Verwaltungsfusion im Schnellzugstempo
05.11.2024 Bezirk Sissach, Känerkinden, WittinsburgSchon im Januar soll die Zusammenarbeit vollzogen werden
Anstatt die im September frei gewordene Verwalterstelle neu zu besetzen, will sich Wittinsburg mit Känerkinden zusammentun. Bereits im Dezember werden die Einwohner beider Dörfer über die Zusammenarbeit ihrer ...
Schon im Januar soll die Zusammenarbeit vollzogen werden
Anstatt die im September frei gewordene Verwalterstelle neu zu besetzen, will sich Wittinsburg mit Känerkinden zusammentun. Bereits im Dezember werden die Einwohner beider Dörfer über die Zusammenarbeit ihrer Gemeindeverwaltungen abstimmen.
Christian Horisberger
Das ist rekordverdächtig: Vor weniger als zwei Monaten hat die Gemeinde Wittinsburg bekannt gegeben, dass sie sich von ihrem Verwalter, der weniger als ein Jahr im Amt gewesen ist, trennen muss. Vorige Woche nun haben die Gemeinden Wittinsburg und Känerkinden gemeinsam mitgeteilt, dass sie ihre Gemeindeverwaltungen zusammenlegen wollen. Diese Kooperation solle schon Anfang kommenden Jahres umgesetzt werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Gemeindeversammlungen beider Dörfer im Dezember den dafür erforderlichen Zusammenarbeitsvertrag bewilligen. Ist dies der Fall, wird die Gemeindeverwaltung in Känerkinden zusammengelegt.
Die sportliche Gangart ist auf die Personalsituationen in den beiden Nachbardörfern zurückzuführen, darauf, dass man sich in allen Punkten rasch einig geworden ist und im Diegter Dieter Pfister einen Berater zur Seite hat, der Prozesse wie diesen nicht das erste Mal begleitet, wie der Känerkinder Gemeindepräsident Adrian Ammann auf Anfrage sagt. Warum also zuwarten?
Eine weitere Kooperation
Die Wittinsburger Gemeindepräsidentin Caroline Zürcher, welche die Initiative ergriffen hatte, ist vom angeschlagenen Tempo selber überrascht, vertraut aber ebenfalls auf die Erfahrung Pfisters sowie auf die positiven Erfahrungen mit weiteren Verbundlösungen mit Nachbargemeinden wie Kreisschule, Feuerwehr, Wasserversorgung oder Friedhof. Ausserdem seien die technischen Voraussetzungen geradezu ideal: «In beiden Verwaltungen wird heute mit derselben Verwaltungssoftware gearbeitet.»
Ohne Not hat Zürcher nicht in Känerkinden angeklopft. Es sei sehr schwierig, fürs anspruchsvolle Verwalterprofil geeignete Kandidatinnen oder Kandidaten zu finden, sagt sie zur «Volksstimme». Zudem stehe 2026 die Pensionierung der Verwaltungsangestellten bevor, die auch für Känerkinden tätig ist. Zürcher stiess bei Amtskollege Ammann auf offene Ohren. «Wir waren vor einigen Jahren in einer ähnlichen Situation. Damals hat uns Wittinsburg geholfen», sagt er.
Keine Sparübung
Überhaupt hätten die Gemeinden im Homburgertal generell ein sehr gutes Verhältnis. Wenn eine Kooperation für die potenziellen Partner passe, arbeite man zusammen. Der Moment sei insofern günstig gewesen, als auch in Känerkinden aufgrund von Pensionierungen personelle Veränderungen anstünden, so Ammann weiter.
Caroline Zürcher betont, dass die Zusammenarbeit keine Sparübung sei. «Jede Gemeinde hat ihre Aufgaben und es müssen weiterhin zwei Rechnungen geführt und zwei Budgets erstellt werden.» Auch die Schalter mit unveränderten Öffnungszeiten würden beibehalten. Nach dem Zusammenschluss seien gleich hohe Kosten wie bisher zu erwarten. «Wir rechnen eher mit einer Qualitätssteigerung.» Im Informationsschreiben der Gemeinden heisst es dazu: «Durch die Zusammenlegung sollen Synergien genutzt, attraktive Stellen geschaffen und gute Stellvertretungs-Lösungen etabliert werden.»
Durch die Zusammenarbeit wird die Känerkinder Gemeindeverwalterin Anita Kunz Probst Verwaltungsleiterin. Die Verwaltungsmitarbeiterin, die heute für beide Gemeinden tätig ist, bleibt an Bord. Als nächstes seien das exakte Profil sowie die Stellenprozente zu definieren. Die Ausschreibung der modifizierten Verwaltungsstelle erfolge nach der Zustimmung zum Vertrag und könne bestenfalls im April kommenden Jahres besetzt werden. Für die Übergangszeit bleibt die von einer externen Firma angeheuerte Verwaltungsleiterin Wittinsburg erhalten.
Verzicht auf Info-Veranstaltung
Bei Vorhaben wie diesen hat sich etabliert, dass die Behörden die Bevölkerung vor der Gemeindeversammlung, an der es um die Wurst geht, zu einer Informationsveranstaltung einladen. Dazu sei die Zeit zu knapp, sagt Zürcher. Dafür bieten sie, Adrian Ammann sowie Gemeindeverwalterin Anita Kunz Probst sich als Auskunftspersonen an.
Bei Adrian Ammann hat sich seit der offiziellen Ankündigung der Zusammenlegung noch niemand gemeldet. Caroline Zürcher spricht von wenigen, ausschliesslich positiven Reaktionen. Deswegen, weil es sich «nur» um eine Verwaltungs- und keine Gemeinde-Fusion handle und auch, weil sie vom Vorhaben restlos überzeugt ist, sei sie für die Gemeindeversammlung im Dezember sehr zuversichtlich. Die Wittinsburger Präsidentin denkt auch nicht, dass der künftige Standort der Verwaltung in Känerkinden für eine emotionale Debatte sorgen wird: «Ich glaube, dass das Traktandum Naturpark Baselbiet viel intensiver diskutiert wird.»
Wenn Wittinsburg und Känerkinden ab Anfang kommenden Jahres auf Verwaltungsebene zusammenarbeiten, wird gleichzeitig der Verwaltungsverbund von Rünenberg, Zeglingen und Kilchberg um Wenslingen und Oltingen erweitert. In allen beteiligten Gemeinden war die Erweiterung unbestritten.