Warum ich den Traum nicht aufgebe
31.07.2025 PolitikAndrea Sulzer, Gemeindepräsidentin Waldenburg, Grüne
Wie beschreibst du dich, wenn du Beruf, Hobby oder Familie nicht als Bezugspunkte nennen darfst? Eine Frage, die mich weit in meine Kindheit zurückführte – in jene Momente, in denen ich ...
Andrea Sulzer, Gemeindepräsidentin Waldenburg, Grüne
Wie beschreibst du dich, wenn du Beruf, Hobby oder Familie nicht als Bezugspunkte nennen darfst? Eine Frage, die mich weit in meine Kindheit zurückführte – in jene Momente, in denen ich einfach träumte. Mir die Welt machte, wie ich sie wollte. Im Wald umherstreifte, Tiere beobachtete und beim Versteckspiel ganz still stand. Als Kind fühlte ich die Welt als grosses Wesen, in dem wir alle zu Hause sind – eine grosse Familie aus Menschen, Tieren, Pflanzen. Verbunden, voneinander abhängig.
Gleichzeitig meldete sich bei der Beantwortung dieser Frage auch eine andere Erfahrung: die der Verantwortungsübernahme und Vernunft. Träume werden nur durch Handeln wahr. Welche Wege sind dabei gerecht, nachhaltig, wirksam? Mit welchen beruflichen, sozialen, politischen und persönlichen Aktivitäten kann ich dazu beitragen, dass meine Träume, meine Ideale von Gerechtigkeit, Solidarität, Rücksichtnahme gegenüber Natur und Umwelt sowie Nachhaltigkeit Realität werden?
Ich glaube, dass mich diese beiden Erfahrungen gut beschreiben. Eine Idea- listin, die mit Vernunft, Verantwortung und Zielorientierung die Welt ein Stück besser machen will.
Aber – darf man heute überhaupt noch träumen? Die Welt brennt! Kriege, Hungersnöte, Genozide, zerbröckelnde Demokratien, das Massensterben von Arten, wachsende Ungleichheit. Wie kannst du da noch träumen? Noch an eine bessere Welt glauben? Ich muss und ich will! Wenn ich meine Ideale aufgebe, kann ich nichts mehr bewegen. Sie sind mein Rückgrat, meine Orientierung, meine Motivation, «in den Ring zu steigen» für das, was mir wichtig ist. Ich stehe für eine Politik, die sich nicht von Zynismus oder Resignation lähmen lässt, sondern getragen ist von Hoffnung, Verantwortungsbewusstsein und Zielstrebigkeit. Mein Handeln ist rational – aber mit einem klaren Wertekompass.
Als Gemeindepräsidentin will ich Entscheidungen treffen, die langfristig tragen – gerecht und mit Blick aufs Ganze. Nicht jeder Wunsch kann erfüllt werden, aber jeder Mensch soll sich gehört fühlen. Mir liegt daran, weniger über die längst bekannten Schwächen zu jammern, sondern auch einmal in den sauren Apfel zu beissen und hartnäckig weiterzumachen.
Die Hausaufgaben erledigen und Zukunft denken: In Waldenburg sanieren wir den Haushalt und setzen uns gleichzeitig mit dem Zukunftsprojekt Schloss-Sanierung auseinander – im Sinne nachhaltiger Investitionen in unsere Traditionen und unsere Tourismusregion. Auch wollen wir das «Stedtli» zu einem lebendigen Wohn- und Kulturort weiterentwickeln. Dafür brauchen die Autos einen anderen Platz. Deshalb prüfen wir ein Parkhaus. Für eine Grüne ein ambivalentes Projekt – aber es kann Freiräume für Familien, Kinder und Kultur schaffen. Das würde unsere Gemeinde aufwerten und das Miteinander stärken.
Ich brauche den Traum, um gemeinsam neue Realitäten zu schaffen. Denn nur wer träumt, kann gestalten. Behalten wir also trotz der Krisen den Mut zu träumen – und den Willen, Realität daraus zu machen!
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.