Was wird ufeme Schnitzelbank gschnitzt?

  06.02.2025

MUNDART

«Was bedüttet dr Täil ‹Schnitzel› im Wort Schnitzelbank?» Dasch äifach, hets mi im erschte Momänt dunkt. Mis tägliche Handwärk isch, dass i am Radio Sproochfrooge beantworte, wo d Lütt eus schicke. I dämm Fall han i vermuetet, dass mit ‹Schnitzel› dr Zeedel gmäint isch, wo d Värs druff stöö. Irgend en altbaaslerischi Variante für ‹Frässzeedel› oder ‹Papiirfötzel›. Ähnlich wie bin ere Schnitzeljagd, wo me Papiirfötzel streut. Han i dänkt. Und die Froog passt erscht no tiptop i d Fasnechtszitt, wo jetz denn loosgot. Aber denkste. Niemer wäiss nüt gnauers, weder die gscheite Wörterbüecher no die iigfläischte Fasnächtler unger mine Basler Koleege. Schnitzelbank halt! Isch jo klar. Nüt isch klar, han i gmerkt.

Aso scho, äigentlich: E Schnitzelbank oder Schnitzbank, stoot im grosse Schwizerdütsche Wörterbuech, isch s gliiche wien e Schniidesel oder en Eselstuel. Nämlig dr Wärchbank vomene Küefer oder Wagner, wo me grittlige druff sitzt und e Stück Holz vor sich iiklemmt het. So chames bequem mit em Schnitzmässer oder mitem Ziemässer bearbäite. Und scho bin i iitaucht i d Wält vom Handwärch. I schmöck früsch gschnittnigs Holz und gseh Spöön umefliege wie sinerzit as Bueb, won i bim Werner z Zuubel i dr Schriinerei ha dörfe ummewärche wien i ha welle. Und mit dr Erinnerig chunt s Gfüel, d Wält sig no häil. Isch si aber nit. Dr Werner isch scho lang gstorbe und s dunkt mi, es bruuchi je länger, je meer Spottlieder und Kritik a den obere Zäädousig und am Zuestang vo dr Wält, zum d Lütt ufrüttle. Aber was die zwoi Sache, dä Schnitzbank und d Värslibrünzler, mitenang z tue häi, isch mer immer noni klar.

Bänkelsänger chunt mer z Sinn. Dasch au e Bruef gsii. Sitem 16. Jorhundert si die ungerwäggs gsii, vo Dorf zu Dorf und vo Märt zu Märt, häi e Holzbänkli derbii ghaa, si druff gstiige, dass me se besser gseet – drum ebe Bänkelsänger. Si häi em Volch sälberzäichneti Bilder zäigt und derzue Gschichte verzellt oder gsunge. Schuurigi Moritaate oder träänerüerigi Liebesschnulze. Stüelisänger oder Ständlisänger het me dene o gsäit und mängisch häi si Neuigkäite vo dr Obrigkäit usgruefe. Vo dene Bänkelsänger gseen i e diräkti Traditionslinie zu de Schnitzelbänkler. Nume dass si hütt, statt für d Obrigkäit Nochrichte z verbräite, dr Obrigkäit a s Bäi säiche. Dasch onen Art Evolution.

Und jetz dunkts mi o, i verstang d Verbindig zwüschenem Schnitzbank vo de Küefer und Wagner und de Schnitzelbänkler. Die stöö nid ufeme Bänkli wie früecher d Bänkelsänger, aber imene symbolische Sinn sitze si am Wärchbank und schnitze mit Wörter. Schliesslich sölle bi ihrne Värs d Fätze fliege wie d Spöön bim Hooble! I bi nid ganz sicher, dass die Erklärig vom Wort ‹Schnitzelbank› sprochwüsseschaftlich verhebt. Aber plausibel dunkt si mi und macht erscht no Luscht uf d Fasnecht!

Markus Gasser (1966), Schwarzbube, geboren und aufgewachsen in Nunningen, Solothurn. Sprach- und Mundartredaktor bei Schweizer Radio SRF. Eine Folge seines Podcasts «Dini Mundart» widmet sich dem Thema «Sprache und Macht bei Stadtnamen». www.srf.ch/audio.


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