Von Kriegerprinzessinnen und Vorwitzigen
11.07.2025 WintersingenDie Familie Sprenger halten Alpakas – als Ergänzung zur Rindermast
Die Stuten, Fohlen und Hengste sind dem Betriebsleiterpaar Sprenger aus Wintersingen schon längst ans Herz gewachsen. Ihre Zuchterfolge machen die Freude noch grösser.
Elmar ...
Die Familie Sprenger halten Alpakas – als Ergänzung zur Rindermast
Die Stuten, Fohlen und Hengste sind dem Betriebsleiterpaar Sprenger aus Wintersingen schon längst ans Herz gewachsen. Ihre Zuchterfolge machen die Freude noch grösser.
Elmar Gächter
Dass das Halten und Züchten von Alpakas mehr als «nur» ein separater Betriebszweig ist, wird einem beim Besuch bei Tanja und Beat Sprenger auf dem Hof Breitfeld oberhalb von Wintersingen schnell bewusst. Zwar trägt jede der 18 Stuten samt Fohlen und jeder der zurzeit 11 Hengste jenen Namen, der sich von ihrem Stammbaum her ableitet. So heissen sie Merida, Flower Power, Inca’s Mia, APP Xochitl oder Noche. Getreu der lateinischen Redensart «Nomen est Omen» sind es jedoch die Kriegerprinzessin, die Verträumte, die Mütterliche, die Vorwitzige oder die Abenddämmerung. Charakterlich halt so verschieden wie die Menschen. Man spürt: Dem Betriebsleiterpaar sind die Tiere ans Herz gewachsen.
Beat Sprenger führt zusammen mit seiner Frau Tanja den Landwirtschaftsbetrieb in der fünften Generation. 2018 haben sie von der Milchwirtschaft auf die Rindermast umgestellt. «Wir suchten nach Ideen, wie wir unsere Weiden weiterhin bewirtschaften können. Nachdem wir eine Alpaka-Show besucht hatten, war für mich klar: Das probieren wir auch», blickt Tanja Sprenger zurück. Auch wenn sie mit ihrem ersten Tier, das sie aus Neuseeland importierten, in verschiedener Hinsicht Lehrgeld zahlen mussten, war der Startschuss für ein erfolgreiches zweites Standbein gefallen. Die Rollen auf dem Betrieb sind klar verteilt: Biologin und Landwirtin Tanja ist für die Alpakas zuständig, Meisterlandwirt Beat für die Rindermast.
Im Romantikurlaub
Die Tiere sind grundsätzlich einfach zu halten und brauchen nur Gras, Heu und Mineralfutter. «Wichtig ist die Weidehygiene, das heisst ein regelmässiger Weidewechsel, um den Parasitendruck möglichst gering zu halten», hält die Besitzerin fest. Ausser im Winter halten sie sich am liebsten im Freien auf, die Stuten mit ihren Fohlen getrennt von den Hengsten. Um Hitze besser zu ertragen, haben sie immer einen Unterstand und ihre Schattenplätze an den Waldrändern. «Ich mache ihnen jeweils noch ein Bad, damit sie ihren Bauch eintauchen können. Die meisten schätzen es auch, wenn ich sie mit dem Schlauch abspritze», so Tanja Sprenger.
Die Sprengers legen bei der Zucht gossen Wert auf gesunde Tiere mit einem guten Körperbau und schöner Wolle. Um dies zu erreichen, wird der Hengst für das Decken direkt zur entsprechenden Stute geführt. «Ein Hengst hat immer Stärken und Schwächen, und es muss wirklich alles zusammenpassen, damit es schöne Fohlen gibt. Wir kaufen jeweils auch Alpakas mit frischer Blutlinie dazu», erklärt die Züchterin. Das Wichtigste sei der Körperbau, der schwieriger zu erreichen sei als eine hochwertige Wolle. Weise ein Tier einen krummen Rücken auf, sei es in der Regel nicht gesund und auch nicht langlebig. Sprengers bieten mit ihren Hengsten einen Deckservice an. «Einzelne Stuten bleiben dabei auch etwas länger bei uns und geniessen so quasi einen Romantikurlaub», sagt Tanja Sprenger und lacht.
Die Biologin ist zufrieden mit dem Zuchterfolg. Ihr Mann Beat führt diesen nicht zuletzt darauf zurück, dass seine Frau beim Züchten so wenig Kompromisse wie möglich eingeht. Nach einem Stillstand habe die Nachfrage nach Tieren wieder angezogen. Im Moment könnten sie gar nicht mehr verkaufen, weil sonst die Herde zu sehr «schrumpft». Ihre Alpakas lassen sie einmal pro Jahr scheren, was in der Regel mindestens je 1 Kilogramm Erstklass- und Zweitklasswolle hergebe. Die beiden lassen sie zu Mützen, Schals, Stirnbänder, Decken und Kopfkissen verarbeiten und verkaufen die Produkte in ihrem «Wullestübli» auf dem Hof.
Beim Hofbesuch zeigen sich die Tiere zwar etwas scheu, aber neugierig. Während sich die Hengste auf der Koppel beim Stallgebäude aufhalten, scheinen sich die Stuten und Fohlen rund um die alte Scheune aus der Zeit um 1366 wohlzufühlen. Tanja Sprenger ruft nach dem «Finessli». Das zierliche Wesen mit seiner feinen Wolle hört auf seinen Namen und begrüsst seine Besitzerin. Desgleichen «Calliope», die auf der Weide herumtanzt. Beide seien schon Ausnahmen, denn in den allermeisten Fällen reagierten die Tiere nicht auf ihre Namen. Darin zeige sich auch, dass die Alpakas sehr selbstständige Wesen sind.
Ja, und dann gibt es noch «Noche», die Abenddämmerung. «In der Regel gebären Alpakastuten ihre Jungen während der Tageszeit, meistens mittags. ‹Noche› war jedoch unser erstes Fohlen, das sich nicht daran gehalten hat. Als wir nach einem Elternabend nach Hause kamen, stand die Stute in der romantischen Abenddämmerung da und präsentierte uns ihren Nachwuchs. Dies war der Hammer», schwärmt Tanja Sprenger noch heute von der einmaligen Stimmung.
Auch Beat Sprenger, der sich primär um die Rindermast kümmert, ist von den Alpakas angetan, nicht zu reden von den drei Kindern des Ehepaars. Und so steht für die ganze Familie fest, dass die Alpakas auch künftig einen festen Platz auf dem einmalig gelegenen Hof Breitfeld einnehmen, ja, dass sich ihre Herde auf 40 bis 50 Tiere vergrössern soll.