Wasser, Sprungbrett, Cola-Frösche
17.10.2025 SissachDas ist Sissach (41. Teil) | Erinnerungen an die älteste Badeanstalt des Kantons
Die heute moderne Sissacher «Badi» wird bald 100 Jahre alt. Für viele Dorfbewohner ist die Anlage mit vielen Jugenderinnerungen an lange Sommertage verbunden.
...Das ist Sissach (41. Teil) | Erinnerungen an die älteste Badeanstalt des Kantons
Die heute moderne Sissacher «Badi» wird bald 100 Jahre alt. Für viele Dorfbewohner ist die Anlage mit vielen Jugenderinnerungen an lange Sommertage verbunden.
Werner Degen
1931 wurde in Sissach die erste Badeanstalt im Kanton Baselland eröffnet. Der Badeanstalt-Verein unter der Leitung von Dr. J. Felber war die treibende Kraft für den Bau des Bads, dessen gesamte Bausumme den Betrag von 65 500 Franken nicht überschreiten sollte. Das Bassin war 50 Meter lang und 16 Meter breit. Der Nichtschwimmer-Bereich war durch eine Eisenstange vom Schwimmbassin abgetrennt. In der ersten Badesaison verzeichnete die «Badi» auf Anhieb 22 000 Eintritte. Auf einer alten Ansichtskarte wurde das Schwimmbad Sissach sogar als Strandbad bezeichnet.
Aufgewachsen am oberen Bützenenweg in Sissach, neben dem damaligen Badmeister Kazik Wlizlo, hatten wir Kinder der Familien Degen und Oberer daher immer beste Beziehungen zum Chef der «Badi» in der Prütschmatt. Wenn er um 18 Uhr mit seiner Pfeife ein Signal gab und alle Kinder, die nicht in Begleitung von Erwachsenen waren, dazu aufforderte, die «Badi» zu verlassen – so galt das sicher nicht für uns als seine Nachbarskinder. Wer sich zudem freiwillig zum Einsammeln von Papier auf dem Rasen meldete, durfte auch noch länger bleiben.
Tauchprüfungen
Mit den 50 Rappen, die uns die Eltern für den Besuch in der Badeanstalt mitgaben, sollten wir eigentlich den Eintritt von 20 Rappen bezahlen und die übrigen 30 Rappen in ein Stück Brot und ein «Schoggistängeli» investieren. Dies war jedenfalls die Vorstellung unserer Mutter. Normalerweise kauften wir mit dem Restgeld aber sechs Cola-Frösche à je 5 Rappen oder Tiki-Pulver.
Oben auf dem Dreimeter-Sprungbrett gaben die Sechst- bis Achtklässler den Ton an. Wenn ein Jüngerer es wagte, auf der Leiter nach oben zu klettern, und einfach einmal rekognoszieren wollte, wie es dort oben aussieht, gab es für ihn kein Entrinnen. Die älteren Buben erklärten ihm auf der Plattform unmissverständlich, dass für ihn der einzige Weg nach unten über das Sprungbrett führe.
Auch beim damaligen Rundlauf waren die Oberstufen-Schüler die «Chefs». Immer suchten sie nach einem jüngeren Knaben, dessen Bügel dann über alle anderen gewickelt wurde. Der Lederriemen mit dem Buben drehte sich immer höher in die Luft. Irgendwann wirkte die Fliehkraft zu stark und der Bedauernswerte musste den Bügel loslassen. Eine schmerzhafte Landung an einem Zaun oder im Dornengebüsch beendete das einseitige Spektakel.
In Erinnerung bleiben auch die Prüfungen, die wir erfüllen mussten, um unsere Sportlichkeit zu beweisen. So wurde unser Ansehen grösser und wir erhielten in bestimmten Gruppen Zugang. Eine dieser Proben bestand darin, eine Bassin-Breite bis zur roten Stange zu tauchen. Eine nächste Prüfung war das Tauchen zwischen den Stangen durch bis an die Bassin-Wand vom Nichtschwimmerbecken.
Kaltes Wasser und leere Becken
Da die damalige «Badi» noch nicht mit einer Umwälzpumpe ausgestattet war, kam es immer wieder vor, dass bei schönstem Sommerwetter das Wasser ausgetauscht werden musste. Das Resultat? Das Bassin war entweder leer oder bloss zur Hälfte mit Wasser gefüllt und die Wassertemperatur bewegte sich zwischen 14 und 18 Grad.
Inzwischen wurde das Schwimmbad in den Jahren 1985 und 1986 und danach nochmals umfassend saniert und mit Attraktionen wie einer breiten Rutsche ausgestattet. Heute präsentiert sich die Sissacher «Badi» als attraktives, modernes Schwimmbad für die ganze Region. So sind wir doch den damaligen Initianten vom Badeanstalt-Verein Sissach zu bestem Dank verpflichtet.
Die nächsten Jubiläumsanlässe
Laufend: Alte Gemälde und Zeichnungen hängen aktuellen Bildern von Ernst Rudin gegenüber. Die Ausstellung kann zu den Schalteröffnungszeiten im Gemeindehaus besichtigt werden.
17. Oktober: Kunstprojekt Sichtwechsel. Vernissage auf dem Friedhof in Sissach um 16.30 Uhr.
17. und 18. Oktober: «Hanny-Moolerei» (III). Interaktives Projekt mit Musik, Malerei und Publikum.
17. und 18. Oktober: «Kultournacht».
17. Oktober bis 13. November: Ausstellung: «Die Sissacherin Ursula Graf und ihre Seidenstrassen», «China-House».
24. Oktober: Klavierabend «88 Tasten & 2 Pianisten». Mit Daniel Fankhauser und «Hene» Wirz in der «Oberen Fabrik». Türöffnung um 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr.
25. Oktober: Chorisma Sissach «Singen macht Freu(n)de». Mit Chiara Heuser (Chorleitung) und Daniel Fankhauser (Klavier) in der «Oberen Fabrik». Türöffnung um 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr.
25. Oktober: «Klangtafel»-Konzert im Jakobshof im Kollektiv mit der Sissacher Tafel und dem Claro-Laden. Es gibt Suppen und Kuchen. Von 12 bis 16 Uhr.