Von Basel nach Wenslingen
06.11.2025 KilchbergGeorges Krieg verlässt das ehemalige Blindenheim – und blickt auf eine lehrreiche Zeit zurück
Infolge einer Neuorientierung wird Georges Krieg seine Tätigkeit als Geschäftsführer der Irides AG (vormaliges Blindenheim) in Basel per Ende März 2026 ...
Georges Krieg verlässt das ehemalige Blindenheim – und blickt auf eine lehrreiche Zeit zurück
Infolge einer Neuorientierung wird Georges Krieg seine Tätigkeit als Geschäftsführer der Irides AG (vormaliges Blindenheim) in Basel per Ende März 2026 beenden. Ab April übernimmt er die Geschäftsführung des Wohnheims Baumgarten in Wenslingen.
Sander van Riemsdijk
Nach elf arbeitsintensiven Jahren mit vielen Herausforderungen wird sich Georges Krieg aus Kilchberg als Geschäftsführer der Irides AG (ehemaliges Blindenheim) am 31. März 2026 verabschieden. Die Irides AG ist heute ein Wohn-, Arbeits- und Dienstleistungszentrum für Menschen mit verschiedenen Begleit-, Pflege- und Betreuungsbedürfnissen in Basel. Per 1. April kommenden Jahres wird er mit der Gesamtleitung des Wohnheims Baumgarten in Wenslingen eine neue berufliche Aufgabe übernehmen. Als operativer Führer der Irides AG hat Krieg wesentlich zur Professionalisierung des Dienstleistungsangebots für blinde, sehbehinderte, hörbehinderte und mehrfachbeeinträchtigte Menschen beigetragen.
«Die Führung dieser grossen Institution hat mich beruflich einen grossen Schritt vorwärts machen lassen und ist noch immer eine tolle Herausforderung», sagt Krieg. «Die Zeit war und ist für mich eine Art Lebensschule und hat mich persönlich sehr geprägt.» Er betont dabei die tragende Rolle seiner Frau als grosse Unterstützerin im Hintergrund.
Bevor Krieg vor elf Jahren seinen Posten antrat, war er mit dieser Art der Beeinträchtigungen nicht vertraut. Doch schnell lernte er dazu und erfuhr mehr über den Alltag von blinden und sehbehinderten Menschen. Der Kilchberger suchte von Beginn an den direkten Kontakt. «Ich bin auf die Menschen zugegangen und habe sie gefragt, ob ich mit ihnen über ihre Blindheit oder Sehbehinderung reden darf.» Ebenso absolvierte er beim Schweizerischen Zentralverein für das Blindenwesen einen entsprechenden Kurs. «Das hat mir geholfen, mich im Umgang mit den betroffenen Menschen sicherer zu fühlen und ihre Körpersignale zu verstehen.»
Wichtige Bauvorhaben umgesetzt
Zu den bedeutenden Leistungen von Georges Krieg als Geschäftsführer der Irides AG – der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Stiftung Blindenheim Basel – zählen zwei wichtige Bauprojekte: der fünfstöckige Neubau am ehemaligen Standort des Blindenheims an der Kohlenberggasse sowie die Sanierung eines bestehenden Wohnhauses mit 44 Wohnungen und verschiedenen Dienstleistungen am Steinengraben. Beide Vorhaben sind Teil der Innovationsstrategie der Stiftung und stehen für nachhaltige Entwicklung. Und das nicht am Rand von Basel, sondern im Herzen der Stadt. Zum Engagement der Stiftung zählen auch die «Sehbehindertenhilfe Basel» und der Verkaufsladen «Ybligg» in der Basler Altstadt mit Produkten aus der eigenen Werkstatt. Der Name «Irides» leitet sich von der Pluralform von Iris ab – der Regenbogenhaut des Auges. «Die Kernaufgabe der Stiftung ist, für Blinde und Sehbehinderte mit Unterstützungsbedarf da zu sein», erläutert Krieg das Konzept der Institution mit seinen 300 Mitarbeitenden. «Mit der Umwandlung der Institution in eine AG war es möglich, den Stiftungszweck zu erweitern und unser Angebot auch Menschen mit anderen Beeinträchtigungen oder Pflegebedürfnissen zu öffnen.» Damit wurde das Fundament für das Zusammenleben von betagten, mehrfachbehinderten, blinden sowie seh- und hörsehbehinderten Menschen unter einem Dach in Basel gelegt. «Diese Menschen gehören zur Gesellschaft», so Krieg.
Als Geschäftsführer hatte Krieg oft mit der Problematik der schleppenden Inklusion und der oft fehlenden Barrierefreiheit innerhalb der Gesellschaft zu tun. Er erfuhr, wie herausfordernd die Orientierung für die blinden Mitmenschen sein kann, auch wenn sie sich in ihrer eigenen Umgebung bewegen: Etwa, wenn auf dem Trottoir ein Hindernis steht, das vorher nicht dort war oder am Strassenrand eine Lastwagenrampe auf Kopfhöhe ausgefahren wurde. «Ich habe angefangen, die Welt mit anderen Augen zu sehen.»
Mehr Zeit für die Familie
Georges Krieg identifizierte sich über die Jahre ausserordentlich mit seiner Aufgabe und fühlte sich seiner Verantwortung sehr verbunden. «Ich würde es genauso wieder machen», sagt der 55-Jährige mit Überzeugung auf die Frage, was er rückblickend anders machen würde. Und fügt an: «Am liebsten mit den gleichen Leuten, die mir in all den Jahren sehr ans Herz gewachsen sind.» Er erwähnt dabei explizit die gute Zusammenarbeit mit dem Stiftungsratspräsidenten Pierre Jaccoud.
Diese Verbundenheit hat seinen Entscheid, einen beruflichen Wechsel zu vollziehen, nicht einfacher gemacht. In seiner neuen Aufgabe als Geschäftsführer des Wohnheims Baumgarten in einer 80-prozentigen Anstellung freut sich der verheiratete Vater von drei eigenen und zwei Pflegekindern. Aber auch für seine Freizeitaktivitäten bleibt mehr Zeit: Er ist Schulratspräsident der Primarschule «Am Wisenberg». Zu seinen leidenschaftlichen Hobbys gehören das Kochen und die Pflege seines Gartens. Ebenso singt er mit im Männerchor von Gelterkinden.
Zudem muss Krieg als heimatverbundener Oberbaselbieter den Tag nicht mehr auf der Autobahn und in der Stadt verbringen. «Meine Vorfreude, wieder im Baselbiet arbeiten zu können, ist riesig.»

