mache Bändel, Die andre schaffe s’Feld», heisst es in der dritten Strophe des Baselbieterlieds. Die Bändel beziehen sich auf die Posamenterei, das Weben von seidenen Bändern. Die Seidenbandweberei wurde in Heimarbeit und in Fabriken betrieben und war vom frühen 18. bis ins 20. Jahrhundert ein Haupterwerbszweig in der Nordwestschweiz.
Heute erinnern vorwiegend Webstühle in Museen an die Blütezeit der Posamenterei. Damit das traditionelle Handwerk nicht in Vergessenheit gerät, hatten Webkurse einen festen Platz im Kurs- und Weiterbildungsprogramm des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung. Hatten.
Wie eine aufmerksame Leserin der «Volksstimme» feststellte und es in einem Leserbrief bedauerte, wurde das Weben nun aus dem Kursprogramm gestrichen. Es sei beschämend für den Posamenterkanton Baselland, kein Interesse mehr an diesem wichtigen Kulturgut zu haben.
Grund dafür seien Platzprobleme, wie Kerstin Zuk, Leiterin Ernährung und Tagungsstätte am «Ebenrain» auf Anfrage erklärt. Seit vergangenem Sommer biete das Zentrum neu das «Brückenangebot Ebenrain» an. Dadurch seien zwei zusätzliche Schulklassen sowie zusätzliches Lehrpersonal an den «Ebenrain» gekommen. «Die Räumlichkeiten sind seither stark beschränkt», so Kerstin Zuk. Es fehlten Gruppenarbeitsräume, Arbeitsplätze und Aufenthaltsmöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler während der Pausen. Aus Mangel an Alternativen sei der Aufenthaltsraum im ehemaligen Webraum im Untergeschoss des Schulgebäudes eingerichtet worden.
Webkurse in St.-Alban-Vorstadt
«Uns war es ein grosses Anliegen, dass die Webstühle weiterhin genutzt werden», sagt Zuk. Daher habe man für die Webstühle andere Räumlichkeiten mit ausreichend Platz und Tageslicht gesucht. Am «Ebenrain», an anderen Schulen oder bei anderen Organisationen hätten aber keine passenden und bezahlbaren Räume gefunden werden können. Daraufhin habe Kursleiterin Tabea Tscharland den grössten Teil der Weberei übernommen und Kursteilnehmerinnen hätten zwei weitere Webstühle erworben.
Tscharland biete ihre Webkurse jetzt statt in Sissach in ihrem Atelier in der St.-Alban-Vorstadt in Basel an. Informationen dazu gibt es auf Tabea Tscharlands Website (www.tscharland.net). Immerhin: Zwar befinden sich die Webstühle nun nicht mehr am «Ebenrain», doch sind sie weiterhin in Gebrauch und das Handwerk wird so weitergegeben.