Unsere Naturwunder und Naturschönheiten
13.11.2025 SissachDas ist Sissach (46. Teil) | Hiesige Naturschützerinnen und Natürschützer verraten ihre Lieblingsplätze
vs. Zu Sissach gehört die Natur und zu ihr auch einige Wunder und Schönheiten. Verschiedene Mitglieder der ...
Das ist Sissach (46. Teil) | Hiesige Naturschützerinnen und Natürschützer verraten ihre Lieblingsplätze
vs. Zu Sissach gehört die Natur und zu ihr auch einige Wunder und Schönheiten. Verschiedene Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Natur- und Heimatschutz Sissach (AGNHS) beschreiben ihr ganz persönliches Naturjuwel.
Lautlose Jäger über der Ergolz - Bild 1
Wenn in Sissach die Nacht hereinbricht, beginnt über der Ergolz ein faszinierendes Schauspiel. Mit raschen Flügelschlägen jagen Wasserfledermäuse dicht über der Wasseroberfläche nach Mücken und anderen Insekten. Mit erstaunlicher Präzision orten sie ihre winzige Beute per Echo. Wer Glück hat und genau hinschaut, sieht, wie sie im Flug trinken, indem sie kurz mit dem Maul die Wasseroberfläche streifen. Oder wie sie ein Insekt mit ihrer Schwanzflughaut, die wie ein Fangnetz funktioniert, aus dem Wasser keschern.
Tagsüber ruhen die kleinen Säugetiere in Mauerritzen, Baumhöhlen oder unter Brücken. Früher lebten ganze Kolonien in den Hohlräumen der alten Steinbrücken – etwa bei der Schliffibrugg über dem Diegterbach. Heute sind solche Zufluchtsorte selten geworden.
Die Wasserfledermaus gilt als Zeichen intakter Natur. Wer an einem warmen Sommerabend an der Ergolz spaziert und einen Schatten über dem Wasser vorbeihuschen sieht, erlebt ein kleines Wunder – mitten im Siedlungsgebiet.
Katharina Gunzenhauser, Beisitzerin
Feuerwerk im Unterholz - Bild 2
Das Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) ist der Clown im Unterholz: Seine pinken Kapseln platzen im Herbst auf und zeigen knallorange Samen, die aussehen wie winzige Bonbons – nur dass sie giftig sind. Kinder lockt das quietschbunte Schauspiel, doch schon ein paar Früchte können Bauchweh verursachen. Vögel dagegen lieben das schrille Buffet und verbreiten die Samen weit.
Der Name kommt daher, dass die Früchte an die alten Bischofsmützen erinnern. Früher nutzte man die Zweige zum Drechseln, und aus dem Holz wurden Zahnstocher gemacht. Auch als Läusemittel fanden die Samen Verwendung – ein sehr spezielles Shampoo also. Im Herbst ist das Pfaffenhütchen mit seinen leuchtenden Früchten kaum zu übersehen, fast wie ein Feuerwerk am Waldrand – nur eben in Slow Motion.
Niggi Lang, Beisitzer
Kostbarkeit im Felsen - Bild 3
Bei einer Begehung für die Inventarisierung von Sissacher Geotopen stiess ich auf mein persönliches Naturwunder. Dieses findet sich in den Felsenbändern im Gebiet Grimstel im Sissacher Bann. An diesem Ort löste sich vor einigen Jahren ein grosses Felsstück des Hauptrogengesteins und ermöglichte den Einblick in eine kleine Tropfsteinhöhle in diesem Karst- und Bruchgestein. Bekanntlich sind unsere Kalkgesteine durchzogen von diesen Höhlen und werden gerne von Fledermäusen und Insekten, aber auch von Säugetieren als Schutz vor den vorkommenden Witterungseinflüssen genutzt. Es zeigte sich mir ein absolut harmonisches Kleinod.
Bedingt durch verschiedene Eisenoxide zeigen sich die Sinterschichten in Rot-, Orange- bis Brauntönen. Ansatzweise zeigen sich Stalaktiten und Stalagmiten. Durch den Lichteinfall bilden sich Flechten- und Moosbänder in kräftigem Hellgrün. Die Krönung ist das kleine Wasserbecken, das fortwährend von oben aus dem Fels gespiesen wird. Die belebte Mitwelt wird diesen Frischwasserbrunnen gerne als Tränke nutzen. In Natura gesehen haben diesen wunderbaren Flecken in der Zwischenzeit keine Handvoll Leute. Diese Unberührtheit macht den Ort noch schöner für mich.
Daniel Schmutz, Beisitzer
Teuflisch schön - Bild 4
Wer beim Namen der «Teufelsküche» an düstere Geschichten oder unheimliche Orte denkt, wird in Sissach eines Besseren belehrt. Denn hinter dem schaurigen Namen verbirgt sich ein wahres Naturjuwel – ideal für Familienausflüge und erholsame Spaziergänge.
Gleich nach dem Waldeingang liegt ein kleiner, alter Steinbruch, bevor ein schmaler Pfad ins kleine Tal führt. Dort schlängelt sich ein plätscherndes Bächlein durch den Wald. An einer besonders prachtvollen Stelle wird das Bächlein von einer Felswand eingerahmt. Besonders zur Abendstunde, wenn die Sonne die Landschaft in warmes Licht taucht, zeigt die «Teufelsküche» ihre ganze Farbenpracht.
Feuerstellen laden zum Bräteln ein, und für Kinder bietet der Wald ein kleines Abenteuerland. Trotz des Namens ist dieser Ort alles andere als unheimlich – vielmehr ist er ein kleines Paradies für Naturfreundinnen und Naturfreunde sowie Ruhesuchende. Ein Geheimtipp für alle, die die Schönheit der Region entdecken möchten.
Lina Schneider-Ferrari, Präsidentin
Der Pyrenäenmilchstern - Bild 5
Fast unbemerkt wächst im Gebiet Burgenrain eine bei uns sehr seltene Pflanze: der Pyrenäenmilchstern (Ornithogalum pyrenaicum). Bis vor wenigen Jahren gehörte er zur Familie der Liliengewächse, neuerdings aber zur Familie der Spargelgewächse.
Bereits Ende Januar bis Februar erscheinen grundständige Laubblätter. Etwas später wächst der Blütenstiel heran, der bis zum Öffnen der zwischen 30 und 50 Blüten eine stattliche Höhe bis zu einem Meter erreichen kann. Zur Blütezeit, die von Mai bis Juli dauert, sind die Blätter bereits abgestorben.
In unserer Gegend wächst die Pflanze nur noch in kleineren Beständen am Bözberg und in der Reinacher Heide. Seit 1998 zählen wir auf drei ausgesteckten Flächen (je 5 × 10 m) im Frühling die Blattrosetten und im Juni die Anzahl blühender Pflanzen. Auf der gesamten Fläche hat es mehrere Tausend Pflanzen. Es wird vermutet, dass die Pflanze aus dem Mittelmeerraum durch die Bewohner der Burg eingeführt und als Gemüse verwendet wurde.
Tom Wernli, Mitglied
Naturwunder in und an Weihern - Bild 6
In unseren Weihern pulsiert das Leben und ist voller kleiner Wunder. Einige faszinierende Besonderheiten zeigen sich bei unserer heimischen Geburtshelferkröte, die im Volksmund auch «Glögglifrosch» genannt wird. Denn diese paart sich als einzige einheimische Froschlurch-Art an Land. Das Männchen umklammert dabei das Weibchen und ein einzigartiges und langes Paarungsritual beginnt. Mit den Hinterbeinen formt das Männchen ein Körbchen, nimmt die Laichschnüre des Weibchens auf und befruchtet sie zugleich. Anschliessend wickelt er die Laichschnüre sorgfältig um seine Hinterbeine.
Die Brutpflege liegt nun ganz in seiner Verantwortung. Er begibt sich an einen feuchtwarmen Ort an Land, wo die Eier ungestört heranreifen können. Nach rund 20 bis 50 Tagen sucht er einen Weiher auf, wo die Larven als Kaulquappen ins Wasser schlüpfen können. Dieses Brutpflegeverhalten hat der Kröte auch ihren Namen eingebracht. Im Spätsommer bis Herbst verlassen dann die Jungkröten den Weiher, aber es kann auch vorkommen, dass gewisse Kaulquappen im Teich überwintern und dann erst im darauffolgenden Jahr den Weiher als Jungkröten verlassen.
Larissa Brütsch, Vize-Präsidentin
Die nächsten Jubiläumsanlässe
Nur noch heute, 13. November: Ausstellung «Die Sissacherin Ursula Graf und ihre Seidenstrassen» im «ChinaHouse», Hauptstrasse 120, Sissach. Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, am Freitag von 13 bis 18 Uhr, Samstag: 10 bis16 Uhr.
16. November: Das Konzert «Musik – Ohren – Gaumen» IV mit dem Programm «Korallenrot – Wein – Romantik», Flöte, Cello, Harfe. «Imhof’s Wystübli», 17 Uhr.
27. bis 30. November: Musik- und Turnerabend «Cirque du Sissach» vom Musikverein Sissach und Turnverein Sissach.
Sonntag, 7. Dezember: Sonderausstellung «Sissech 800 Joor». Von 11 bis 16 Uhr im Heimatmuseum, Zunzgerstrasse 2. Jeweils am ersten Sonntag des Monats. Bis Juni 2027.






