Viel später, viel teurer
25.04.2025 BaselDas «Herzstück» wird nun mit 14 Milliarden Franken veranschlagt
Der Bahnknoten in Basel soll nach wie vor langfristig mit einem unterirdischen S-Bahn-Herzstück ausgebaut werden. Dieses wird mit 14 Milliarden Franken drastisch mehr kosten als ursprünglich ...
Das «Herzstück» wird nun mit 14 Milliarden Franken veranschlagt
Der Bahnknoten in Basel soll nach wie vor langfristig mit einem unterirdischen S-Bahn-Herzstück ausgebaut werden. Dieses wird mit 14 Milliarden Franken drastisch mehr kosten als ursprünglich veranschlagt. Zudem wird der Baustart weit nach hinten geschoben.
sda./tho. Vertreter der SBB, des Bundesamts für Verkehr und des Kantons Basel-Stadt stellten in Basel die Resultate einer Ausbau-Vorstudie vor, die auf Grundlage eines Fünfpunkteplans des eidgenössischen Bundesamts für Verkehr (BAV), der beiden Basel, der SBB, der Deutschen Bahn und der französischen Staatsbahn beruht.
Die Studie habe ergeben, dass die unterirdische Anbindung der beiden neu zu erstellenden Basler Tiefbahnhöfe SBB und Badischer Bahnhof mit Kosten von rund 14 Milliarden Franken um gut 5 Milliarden teurer zu stehen kommen werde als ursprünglich veranschlagt, sagte Nicolas Bürgi, Gesamtkoordinator der Bahnknoten Basel und Luzern beim BAV. Die Kostengenauigkeit wurde mit plus/minus 30 Prozent angegeben.
Auch werde die Umsetzung mit den beiden Tiefbahnhöfen erst ab den 2040er-Jahren umgesetzt werden können – erst nach Beendigung der laufenden und vor allem noch geplanten «Ertüchtigungsmassnahmen» im Basler Bahnnetz. Daraus ergebe sich ein Zeithorizont bis zur Inbetriebnahme, der sich «schätzungsweise bis 2080» hinziehen könnte.
Bereits festgelegt sind gemäss Vorstudie die Lage des geplanten Tiefbahnhofs SBB und dessen Ausmasse. Vorgesehen seien zwei Perrons und vier Gleise mit umfangreichen Unterführungen, hiess es.
Zwei Linienvarianten
Noch nicht entschieden ist in der Vorstudie der genaue Linienverlauf der unterirdischen S-Bahnverbindung. Klar sei, dass es beim Grossbasler Rheinufer eine Station Basel Mitte geben werde, sagte Bürgi. Zum weiteren Verlauf auf der Kleinbasler Seite seien noch zwei Varianten im Gespräch: eine direkte Verbindung zum Badischen Bahnhof und eine mit einem nördlichen Bogen, mit dem das Entwicklungsgebiet Klybeck angebunden werden könnte.
Zu den «Ertüchtigungsmassnahmen» gehören unter anderem der Bau zusätzlicher Gleise sowie Anpassungen am West- und Ostkopf des Bahnhofs Basel SBB. Dazu kommen unter anderem neue Wendegleise und Zusatzgleise in Basel West, Optimierungen auf den beiden Basler Rangierbahnhöfen sowie Anpassungen der Gleisanlage im Badischen Bahnhof.
Bereits am Laufen ist der Ausbauschritt 2025. Darin enthalten sind unter anderem der neue Bahnhof in Liestal mit Streckenausbauten, die einen Viertelstundentakt nach Basel erlauben, ein neuer Perronzugang beim Bahnhof SBB von der Margarethenbrücke im Westen sowie neue S-Bahn-Haltestellen im Westen und Osten Basels. Dazu kommt der geplante Bahnanschluss zum Euro-Airport bis voraussichtlich 2035.
Die eidgenössischen Parlamente würden vermutlich 2027 im Rahmen der nächsten Botschaft zum Bahnausbau einen Entscheid fällen, hiess es. Dabei werde letztlich die von Bundesrat Albert Rösti in Auftrag gegebene Studie «Verkehr ’45» der ETH eine Rolle spielen. Sie diene der Priorisierung der Ausbauprojekte der Bahn, bei den Nationalstrassen und in den Agglomerationsprogrammen.
Keine Aussagen finden sich in den am Mittwoch vorgestellten BAV- und SBB-Papieren zu den «Herzstück»- Zubringerstrecken, so zum seit 1982 diskutierten Wisenbergtunnel, der für mehr Platz auf der Schiene im oberen Ergolztal und damit auch für einen SBB-Viertelstundentakt oberhalb von Liestal sorgen könnte. Wie Verkehrsminister Rösti im vergangenen Sommer in einem Interview mit der «Volksstimme» sagte, soll der neue Juradurchstich erst nach dem Bau des Grossprojekts in Basel in Angriff genommen werden. Gemessen am neuen Zeitplan für das «Herzstück» dürfte dies also noch sehr lange Zeit dauern.
Apropos Zeit: Erstmals konkret mit der Angabe von Zahlen und Terminen berichtete die «Volksstimme» im Jahr 2004 über das Basler «Herzstück», wie ein Blick ins Archiv zeigt. Schon damals war – wie auch heute noch – von zwei Varianten zu lesen, deren Kosten auf 1,2 beziehungsweise 1,8 Milliarden Franken veranschlagt wurden. Die Inbetriebnahme des «Herzstücks», so hiess es im damaligen Artikel, sei zwischen 2025 und 2030 vorgesehen. Diese Aussagen haben sich mittlerweile als reichlich optimistisch erwiesen.