Gemeinde möchte Strassenschäden reduzieren und somit Geld sparen
In Reigoldswil verzeichnet man insbesondere auf den Strassen der dritten Klasse zunehmend Schäden, die den Gemeindehaushalt erheblich belasten. Eine Absichtserklärung mit Strassennutzern soll dabei ...
Gemeinde möchte Strassenschäden reduzieren und somit Geld sparen
In Reigoldswil verzeichnet man insbesondere auf den Strassen der dritten Klasse zunehmend Schäden, die den Gemeindehaushalt erheblich belasten. Eine Absichtserklärung mit Strassennutzern soll dabei helfen, Schäden zu vermeiden. Von einem Fahrverbot sieht man ab.
Willi Wenger
Der Strassenunterhalt ist teuer. Deshalb hat die Gemeinde Reigoldswil mit Vertretern aus Landwirtschaft, Gewerbe, Forstbetrieb und lokalen KMU eine Absichtserklärung zur Vermeidung von Strassenschäden unterzeichnet. In einer ersten Umsetzungsphase soll laut Gemeindepräsident Fritz Sutter vor allem der «gesunde Menschenverstand» im Vordergrund stehen. Entgegen früherer Gedankenspiele sei es nicht das Ziel, Gemeindestrassen mit einem «Höchstgewicht» zu belegen.
Betroffen sind Strassen der dritten Klasse. Sie sind mindestens 2,80 Meter breit, haben einen Asphalt- oder Mergelbelag, jedoch keinen speziellen Unterbau. Der Gemeinde ist bewusst, dass diese Strassen die Last von schweren Fahrzeugen kaum unbeschadet tragen können. Denn viele dieser Strassen wurden in den 1980er-Jahren oder früher gebaut – zu einer Zeit, als Fahrzeuge mit einem Gewicht von 28 Tonnen oder mehr noch deutlich seltener im Einsatz waren. Der Unterbau genüge den heutigen Anforderungen von bis zu 40 Tonnen nicht mehr, sagt Sutter. Auch der Sicherheitsaspekt bei solchen Fahrzeuggewichten sei eine Herausforderung.
Trotzdem habe der Gemeinderat nie beabsichtigt, Gewerbe oder Landwirtschaft einzuschränken. «Wir appellieren daran, beim Transport mitzudenken, um Schäden möglichst zu vermeiden. Der ‹Schwerverkehr› soll vorerst nur sensibilisiert werden», erklärt Sutter.
Mit der am 20. Oktober unterzeichneten Vereinbarung soll verhindert werden, dass zusätzliche Einschränkungen oder Beschilderungen nötig werden – um so den Strassenunterhalt zu entlasten und die Sicherheit zu gewährleisten. Alle Beteiligten seien sich einig, dass der Ausbaustandard der Gemeindestrassen auch künftig nicht mit der fortschreitenden Mechanisierung Schritt halten könne.
Die Absichtserklärung sieht verschiedene flankierende Massnahmen vor: eine solide Bauweise, regelmässige Wartung, gute Entwässerung, rasche Reparaturen sowie – falls nötig – Gewichtsbeschränkungen, Verkehrslenkung oder Geschwindigkeitsreduktionen. Letztere seien laut Sutter nur in sensiblen Bereichen geplant, «um die Belastung des Belags zu verringern».
Rund 70 Prozent der Strassen in Reigoldswil gehören der Gemeinde, der Rest dem Kanton. Wegen dieser Verteilung bat Reigoldswil den Kanton um finanzielle Unterstützung, zumal die Gemeinden keinen Anteil an Mineralöl- oder Verkehrssteuern erhalten. Regierungsrat Isaac Reber lehnte jedoch ab: Der Unterhalt der Gemeindestrassen liege vollständig in deren Kompetenz, schrieb er an den Gemeinderat. «Ich habe ihm beim Nordwestschweizerischen Jodlerfest bei einem kühlen Bier bereits ‹angedroht›, dass wir das Gespräch mit der BUD weiterführen werden», sagt Sutter und schmunzelt.
Gemeinde muss nachbessern
Helfen könnte auch die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion. Sie bestätigt auf Anfrage der «Volksstimme», dass Beiträge für von der Landwirtschaft genutzte Strassen möglich seien. Laut Christian Kröpfli, Leiter der Abteilung Melioration am Ebenrain-Zentrum, sind Sanierungen und Ausbaumassnahmen an landwirtschaftlichen Güterwegen grundsätzlich beitragsberechtigt – etwa für Wege oder Drainagen. Voraussetzung für Reigoldswil sei allerdings eine entsprechende kommunale Rechtsgrundlage, wie sie andere Baselbieter Gemeinden bereits geschaffen hätten.