Vom Wasserschloss auf dem Berg
13.05.2025 LampenbergAuf Zeitreise durch das Haufendorf
Bis in die Jungsteinzeit zurück sind Spuren der Besiedelung vorhanden, und manch alte Häuser zeugen von der reichen Dorfgeschichte. Spannend: Lampenberg musste vor vielen Jahren gerodet werden und wurde dann zum Haufendorf.
...Auf Zeitreise durch das Haufendorf
Bis in die Jungsteinzeit zurück sind Spuren der Besiedelung vorhanden, und manch alte Häuser zeugen von der reichen Dorfgeschichte. Spannend: Lampenberg musste vor vielen Jahren gerodet werden und wurde dann zum Haufendorf.
Elmar Gächter
2026 werden es 800 Jahre her sein, seit Lampenberg erstmals urkundlich erwähnt worden ist. Ein alemannischer Grossbauer namens Lampo, eine Abkürzung entweder von Landbolt oder Landbercht, soll das Dorf gegründet haben. Ein Bergdorf, wie es die Endung des Namens andeutet, 1680 im Ortsplan von Geometer Georg Friedrich Meyer allerdings noch als Lampenburg bezeichnet. «Fälschlicherweise», wie Kulturhistoriker Rémy Suter mehr als 30 Interessierten kundtat, die er zusammen mit Helene Koch-Schmutz im Namen des Vereins Region Wasserfallen Juraparadies zum Dorfrundgang willkommen hiess.
Meyers detaillierte Siedlungsskizze ist es denn auch, welche die damaligen Strukturen des Haufendorfs nachvollziehen lässt und zu denen Suter in seiner gewohnt humorvollen Art manch historisches Zeitzeugnis auferstehen liess.
Dass die Höhenzüge in und um Lampenberg schon vor 5000 Jahren besiedelt waren und dort Bergbau betrieben wurde, beweist unter anderem das Steinbeil, das auf Ortsgebiet gefunden wurde. Ausgegraben wurden laut Helene Koch auch mittelalterliche Pfeilspitzen und Hufeisen sowie römische Münzen. «Als die Alemannen kamen, war hier alles bewaldet. Lampenberg wurde zu einer Rodungssiedlung und von der Form her zu einem klassischen Haufendorf», so Rémy Suter. Rund um den Dorfkern zog sich der Etter, also eine Art Zaun, der vor Wildtieren schützte und den Bewohnern generell Sicherheit bot. Ausserhalb des Etters folgten die «Bündten» mit Gemüseanbau, und auf den anschliessenden Zelgen ging die Gemeinschaft der Dreifelderwirtschaft nach, dem Ackerbau auf gesetzlich festgelegten Fruchtfolgeflächen.
Unterricht in privaten Stuben
Am Beispiel verschiedener alter Bauten, lagemässig bereits von Geometer Meyer skizzenhaft erfasst und seither teilweise mehrfach erneuert und umgebaut, wies Suter auf markante Veränderungen hin. «Die klassischen kleinen gotischen Fenster wurden im Zuge der Posamenterei sukzessive vergrössert, um mehr Licht in die Räume zu lassen», erläuterte er. Nach wie vor anzutreffen ist ein grösserer Nutzgarten an der Strasse, wie sie in einzelnen Baselbieter Dörfern noch vorhanden sind. Darüber, dass das Lädeliund Beizensterben auch vor Lampenberg nicht Halt gemacht hat, zeugen der aufgegebene Dorfladen und der schon längst geschlossene «Schützen». Nicht einmal ein Schriftzug am reparaturfälligen Gebäude weist auf jene Epoche hin, als das Restaurant Treffpunkt der Dorfgemeinschaft war.
Ein markantes Zeitzeugnis zeigt sich am Beispiel des vor bald 200 Jahren erstellten Schulhauses. Hier wurde gemäss Suter ab 1827 Schule gehalten, unterrichtet wurde jedoch bereits früher in privaten Stuben des Dorfs. «Die Gemeinde hatte zwar eine Dorfschule, wer als Lehrer tätig war, musste jedoch nur ein bisschen schreiben, einigermassen singen und ein wenig lesen können», hielt Suter zu den Zuständen vor 1826 fest. 1798 war ein gewisser Taglöhner Johann Hemmig als Lehrer tätig, der seine Schüler mit aufgehobenem Stock und mit geballter Faust zum Gebet und zur Andacht zwang, wie Pfarrer Spörlin ihn später rügte.
Dass es in Lampenberg bereits im frühen Mittelalter eine Kapelle gab, war auch für Einheimische überraschend, noch mehr allerdings, dass an ihrer Stelle nach wie vor ein Gebäude steht. Spuren des «Chilchlis», das der heiligen Verena geweiht war und bis 1529 Bestand hatte, sind im heutigen Wohnhaus an der Hölsteinerstrasse allerdings keine mehr zu finden. Die Messe gelesen haben zu jener Zeit vermutlich die Brüder des Klosters Schönthal mit den Grafen von Frohburg-Waldenburg als oberste Gutsherren. In deren Diensten standen auch die Edlen von Lampenberg. «Spuren aus der grossen Trockenheit von 1947 offenbarten mögliche Mauern, die darauf hinzeigen könnten, dass in der ‹Sormatt› einst ein Weiherhaus, eine Art kleines Schlösschen, stand, das ihnen als Residenz diente», so Rémy Suter.
Lampenberg feiert nächstes Jahr am 5. und 6. Juni sein grosses Fest «800 Joor Lampi». Es wird einmal mehr Gelegenheit bieten, die reiche Vergangenheit des Dorfs in Erinnerung zu rufen.