Von alten Zeiten, Reben und Feuern
28.01.2025 Bezirk LiestalMehr als 100 Anwesende interessierten sich am vergangenen Freitag bei einer Bilderpräsentation für die Lupsinger Geschichte des 20. Jahrhunderts. Dabei wurde über Persönlichkeiten, Missgeschicke und die Entwicklung des Dorfs geredet.
Timo ...
Mehr als 100 Anwesende interessierten sich am vergangenen Freitag bei einer Bilderpräsentation für die Lupsinger Geschichte des 20. Jahrhunderts. Dabei wurde über Persönlichkeiten, Missgeschicke und die Entwicklung des Dorfs geredet.
Timo Wüthrich
Bereits vor der Bilderpräsentation am Freitag, die im Zeichen der Lupsinger Geschichte des 20. Jahrhunderts stand, war klar, dass die Veranstaltung auf mehr Interesse stösst als erwartet. Hastig wurden weitere Stühle geholt, um den zahlreich erscheinenden Besuchern und Besucherinnen eine Sitzmöglichkeit zu bieten.
In zwei Stunden folgte eine geballte Ladung Dorfgeschichte. Die etwas mehr als 100 Anwesenden bestaunten die Entwicklung des Dorfkerns, schwelgten in Erinnerungen an verstorbene Urgesteine oder erfuhren Anekdoten aus vergangenen Zeiten. Zum Beispiel wurde Lupsingen als Kurort mit reichlich Reben angepriesen. Bruno Tschopp, einer der Veranstalter, merkte sarkastisch an, dass dies «nur leicht übertrieben» gewesen sei, da Lupsingen als verschlafenes Bauerndorf zu dieser Zeit mit den vielen Miststöcken nicht zum grossen Verweilen einlud – und zudem nur über eine beschauliche Anzahl an Reben verfügte.
Kuriose Anekdoten
Organisiert haben den Abend neben Tschopp zwei weitere Lupsinger Urgesteine. Eine federführende Rolle nahm dabei Victor Bertschi ein, der in seiner Freizeit bis vor ein paar Jahren oft mit einem Kleinflugzeug das Baselbiet überflogen hatte und dabei mit einer Kamera bewaffnet war. «Neben der Fliegerei ist das Fotografieren ein Hobby von mir. Während der Flüge habe ich oft Lupsingen und dessen Umgebung fotografiert», so Bertschi. Er steuerte die neueren Bilder bei. Somit wurde während der Präsentation ersichtlich, dass die aufgrund der Bautätigkeit in den 1970er- und 1980er-Jahren neu entstandenen Strassen vielfach rechtwinklig angeordnet sind. In diesen beiden Jahrzehnten verzeichnete Lupsingen ein markantes Bevölkerungswachstum.
Zusammen mit Bruno Tschopp entstand vor einigen Jahren die Idee, aktuelle und historische Fotos anderen Interessierten näherzubringen. «So wollten wir einen Abend lang die Dorfgeschichte aufleben lassen», ergänzt Tschopp. «Mit Rudolf Dürrenberger, der heute leider krankheitsbedingt ausfiel, holten wir jemanden ins Boot, der etwas älter ist als wir und dadurch vor allem viele Anekdoten zu erzählen weiss.» Eine solche wusste aber auch Tschopp zu erzählen: Nach einem 1.-August-Feuer sei ein noch glühendes Scheit den Hang in Richtung eines Telefonmastes gerutscht, der Feuer fing und abbrannte. Allerdings sei niemand zu Schaden gekommen, worauf das Publikum doch ins Schmunzeln kam.
Keine Historiker
Klar war auch der Anspruch, den die drei Organisatoren nicht erheben: Sie betonten, dass sie keine Historiker seien. Es gehe ihnen darum, mit der Hilfe von Bildern einen Blick auf die Vergangenheit zu werfen. Ein weiteres Anliegen ist, die gesammelten Fotos der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. «Das Ziel wäre, den Fundus für kommende Generationen zu erhalten, sei es in Form eines digitalen Archivs oder auf eine andere Art.» Für die Recherche konsultierten Bertschi, Tschopp und Dürrenberger das Staatsarchiv, die Lupsinger Heimatkunde oder private Quellen.
Die Veranstalter heben die Bedeutung von Zeitzeugen hervor: «Eine Motivation, den Anlass zu organisieren, war auch, das vorhandene Wissen festzuhalten.» Gemessen an der Anzahl an Besucherinnen und Besuchern fand die Präsentation Anklang: «Das ist der Beweis dafür, dass das Dorf lebt», so Tschopp nach dem Anlass. Die heutige Bevölkerung stelle sich beinahe nahtlos in die Tradition ihrer Vorfahren ein: «Die Lupsinger galten schon in früheren Tagen nicht nur als ‹gschaffig›, sondern auch als gesellig.»