Von A wie Amherd bis Z wie Zuberbühler
27.06.2025 Kultur, Sissach«Das ist Sissach» (Teil 25) | Die «Volksstimme»-Talkreihe Nachtcafé lockt seit 27 Jahren
In den mehr als 27 Jahren «Volksstimme»-Nachtcafé sind viele prominente und berühmte, interessante und schillernde Persönlichkeiten ...
«Das ist Sissach» (Teil 25) | Die «Volksstimme»-Talkreihe Nachtcafé lockt seit 27 Jahren
In den mehr als 27 Jahren «Volksstimme»-Nachtcafé sind viele prominente und berühmte, interessante und schillernde Persönlichkeiten auf die Bühne gekommen, um befragt zu werden – auch vom Publikum. Ein Rückblick von A bis Z.
Robert Bösiger
Wer am damaligen Dienstag, 10. Februar 1998, seine «Volksstimme» aufschlug, blieb mit grosser Sicherheit am grossen Bild auf Seite 4 hängen. Unter dem Titel «Dem Thomas G. Borer auf den Zahn gefühlt» waren zu sehen: Thomas G. Borer mit seiner schillernden Partnerin, der ehemaligen «Miss Texas» Shawne Fielding, umrahmt von Sissacher Prominenz. Borer, damals Sonderbotschafter und Leiter der Task Force «Schweiz – Zweiter Weltkrieg», war auf Einladung der «Volksstimme»-Redaktion nach Sissach ins erste «Volksstimme»-Nachtcafé gekommen.
Im Kellerlokal des «KiK» («Kultur im Keller») wurde Borer von «Volksstimme»-Redaktor Rolf Wirz zu seiner Rolle, zu seinen Gewohnheiten und seinen Zielen befragt. Der Talk-Gast erwies sich an diesem Abend als eloquenter und zu Scherzen aufgelegter Mann. Weil das «KiK» recht voll war, wurde der Talk damals sogar ins benachbarte Radio-TV-Geschäft von Maurer übertragen.
Nach dieser gelungenen Premiere hat sich die «Volksstimme»-Redaktion zum Ziel gesetzt, regelmässig solche Talks durchzuführen – in der Absicht, primär für die Leserschaft Persönlichkeiten nach Sissach zu holen, die sie sonst nur aus Radio und Fernsehen kennen. Dass sich das Format bewährt hat, zeigt sich schon darin, dass im Oktober das 175. Nachtcafé über die Bühne gehen wird: Astronaut Claude Nicollier kommt!
A wie Action: Vor allem wenn Musikerinnen und Musiker, Sängerinnen und Sänger im Nachtcafé zu Gast sind, kommt das Publikum in den Genuss von kurzen Auftritten. So haben unter anderem folgende Gäste ein Müsterli ihres Schaffens gezeigt: Maja Brunner, Baschi, Frölein Da Capo, Philipp Fankhauser, Francine Jordi oder Marc Sway. Karl Ratzer, Florian Schneider, Michael von der Heide oder Maya Wirz. Adrian Sieber, Peter Reber, Christine Lauterburg, Melanie Oesch oder Adrian Stern. Sarah-Jane, Nella Martinetti, Ira May, Regi Sager, Monika Kaelin, Bo Katzman, Marc Storace, Seven und Heidi Happy.
B wie Bundesräte: Bereits sechs Bundesrätinnen und Bundesräte folgten der Einladung nach Sissach, darunter die dazumal amtierenden Moritz Leuenberger (2009), Eveline Widmer-Schlumpf (2012), Simonetta Sommaruga (2014) und Viola Amherd (2021). Bei den SVP-Magistraten war der eine noch nicht Bundesrat (Ueli Maurer, 2004) und der andere bereits ausgeschieden (Adolf Ogi, 2024). Unvergessen, wie die Bundespolizei im Vorfeld des Besuchs von Moritz Leuenberger die «Obere Fabrik» vom Dach bis zum Keller minutiös durchleuchtet und Notausgänge installiert hat.
C wie Comedy: Als sehr beliebt beim Nachtcafé-Publikum haben sich Kabarettisten erwiesen: Das zeigte sich exemplarisch bei den Gastauftritten von Emil und Mike Müller, als der Saal der «Oberen Fabrik» anno 2012 und 2009 fast auseinanderzubrechen drohte. Doch auch Walter Andreas Müller (2002), Victor Giacobbo, Peach Weber (2009), Gabriel Vetter (2014), Bänz Friedli (2016), David Bröckelmann (2019), Beat Schlatter (2020) oder jüngst Dominik Muheim (2024) zogen. Und zuweilen offenbarten auch «normale» Gäste wie der damalige SVP-Präsident Toni Brunner (2012), Nationalrat Felix Auer (1999), FCB-Goalie Pascal Zuberbühler (2003) oder Fussballlegende Karli Odermatt (2013) ihr komödiantisches Talent.
D wie Donnerstag: Der Wochentag Donnerstag hat sich über die Jahre zum eigentlichen Nachtcafé-Abend entwickelt.
E wie Eintritt: Seit es das Nachtcafé gibt, ist der Eintritt frei, obwohl ein freiwilliger Austritt hie und da erwünscht ist. Nur eines ist nicht möglich: Plätze reservieren.
F wie Fürze: Zweimal sind Nachtcafé-Gäste mit Hund angereist. Mike Shiva (2014) hatte «Chocolat» dabei und der Blues-Musiker Philipp Fankhauser (2021) seinen Mops Trevor.
Fankhausers Hund lag beim Talk artig vor den Füssen von Fankhauser und mir als Talkmaster. Doch gefühlt alle 5 Minuten stank es fürchterlich von unten, weil Trevor ganz offenkundig von heftigen Blähungen geplagt war.
G wie Gage: Nie hat die «Volksstimme»-Redaktion einem Talk-Gast eine Gage bezahlen müssen, damit er oder sie nach Sissach gekommen ist. An einer Gagenforderung hingegen scheiterte hie und da eine Anfrage, so jene an Franz Hohler oder an Daniel Bumann, den Restauranttester.
H wie Hitliste: Bezogen auf die Anfangsbuchstaben haben bei den Talkgästen Menschen mit einem S im Namen (Beispiel: Schneider Hansjörg) mit 31 Anlässen klar die Nase vorn, gefolgt von B und M. Bezogen aufs Geschlecht der Talkgäste sind es mit deutlichem Vorsprung die Männer.
K wie Kultur und Kult: Das Nachtcafé bietet Mal für Mal ein gutes Stück Kultur. Vielleicht auch deshalb, weil die Talkgäste häufig dem Kulturbereich zugehörig sind.
L wie Legenden: Einige der Talkgäste weilen heute bereits nicht mehr unter uns, So etwa Polo «National» Hofer (2001), Polit-Fuchs Helmut Hubacher (2003) oder Mäni Weber (2000). Oder die Schriftsteller Hans A. Jenny (2000) und Heinrich Wiesner (2000). Oder die Basler Mike Shiva (2014) und George Gruntz (2006). Auch an die Talks mit dem Obdachlosen-Pfarrer Ernst Sieber (2013), der «Blick»-Sexberaterin Eliane Schweizer (2002), dem Baloise-Session-Gründer Matthias Müller (2010) oder dem Sissacher Hans «Afrika» Buser (2014) erinnern wir uns dankbar.
M wie Musik: Selten, aber doch hie und da waren ganze Musikgruppen zu Gast im «Volksstimme»- Nachtcafé, die dann das Publikum statt mit Talk klingend verwöhnt haben. Erwähnenswert wären der Seemannschor «Die Störtebekers» (2013), «Papa’s Crazy Project» (2000), «Baton Rouge» (1998), die «Vetters Hot Seven» (2015) oder die «Sissecher Holzmusig» (1999).
N wie Nachtcafé und Neu: Im Januar 1998 fand das erste Nachtcafé statt, damals noch im Gewölbekeller des «KiK». Der erste Talkgast war der damalige Sonderbotschafter Thomas G. Borer (siehe Anfang). Seit einiger Zeit gibt es in Sissach eine zweite, noch regelmässig stattfindende Gesprächsreihe: Ueli Mäder, emeritierter Soziologieprofessor der Uni Basel, lädt zu kontroversen Themen jeweils zwei oder mehr Gäste zum Talk.
O wie Obere Fabrik: Die überwiegenden Nachtcafé-Veranstaltungen fanden in der «Bar Etage» der «Oberen Fabrik» in Sissach statt. Heute finden die Talks im «Cheesmeyer» oder im Gelterkinder «Marabu» statt.
P wie Polo Hofer: Normalerweise
– quasi zum Anwärmen – bin ich jeweils mit meinen Gästen vor dem Talk essen gegangen. Mit Polo hatte ich in der «Sonne» abgemacht. Er meinte da allerdings, dass er zwar nichts essen wolle, einer guten Flasche Roten aber nicht abgeneigt sei. Schon nach einer Viertelstunde mussten wir Nachschub bestellen. Aus Solidarität habe ich fatalerweise ebenfalls aufs Essen verzichtet und wacker mitgetrunken. Mir fehlte das «Bödeli» und Polos Konstitution, sodass ich schon ziemlich angeheitert ins «KiK» kam. Kaum hatten wir uns dort durchs Publikum auf die kleine Bühne gekämpft, orderte Polo schon die nächste Flasche Roten. Bei diesem Talk habe ich vermutlich mehr gelacht als Fragen gestellt …
R wie regional: Regelmässig hat die «Volksstimme» regionale und lokale Persönlichkeiten zum Gespräch gebeten, so etwa Hans Buser (2014) oder die damals höchste Schweizerin, Nationalratspräsidentin Maya Graf (2013). Oder den Schauspieler Charles Brauer (1998), die Sängerin Sarah-Jane (2011), den Kolumnisten -minu (2000), Marc Surer (2000) und Florian Schneider (2013).
S wie Servelat-Prominenz: Wer zu dieser Kategorie Prominenz gehört, liegt wohl im Auge des Betrachters. Deshalb sei an dieser Stelle auf das Nachtcafe-Archiv der «Volksstimme» hingewiesen: Auf unserer Website www.volksstimme.ch/tc/nachtcafesindallebisherigen Nachtcafés in Wort und Bild zu finden. Machen Sie sich selber ein Bild.
T wie «Tatort»: Im Verlauf der Jahre stammten einige Talk-Gäste aus dem Genre «Tatort»/Krimi, angefangen vom «Tatort»-Kommissar Charles Brauer (1998) über die «Bestatter»-Kommissarin Barbara Terpoorten (2015) bis hin zum «Bestatter» Mike Müller (2009) selber. In den «Hunkeler»-Kriminalfällen von Schriftsteller Hansjörg Schneider (2019) spielten mit Charlotte Heinimann (2012) und Gilles Tschudi (2016).
U wie unter dem Radar: Waren die Nachtcafés in der Regel gut bis sehr gut besucht, fanden drei Veranstaltungen fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – aus welchen Gründen auch immer: am wenigsten vermochten Swiss-Indoors-Chef Roger Brennwald (2001), Theaterdirektor Georges Delnon und Kulturunternehmer Martin Heller zu locken.
V wie Von Däniken: Schon fast historisch war am 1. Dezember 1999 der Besuch von Erich von Däniken, der damals mit seinen Büchern über Ausserirdische und Wunder der Welt der erfolgreichste Sachbuchautor deutscher Zunge war. Nach wenigen Minuten hatte der selbsternannte «Götterbote» das Publikum vollends in seinen Bann gezogen.
Z wie zweimal: Sebastian «Baschi» Bürgin ist der einzige der Talkgäste, der gleich zwei Mal von der Redaktion der «Volksstimme» zum Talk geladen wurde. Einmal, als Baschi im Februar 2004 knapp die Castingshow «Music Star» nicht gewann. Damals musste der Anlass kurzfristig vom «Kultur im Keller» ins Marabu verlegt werden. Und zum zweiten Mal im Jahr 2010, als er bereits zu einem gestandenen Star herangereift war.
Die nächsten Jubiläumsanlässe Laufend: Alte Gemälde und Zeichnungen hängen im Gemeindehaus aktuellen Fotografien des Theaterfotografen Ernst Rudin (70) gegenüber. Die Ausstellung kann zu den Schalteröffnungszeiten im Gemeindehaus besichtigt werden.
Laufend: Erlebnispfad der Bürgergemeinde. Erreichbar mit Bus 106 ab Bahnhofsplatz Sissach bis Station Hinteregg.
1. August: Bundesfeier mit einer Ansprache von Rita Famos, Präsidentin der Evang.- ref. Kirche Schweiz. Dazu diverse musikalische Darbietungen, u.a. mit «Farnsburger Blasmusik», «Alphorngruppe Magden» und «The Pelicans with friends».