Von der Landmaschine zur Hightech-Schnecke
25.09.2025 BöcktenDie Messag AG investiert Millionen in eine neue Montagehalle und setzt auf Nachhaltigkeit
vs. Was Archimedes vor mehr als 2000 Jahren erfand, baut die Messag AG in Böckten heute für den Weltmarkt: Förderschnecken in Dimensionen, die den griechischen ...
Die Messag AG investiert Millionen in eine neue Montagehalle und setzt auf Nachhaltigkeit
vs. Was Archimedes vor mehr als 2000 Jahren erfand, baut die Messag AG in Böckten heute für den Weltmarkt: Förderschnecken in Dimensionen, die den griechischen Mathematiker hätten staunen lassen. Mit der hochmodernen Produktions- und Montagehalle sichert sich das Unternehmen nachhaltig seine aktuelle Position auf dem globalen Markt.
An der Kantonsstrasse ausgangs Böckten dürfte dieser Tage der bemerkenswerte Neubau mit zusätzlicher Ausfahrt ins Auge fallen: Schon von Weitem ist die Messag zu erkennen, die sich mit einer brandneuen, 1000 Quadratmeter grossen Produktions- und Montagehalle präsentiert. Sie ist das jüngste Bekenntnis zum Standort in der Geschichte des Unternehmens, die 1948 mit dem Import von Landmaschinen begann und heute führend bei der Herstellung hoch spezialisierter Förderanlagen für Food- und Pharmaindustrie, Umwelttechnik und Petrochemie ist.
«Die meisten Leute wissen gar nicht, was wir hier machen», sagt Andreas Messer, der das Unternehmen zusammen mit seinem Neffen David Tschudin führt. Kein Wunder: Die Messag AG exportiert einen Grossteil ihrer Produktion nach Asien und ins Europäische Ausland. Dabei ist das, was hier produziert wird, uralt und hochmodern zugleich: Förderschnecken, basierend auf dem archimedischen Schrauben-Prinzip, aber in Dimensionen und mit Funktionen, die weit über die Beförderung von Schüttgut hinausgehen.
Firma mit globalen Kunden:
Die Geschichte beginnt mit Ernst Messer, dem Vater und Grossvater der heutigen Inhaber. Er gründete während der Mechanisierung der Landwirtschaft einen Betrieb für den Handel mit Landmaschinen in Sissach. Dazu importierte er unter anderem Bindemäher und Heurauben aus Dänemark, Holland und Österreich und vertrieb diese in der ganzen Schweiz. Doch Ende der 60er-Jahre erkannte er die Zeichen der Zeit: Die Konkurrenz wurde grösser, die Margen kleiner. Er verkaufte das Geschäft an einen grossen Mitbewerber aus der Region und wagte 1977 mit seinen Söhnen, Ernst und Andreas Messer, einen kompletten Neustart.
«Wir waren Nobodies», erinnerte sich Andreas Messer. Aber der Vater hatte eine Vision: Statt Landmaschinen wollte er Förderanlagen für die Industrie bauen. Den ersten Grossauftrag erhielten sie vom Kanton Baselland für die Klärschlammtrocknungsanlage in Reinach. «Learning by doing», nennt es Messer heute. Niemand ahnte, dass sich die kleine Werkstatt zu einem Spezialisten entwickeln würde, der Schnecken mit bis zu 1,20 Metern Durchmesser und 14 Metern Länge baut. Schnecken, die nicht nur fördern, sondern in einem Verfahrensprozess gleichzeitig mischen, pressen, heizen oder kühlen. Heute steht die Messag AG mit ihren 20 Mitarbeitenden auf der Lieferantenliste der ganz Grossen: Wenn ein französischer Foodkonzern Kräuter entkeimt, wenn ein norwegisches Startup Biokohle produziert, wenn in China getrockneter Klärschlamm gekühlt wird, wenn eine Firma in Saudi Arabien Pellets mischt – dann kommen die Schnecken aus Böckten. «Unseren Petrochemie-Partner aus Asien erwarten immer grössere Durchsatzleistungen, bis zu 100 Tonnen pro Stunde», erklärt David Tschudin. Die Maschinen nehmen Dimensionen an, bei denen vor allem die in einem Provisorium in Sissach ausgelagerte Montagehalle an Grenzen stiess. Der Weg zum Neubau begann 2016 – nicht mit den Plänen der Messag AG, sondern mit einer Anfrage des Amtes für Industrielle Betriebe des Kantons: Dieses suchte einen Standort für ein Mischwasser-Rückhaltebecken. «Der Kanton wollte auf unserer Parzelle bauen, wir brauchten mehr Platz und eine Umzonung», erzählte Messer. Die Lösung: ein Gemeinschaftsprojekt. Der Kanton baute sein Becken unter dem Erdgeschoss, die Messag darüber ihre Produktions- und Montagehalle.
«Wenn, dann richtig»
Das Architekturbüro Akroplan AG entwarf unter der Leitung von Hansruedi Möckli eine S-förmige Halle, die von diversen Firmen aus der Region realisiert wurde. Zugleich wurde aber auch das bestehende Gebäude neu isoliert, alle Fenster mit Dreifachverglasungen ersetzt und statt der alten Ölheizung kommt eine Luft-Wasser-Wärmepumpe zum Einsatz. Auf dem Dach produziert eine 180 kWp Photovoltaik-Anlage einen Grossteil des benötigten Stroms. «Wer sagt, dass sich das nicht rechnet, vergisst, dass es auch eine Frage der eigenen Werte ist», betont Andreas Messer. Denn die Messag AG setzt nicht nur bei ihren Produkten auf Langlebigkeit und erfüllt alle erdenklichen Zertifizierungen – von Atex-Normen bis zu FDA-Richtlinien für Hygiene- und Lebensmittelstandards. «Wir sind auch nachhaltig in der Produktion unserer Förderanlagen und schaffen durch den modernen Anbau neue, attraktive Arbeitsplätze.»
Die Produktions- und Montagehalle, die im November 2025 in Betrieb genommen wird, ist ein Vorzeigeobjekt und erfüllt alle aktuellen Arbeitsplatzstandards. Das Geschäftswachstum sorgt für neue Arbeitsplätze, weshalb das Unternehmen zurzeit aktiv nach engagierten Fachkräften in den Bereichen Konstruktion, Projektleitung sowie Produktion und Montageleitung sucht.
Für Andreas Messer schliesst sich der Kreis: Was sein Vater 1977 mit einer Vision begann, wird heute in dritter Generation durch seinen Neffen David Tschudin mit seinen innovativen Ideen fortgeführt – er trägt so den Spirit des Gründers weiter.