Vertrauen in den «alten» Gemeinderat
08.03.2024 LangenbruckExekutive mit viel Erfahrung
Der Gemeinderat von Langenbruck hat ein Durchschnittsalter von gut 67 Jahren – dennoch wurde er hervorragend gewählt. Im Dorf ist man hochzufrieden mit der Arbeit seiner Mitglieder.
Thomas Gubler
Möglicherweise ...
Exekutive mit viel Erfahrung
Der Gemeinderat von Langenbruck hat ein Durchschnittsalter von gut 67 Jahren – dennoch wurde er hervorragend gewählt. Im Dorf ist man hochzufrieden mit der Arbeit seiner Mitglieder.
Thomas Gubler
Möglicherweise hat Langenbruck den ältesten Gemeinderat im Kanton Baselland, mit dem bald 70-jährigen Hector Herzig auch einen der ältesten Gemeindepräsidenten und mit dem 78-jährigen Carlo Paganin eines der ältesten aktiven Mitglieder einer Gemeindeexekutive. Die vier Gemeinderäte und die eine Gemeinderätin haben die Jahrgänge 1946, 1950, 1956, 1958 und 1968. Das ergibt einen Altersdurchschnitt jenseits der Grenze zum AHV-Alter.
Doch das spielt bei den Wählerinnen und Wählern des Passdorfs offensichtlich keine Rolle. Alle Gemeinderäte verzeichneten am Sonntag gute bis hervorragende Wahlresultate. Und Hector Herzig, der am 1. Juli seine fünfte Amtszeit als Gemeindepräsident antreten dürfte, erzielte mit 220 Stimmen gar das Spitzenresultat. In Langenbruck scheint vieles anders zu sein als im benachbarten Waldenburg, wo Gemeindepräsidentin Andrea Kaufmann nach 17 Jahren deutlich abgewählt worden war.
Aber woran liegt es, dass die Langenbruckerinnen und Langenbrucker am Alter ihres Gemeinderats keinen Anstoss nehmen, und Dorfbewohner Hector Herzig gar spontan dafür danken, dass er sich noch einmal zur Wahl gestellt hat? «Obwohl ich eigentlich schon viel zu lange Gemeindepräsident bin», wie Herzig fast schon sich entschuldigend anmerkt. Es sei tatsächlich so, sagt der Gemeindepräsident, dass die Stimmung im Dorf gut sei. Die Vorlagen des Gemeinderats fänden in der Regel eine Mehrheit, und bei Kontroversen begegne man sich mit gegenseitigem Respekt. «Man kann, glaube ich, schon sagen, dass die Bevölkerung Vertrauen in den Gemeinderat hat», sagt Hector Herzig.
Umgekehrt scheint man in Langenbruck auch nicht ungern Gemeinderat oder -präsident zu sein. «Wir haben wenig Fluktuation», sagt Herzig. Er selbst, der im Oberaargau aufgewachsen ist und seit 30 Jahren in Langenbruck wohnt und sich dort auch daheim fühlt, gehört dem Gremium seit 20 Jahren an, mittlerweile 16 Jahre davon als Präsident. «Und ich habe immer noch Freude an meinem Amt», erklärt er. Noch nie habe ihm eine Gemeinderatssitzung «gestunken».
Konsolidierung statt Wachstum
Nicht immer herrschte in Langenbruck derart eitel Sonnenschein. Es gab Zeiten, da war das Passdorf eine finanzielle Problemgemeinde mit dem sehr hohen Steuersatz von 68 Prozent. Mittlerweile sind es noch humane 56 Prozent.
Geschafft hat man dies nicht zuletzt dank einer schlanken Verwaltung, aber auch dank «Visionen», wie Herzig sagt. Statt auf unbegrenztes Wachstum setzte man auf Konsolidierung des Bestehenden. «Wir sind ein 1000-Seelen-Dorf und wollen ein 1000-Seelen-Dorf bleiben», so der Gemeindepräsident. Um nicht nur zu verwalten, sondern auch zu gestalten, begibt sich der Gemeinderat auch jedes Jahr in Klausur. «Und schliesslich», so Herzig, «vertreten die Mitglieder des Gemeinderats alle Einwohner, nicht nur diejenigen, von denen sie gewählt worden sind.»
Nun könnte man kritisch einwenden, dass ein Gemeindepräsident logischerweise vor allem das Positive in seinem Dorf hervorhebt. Im Fall von Langenbruck trifft dies jedoch nicht zu. Es sei wirklich so, dass im Dorf eine gute Stimmung herrscht, sagt ein langjähriger Einwohner. Die Gemeindebehörden würden extrem gut kommunizieren. Die Dorfzeitung sei dafür ein hervorragendes Mittel. Der Mann bestätigt auch, dass das «Vertrauen in den Gemeinderat» in diesem Fall keine leere Worthülse ist. Und zum Schluss windet er dem Präsidenten sogar noch ein Kränzchen. «Hector hat Ruhe in die Gemeinde gebracht.»