Von nichts kommt nichts
08.12.2023 LäufelfingenProben für das neue Freilichttheater haben begonnen
Nach dem grossen Erfolg mit den «Hauenstein»-Aufführungen im vergangenen Jahr haben bereits die Proben für das neue Stück begonnen. Das Ensemble mit insgesamt 38 Darstellerinnen und Darstellern ist fleissig ...
Proben für das neue Freilichttheater haben begonnen
Nach dem grossen Erfolg mit den «Hauenstein»-Aufführungen im vergangenen Jahr haben bereits die Proben für das neue Stück begonnen. Das Ensemble mit insgesamt 38 Darstellerinnen und Darstellern ist fleissig am Proben für die Komödie «Lysistrata 24».
Brigitte Keller
Es ist dunkel und kalt an diesem Freitag. Das Wetter macht sich gerade daran, das «Silo 12» und den dahinterliegenden Steinbruch oberhalb von Läufelfingen mit einem Hauch Schnee zu versehen. Eine Lampe brennt jedoch und die Reihe Autos vor dem Gebäude verrät, dass etwas im Gange ist. Die Einheimischen und weitere Eingeweihte wissen auch, was.
Tritt man durchs Tor, hört man Gesang von innerhalb der Baracke. Seit gut einer halben Stunde proben dort Frauen und Männer für die musikalischen Einlagen beim geplanten Freilichttheater «Lysistrata 24». Heizgebläse haben den Raum vorgängig auf eine angenehme Temperatur erwärmt. Dem Chor gegenüber sitzen Alain Bürgler, der die musikalische Leitung innehat, Danny Wehrmüller, Autor und Regisseur des Stücks, sowie Urs Ebneter, Co-Präsident des Organisationskomitees und Assistent der Regie.
Nun nimmt sich das Ensemble des Lieds Nummer 12 an. Es trägt den Namen «S isch nid so äifach wie by dr Lysistrata». Und das Lied hat es – passend zum Titel – in sich. «Eigentlich sind es drei Lieder in einem.» Diese Aussage stammt von Alain Bürgler und bezieht sich auf den zweimaligen Rhythmuswechsel. Nach einem melodiösen Einstieg geht in der Mitte ziemlich die Post ab, richtiggehend rockig, um gegen Ende wieder eine Spur langsamer zu werden. An zwei Stellen im Notenblatt sind gar noch feinste Anpassungen nötig, wie sich herausstellt, und die mitgebrachten Bleistifte kommen zum Einsatz.
«Dies ist das schwierigste Lied, oder?», wird aus den Reihen des Chors gefragt. Danny Wehrmüller, von dem Musik und Texte aller Lieder stammen, möchte dies weder bejahen noch verneinen. «Was die Tempowechsel anbelangt schon, ja …» Die Herausforderungen seien vergleichbar mit den Anforderungen beim Stück «Hauenstein», meint er im Anschluss. Auch dort sah sich das Ensemble anfangs einer riesigen Herausforderung gegenüber und habe sie dann mit Bravour gemeistert.
Frisches Blut
«Dass die Wahl gerade auf dieses Stück gefallen ist, hat auch ganz praktische Gründe gehabt», erzählt Karin Gysin. Sie hat im vergangenen Jahr das Präsidium für das neue Projekt übernommen, zusammen mit Urs Ebneter. «Wir haben sehr viele Frauen in unserem Ensemble, und dieses Stück bietet einige Frauenrollen an.» Insgesamt spielen in diesem Jahr 38 Personen mit, wovon 30 bereits beim Stück «Hauenstein» mit von der Partie waren.
Alle der unter 30-Jährigen sind neu dabei. «Sie und ein paar weitere konnten im Sommer dank persönlicher Ansprache gewonnen werden», ergänzt Gysin, «die Integration hat hervorragend geklappt.» Man habe das starke Gefühl der Zusammengehörigkeit aus der «Hauenstein»- Zeit mitnehmen können, auch im Organisationskomitee.
Neben den neu dazugestossenen jungen Leuten im Ensemble soll an dieser Stelle auch das älteste Mitglied erwähnt werden. Es handelt sich um Paul Klee (77) aus Basel. Er nimmt für jede Probe den Zug nach Läufelfingen und marschiert vorzugsweise zu Fuss zum Steinbruch hoch – und danach zur Entspannung auch wieder runter. Die Liebe zum Theater und zum Oberbaselbiet versetzt also schon beinahe Berge.
Viel Vorbereitung
Nach Beendigung der Chorprobe verabschiedet sich das Gros der Leute. Noch nicht Feierabend haben an diesem Abend Paul und fünf weitere Männer. Für sie geht es weiter mit der Probe einer Spielszene. Szenenproben gibt es drei bis vier pro Woche, Chorproben zwei pro Monat. Aus den Darstellerinnen und Darstellern jeder Szene und deren Verfügbarkeit einen stimmigen Plan aufzustellen, ist ein kombinatorisches Spiel für sich, dessen sich Wehrmüller angenommen hat.
Der Zufall will es, dass für die Szene an diesem Abend im «frauenlastigen» Stück nur Männer gefragt sind. Lysistrata und ihre Mitstreiterinnen werden für diese Szene nicht gebraucht. In Gedanken anwesend sind die Akteurinnen aber sehr wohl, denn das Hauptmotiv ist der Kampf der Geschlechter.
Regisseur Wehrmüller verlangt viel vom Ensemble, seine langjährige Erfahrung ermöglicht aber auch jeder und jedem Einzelnen, ganz viel Neues zu lernen und das Beste aus sich herauszuholen. Und alle zusammen freuen sich, wenn die Proben im Frühling dann auf der Originalbühne fortgesetzt werden können.
Gerade erst habe sich das Design dafür geklärt. Das komplexe Gebilde mit verschiedenen Ebenen wurde wiederum von Hans Jörg «Ricki» Rickenbacher entworfen und wird ein weiterer guter Grund sein, den Besuch der Freilichtaufführungen im nächsten Sommer bereits jetzt in der Agenda vorzumerken.
«Lysistrata 24» – antikes Stück, zeitgenössisch interpretiert
bke. Im Juni kommenden Jahres gibt es in Läufelfingen beim «Silo 12» das nächste Freilichttheater: «Lysistrata 24». «Das Stück ist ein komödiantisches Gedankenspiel, eine Utopie, wie übrigens auch schon zu seiner Entstehungszeit», sagt Danny Wehrmüller, Autor und Regisseur. Darin verbünden sich die Frauen Athens und Spartas, um den Frieden zwischen den beiden Mächten zu erzwingen. Der ursprüngliche Stoff stammt von Aristophanes aus dem antiken Griechenland und ist eine der ältesten Komödien, die wörtlich überliefert sind. Wehrmüller hat den Stoff in eine zeitgenössische Fassung umgeschrieben und wie immer allen, die mitspielen wollen, eine Rolle «auf den Leib» geschrieben. «Die Bearbeitung ist ‹heutig›, die Musik ist ‹heutig›, die Kostüme aber historisierend», sagt er.