Unsere Dörfer nicht vergessen
31.05.2025 DiegtenExakt 303 285 Einwohnerinnen und Einwohner zählte das Baselbiet per 31. Dezember 2024. Rund 2000 neue Baselbieterinnen und Baselbieter sind im vergangenen Jahr hinzugekommen – darunter auffällig viele aus Basel-Stadt. Die meisten Gemeinden haben ihre Bevölkerung ...
Exakt 303 285 Einwohnerinnen und Einwohner zählte das Baselbiet per 31. Dezember 2024. Rund 2000 neue Baselbieterinnen und Baselbieter sind im vergangenen Jahr hinzugekommen – darunter auffällig viele aus Basel-Stadt. Die meisten Gemeinden haben ihre Bevölkerung vergrössert. Gleichwohl mussten etliche Gemeinden einen Rückgang verbuchen. Im Oberbaselbiet handelt es sich dabei mehrheitlich um kleinere Gemeinden wie Hemmiken, Rothenfluh, Wintersingen, Langenbruck, Eptingen oder Bretzwil, die abseits der Zentren Liestal, Gelterkinden und Sissach liegen. Nun kann man sich darüber streiten, welches Wachstum gesund ist. Ein Rückgang der Einwohnerzahl ist aber auf jeden Fall für die Zukunft einer Gemeinde nicht wünschenswert.
Ein entscheidender Faktor, dass diese Randgemeinden nicht zu Randständigen werden, sind gute Verkehrsverbindungen. Der öffentliche Verkehr wird im Baselbiet in der Regel jeweils für vier Jahre mit dem sogenannten Leistungsauftrag geregelt. Vor kurzem wurde der 10. Leistungsauftrag aber nur für die Jahre 2026 bis 2028 im Landrat verabschiedet. Dieser sah ursprünglich zahlreiche Verbesserungen der Verbindungen vor – allerdings nicht für jene Gemeinden, die unter Bevölkerungsschwund leiden. So ist etwa für die Bus-Linie 74 (Bretzwil–Lauwil–Reigoldswil) nur noch ein Schulbusangebot vorgesehen. Die Linien 92 (Hölstein–Bennwil– Oberdorf–Liedertswil) und 93 (Lampenberg–Ramlinsburg–Lausen) sollen schrittweise in ein «On Demand»-Angebot überführt werden, das heisst, es wird ein Ruftaxi geben.
Die SVP-Mitglieder wollten nicht hinnehmen, dass das Angebot an unseren Rändern ausgedünnt wird. Für die Zukunft unserer kleineren Dörfer ist es immens wichtig, dass die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr erhalten bleibt. In der Bau- und Planungskommission habe ich mich dafür eingesetzt, dass sämtliche Gemeinden auch in den Randverkehrszeiten – also nach 20 Uhr bis Mitternacht und am Wochenende vor 9 Uhr – an den öffentlichen Verkehr angeschlossen sind. Dass diese Busse nicht überfüllt und somit wenig rentabel sein werden, liegt auf der Hand. In diesem Fall geht aber das Wohl der Bevölkerung – und zwar wirklich «vo Schönebuech bis Ammel» – eindeutig vor. Das ist kein Luxus, sondern ein Grundangebot, das für jede Baselbieterin und jeden Baselbieter zur Verfügung stehen sollte.
Mein Einsatz für den öffentlichen Verkehr hat das Interesse der «Basler Zeitung» geweckt, die mich als «unerwarteten Kämpfer für den Bus ins Dorf» bezeichnet hat. Es hat anscheinend erstaunt, dass sich ein bürgerlicher Politiker für den öffentlichen Verkehr einsetzt. Ich sehe das anders: Der Grossteil der bürgerlichen Politikerinnen und Politiker setzt sich für ein gesundes Miteinander von Strasse und öV ein. Für das Wohnen und Arbeiten im Oberbaselbiet ist das Auto unverzichtbar – ebenso wie der öffentliche Verkehr, um den wir weltweit beneidet werden. Ich wünsche Ihnen allseits gute Fahrt – ob nun im Auto, auf dem Velo oder im Bus.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.