Von Baumnüssen und Kronjuwelen
30.10.2025 PolitikAnna-Tina Groelly, Landrätin Grüne, Gelterkinden
Gleich zwei Raubüberfälle haben in jüngster Zeit an unserem Familientisch für Diskussionen gesorgt. Zum einen war dies der Besuch des frechen Waschbären, dem ich frühmorgens auf ...
Anna-Tina Groelly, Landrätin Grüne, Gelterkinden
Gleich zwei Raubüberfälle haben in jüngster Zeit an unserem Familientisch für Diskussionen gesorgt. Zum einen war dies der Besuch des frechen Waschbären, dem ich frühmorgens auf unserem Balkon begegnete und der sich über unsere Baumnüsse hermachte, die eigentlich als Vogelfutter gedacht waren. Dank seiner Kletterkünste brauchte er auch keinen Möbelaufzug, um zu seiner Beute zu gelangen.
Anders sah dies beim zweiten, weitaus schwerwiegenderen Fall aus: dem spektakulären Raub im Pariser Museum Louvre, bei dem Kronjuwelen von unschätzbarem Wert gestohlen wurden. Vor allem unsere älteste Tochter beschäftigten einige Fragen: Weshalb haben die Räuber etwas aus einem Museum gestohlen und wie gelang es ihnen, unbemerkt ins Gebäude zu kommen? Sie schwankte zwischen der Faszination darüber, dass es möglich war, gut gesicherte Gegenstände zu entwenden, und der Empörung darüber, dass dies doch verboten sei.
In den Tagen danach fragte sie mich oft, ob die Räuber schon gefasst wurden und ob das Diebesgut gefunden worden sei. Als ich ihr erklärte, dass das Gold wahrscheinlich schnell eingeschmolzen wurde, meinte sie, man könne die Schätze doch anhand von Bildern nachbauen. Stimmt, das könnte man, und mit den heutigen Techniken würden die Kopien wohl kaum als solche erkannt werden. Sie hätten aber leider nicht mehr den gleichen Wert wie die Originalstücke.
Gefundene Gegenstände aus vergangenen Zeiten faszinieren mich und machen Geschichte fassbar. Ich stelle mir jeweils vor, wie aufwendig die Herstellung gewesen sein muss und zu welchen Zwecken oder Anlässen etwas verwendet wurde.
An vergangenen Anlässen wie zum Beispiel einem Besuch der Römerstadt Augusta Raurica, dem Museum Baselland oder einer Führung im Sammelzentrum wurde mir immer wieder bewusst, wie wertvoll solche Schätze für die Vermittlung des kulturellen Erbes sind. Uns mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, hilft uns, die Gegenwart zu verstehen, Entwicklungen einzuordnen und – hoffentlich – aus Fehlern zu lernen. Die Politik befasst sich mehrheitlich mit der Zukunft. Was wollen wir verändern, damit es der Gesellschaft gut oder besser geht? Um diese Entscheidungen zu treffen und aktiv mitgestalten zu können, sind vereinzelte Blicke zurück oft sehr interessant und sinnvoll.
Damit all diese bedeutenden Funde und Erkenntnisse aus der Vergangenheit der Allgemeinheit offenstehen, braucht es ein engagiertes Team wie auch die passenden Räumlichkeiten. Ich danke an dieser Stelle den Mitarbeitenden des Amts für Kultur und auch den Kantonsregierungen Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Aargau, die sich gemeinsam dafür einsetzen, dass das kulturelle Erbe in unserer Region weiterhin erforscht, bewahrt und vermittelt werden kann. Erst vor zwei Wochen haben sie dieses Bekenntnis mit einer neuen Version des Römervertrags bekräftigt.
Liebe Leserinnen und Leser, ich kann Ihnen nur empfehlen: Nutzen Sie das vielfältige kulturelle Angebot in unserem Kanton und entdecken Sie dabei kleine und grosse Schätze.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.

