Vom Glögglifrosch bis zum Lachs
21.11.2023 SissachHerbsttagung des Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutzverbands
Dass unser Kanton Wertvolles zu schätzen weiss, zeigte die Herbsttagung des BNV den Besuchern mittels drei Vorträgen auf. Nebst dem Wasser, dem «Gold des 21. Jahrhunderts», gehören auch der ...
Herbsttagung des Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutzverbands
Dass unser Kanton Wertvolles zu schätzen weiss, zeigte die Herbsttagung des BNV den Besuchern mittels drei Vorträgen auf. Nebst dem Wasser, dem «Gold des 21. Jahrhunderts», gehören auch der «Glögglifrosch» und der Lachs dazu.
Brigitt Buser
Unter diesem Titel mit der Ergänzung «Allgemeine und spezifische Aspekte aus dem Kanton Basel-Landschaft» lud der Basellandschaftliche Naturund Vogelschutzverband (BNV) die Vorstandsmitglieder von 41 Naturund Vogelschutzvereinen des Kantons zur diesjährigen Herbsttagung in die Aula des Ebenrainzentrums ein. Nach der Begrüssung durch Doris Vögeli, Co-Präsidentin des BNV, gab diese das Wort an Daniel Küry, Dr. phil. Biologie, Life Science AG, Basel, der in seinem Vortrag den Besuchern einen Überblick über die Gewässer in unserer Region und deren Entwicklung vermittelte. Noch vor etwas mehr als hundert Jahren verliefen diese auf natürliche Art, teilweise mäandrierend durch Wald, Wiese und Flur mit, je nach Standort und Gewässerart, unterschiedlichen Lebensräumen und -gemeinschaften. Zur Gewinnung von urbanem Land und im Laufe der Industrialisierung im vorwiegend stadtnahen Kantonsteil zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurden viele Fliessgewässer umgelegt oder begradigt. Es gab Zeiten, als die Birs im Sommer kaum Wasser führte, da dieses zur Bewässerung von Kulturland in Kanäle abgeleitet wurde. Durch die Industrialisierung und den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft nahm auch die Gewässerverschmutzung zu. Die Folge waren Veränderungen der Lebensgemeinschaften, welche Daniel Küry an Beispielen der Eintags-, Köcher- und Steinfliege aufzeigte.
Föderung des «Glögglifrosches»
Das erste Gewässerschutzgesetz trat 1957 in Kraft und wird laufend zugunsten unseres Lebensraumes revidiert. Durch den Rückgang der Gewässerbelastung erholen sich die Bestände von Steinfliege im Rhein und Köcherfliege zunehmend. Laut dem neuen Gewässerschutzgesetz sind wir dazu verpflichtet, stark belastete Fliessgewässer zu revitalisieren. Das heisst nicht, diese in den ursprünglichen Zustand zurückzuführen, aber es sind Kompromisse nötig. Auch der Klimawandel macht unseren Fliessgewässern vermehrt zu schaffen. Vor allem Lebensgemeinschaften in den bei uns seltenen Auengebieten leiden, da diese in Hitzeperioden regelrecht austrocknen.
Als nächstes stellte Franziska Studer, Mitarbeiterin des Ingenieurbüros Götz in Liestal, das Projekt «Erhalt und Vernetzung der Glögglifroschpopulationen in unserem Kanton» vor. 2020 erhielt sie vom Kanton, Abteilung Natur- und Landschaft, den Auftrag, einen Aktionsplan zur Förderung des in der Schweiz bedrohten «Glögglifrosches» (Geburtshelferkröte) im Baselbiet aufzugleisen. Ein Ziel dabei ist, bestehende Populationen zu erhalten und durch den Bau von Weiherketten im Abstand von jeweils 500 Metern miteinander zu vernetzen.
Im Rahmen des Aktionsplanes besteht bei 42 Populationen Handlungsbedarf. Bei 11 Populationen kann eine Aufwertung definitiv umgesetzt werden. Bei 13 Populationen wurde schon eine Projektträgerschaft gefunden. 14 Populationen suchen noch eine solche.
Ein weiteres Ziel ist es, mit Unterstützung der Bevölkerung weitere Weiherketten zu erstellen. Die Projektplanerschaft finanziert den Bau mit eigenen Mitteln oder mit Stiftungsgeldern. Für letzteres benötigt es einen Projektplan, wofür bei Bedarf bei der Abteilung Natur- und Landschaft des Kantons finanzielle Unterstützung erhältlich ist.
Lachs soll sich wieder etablieren
Dieser Aktionsplan ist also noch nicht abgeschlossen, sondern lebt davon, dass immer neue Projekte entstehen dürfen. Bei diesen geht es aber nicht nur um den «Glögglifrosch», jede offene Wasserfläche erhöht die Biomasse von vielen unscheinbaren Lebewesen wie Eintagsfliegen, Schnecken usw., der Nahrungsgrundlage für Vögel, Reptilien und Amphibien. Daher wirkt jeder neu gebaute Weiher und jedes revitalisierte Gewässer dem Artensterben stark entgegen. Im dritten Vortrag erläuterte Daniel Zopfi vom Amt für Wald, Abteilung Jagd- und Fischereiwesen die Wiederansiedlung vom atlantischen Lachs im Baselbiet. Der Rhein war vor mehr als hundert Jahren der grösste Lachsfluss Europas. Heute gilt der Lachs in der Schweiz offiziell als ausgestorben. Grund dafür ist, dass Kraftwerke und andere Anlagen die Rückkehr der Lachse an ihre ursprünglichen Laichplätze versperren. Heute verhindern dies noch drei unpassierbare Wasserkraftwerke zwischen Strassburg und Basel.
National will man aber, dass sich der Lachs in der Schweiz wieder etabliert. Dazu wurde die Lachsgruppe Schweiz gegründet. Das Ziel ist, bis im 2025 herauszufinden, welches die potenziellen Laichgebiete sind, wenn der Lachs zum Laichen zurückkehrt. Unter anderem will man auch erkennen, ob andere Arten allenfalls unter einer Wiederbesiedlung durch den Lachs leiden würden.
Ziel bis 2030 ist, den Lachs in Ergolz, Birs und Wiese von der Fortpflanzung bis zur Abwanderung genetisch nachzuweisen und die Fischgängigkeit sämtlicher Kraftwerke der Schweiz sicherzustellen.