Der Ergolz-Talk befasste sich mit der verbreiteten Alterskrankheit
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer Demenz-Erkrankung. Wie erkennt man die Krankheit? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Am Ergolz-Talk wurden diese Fragen von Spezialisten beantwortet.
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Der Ergolz-Talk befasste sich mit der verbreiteten Alterskrankheit
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer Demenz-Erkrankung. Wie erkennt man die Krankheit? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Am Ergolz-Talk wurden diese Fragen von Spezialisten beantwortet.
Paul Aenishänslin
Moderator Michael Sokoll sprach am Ergolz-Talk des Alters- und Pflegeheims Ergolz mit drei Fachleuten über Demenz: Es waren dies der Gelterkinder Hausarzt Christian Gürtler, Dieter Leonhardt, leitender Arzt der Psychiatrie Baselland mit Schwerpunkt Alterspsychiatrie, und Kai-Uwe Hermann, Wohngruppenleiter einer Demenzwohngruppe im Ormalinger Altersheim.
In der Schweiz gibt es aktuell rund 150 000 Demenzkranke, jedes Jahr werden 33 000 Erkrankungen neu diagnostiziert: «Demenz ist eine der grössten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit», hielt «Ergolz»- Geschäftsführer Stephan Kunz am Talk einleitend fest. Von den rund 100 Bewohnern seiner Institution litten 60 an Demenz. Ab Alter 85 erkranke ein Drittel aller Menschen an Demenz.
Dies stellt eine grosse Herausforderung dar – für die Betroffenen, die oft selber gar nicht wahrnehmen, dass sie unter der Erkrankung leiden, für die Angehörigen und für die Betreuenden, ob Ärztin oder Pflegender. Meist beginnt die Demenz mit Vergesslichkeit. Wie Dieter Leonhardt von der Psychiatrie Baselland ausführte, sei Vergesslichkeit nicht automatisch mit Demenz gleichzusetzen. Sie könne auch andere Ursachen haben und erfolgreich behandelt werden, sofern die Auslöser erkannt werden. Das A und O bei der Behandlung von Demenz sei eine rasche Abklärung, wenn erste leichte Symptome wie häufigere Vergesslichkeit oder andere Verhaltensstörungen vorlägen.
Für die Betroffenen sei eine rechtzeitige Abklärung eine Be-, aber auch eine Entlastung, und für die Angehörigen habe die Diagnose durchaus etwas Positives: Die Krankheit ist erkannt, der Patient oder die Patientin kann richtig behandelt werden und man kann nun auch offen darüber reden. Für die Pflegenden schliesslich ist die Diagnose der Ausgangspunkt für die richtige Behandlung.
Die Demenz hat viele Gesichter. Dem Typus Alzheimer sind «nur» rund 40 Prozent zuzurechnen. Daneben gibt es viele andere Erscheinungsformen. Auch besteht das Problem, dass es trotz intensiver langjähriger Forschung noch keine Medikamente gibt, um Demenz erfolgreich zu behandeln oder gar zu heilen. Einen Durchbruch stellte der Wirkstoff Aducanumab dar, der seit 2021 in den USA für die Therapie zugelassen ist. Jedoch hat er gravierende Nebenwirkungen wie Blutungen im Gehirn. Es wird fieberhaft weiter geforscht, wobei es immer wieder Rückschläge gibt.
Die drei Experten gingen unter anderem auf die Unterbringung der Erkrankten in spezialisierten Institutionen oder Abteilungen ein, im Zentrum Ergolz in kleinen Wohngruppen. Zu beobachten sei, dass viele Demenzkranke darauf zunächst ablehnend reagierten, da sie ihre Krankheit nicht wahrnehmen und die neue Umgebung nicht kennen. Es brauche vom Betreuungspersonal viel Geduld, bis sich eine erkrankte Person wirklich wohlfühle.
Wo unterbringen?
Nach der Diagnose stellt sich die Frage, ob die erkrankte Person im familiären Umfeld bleibt oder in einer anderen Wohn- und Betreuungseinrichtung untergebracht wird, bei denen laut Dieter Leonhardt noch ein grosses Entwicklungspotenzial bestehe – neben dem Aufenthalt in einer klassischen Altersinstitution. Das Zentrum Ergolz werde künftig noch stärker mit der Psychiatrie Baselland zusammenarbeiten, um den Demenzkranken eine noch bessere Pflege und Betreuung angedeihen zu lassen, war im Talk weiter zu erfahren.