Twint belastet Schweizer Händler und Gewerbe
27.02.2025 ThürnenDaniela Schneeberger, Nationalrätin FDP, Thürnen
Als Präsidentin der Swiss Retail Federation* setze ich mich dafür ein, kleinen und mittleren Detailhändlern in der Schweiz faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten.
...Daniela Schneeberger, Nationalrätin FDP, Thürnen
Als Präsidentin der Swiss Retail Federation* setze ich mich dafür ein, kleinen und mittleren Detailhändlern in der Schweiz faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten.
Neben dem Druck durch ausländische Plattformen wie Temu kämpfen viele Händler aktuell auch mit den hohen Gebühren für Kartenzahlungen und mobile Bezahllösungen – besonders kleine Betriebe sind hier benachteiligt. Für uns als Branchenverband ist deshalb entscheidend, gleiche Chancen und eine faire Marktstruktur zu schaffen.
Seit Jahren klagen Detailhandel und Gewerbe über die Kosten von Debit- und Kreditkartenzahlungen. Dieses Gebührensystem ist ein undurchsichtiger Dschungel aus «Interchange Fees», Akquiring-Gebühren und weiteren Abgaben. Die Situation hat sich mit dem Trend zu bargeldlosen Zahlungen und dem starken Wachstum von Twint weiter verschärft.
Zwar hat die eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) im Mai 2023 die Debitkarten von Mastercard unter die Lupe genommen und eine Regulierung erreicht. Doch Visa- und Twint-Gebühren blieben unberührt. Besonders Twint, oft als Schweizer Erfolgsgeschichte gefeiert, belastet Händler und Gewerbetreibende zunehmend. Einige kleine Betriebe akzep- tieren Twint bereits nicht mehr, weil die Gebühren teilweise höher sind als jene für Kreditkarten.
Doch warum kostet Twint so viel? Der Zahlungsprozess ist eigentlich simpel: Der Kunde löst eine Zahlung über die Twint-App aus, die entweder ein hinterlegtes Bankkonto oder – seltener – eine Kreditkarte belastet. Da die meisten Banken die Nutzung von Kreditkarten in Twint eingeschränkt haben, erfolgt der Grossteil der Zahlungen direkt über Bankkonten. Damit besteht für Twint praktisch kein Ausfallrisiko.
Trotzdem zahlen Händler bei einer QR-Code-Zahlung rund 1,3 Prozent des Umsatzes – ähnlich viel wie für Kreditkartentransaktionen. Das ist nicht nachvollziehbar. Denn gemäss Einschätzung der Swiss Retail Federation müsste sich das Twint-Pricing im Präsenzgeschäft eher im Bereich der kürzlich von der Weko regulierten Debitkartengebühren bewegen – also ungefähr bei 0,12 Prozent.
Fazit: Die politische Debatte über die unverhältnismässig hohen Gebühren, insbesondere für Twint, ist damit längst nicht beendet – im Gegenteil: Sie hat gerade erst begonnen.
* Daniela Schneeberger ist seit Mitte 2024 Präsidentin der Swiss Retail Federation. Die Organisation vertritt laut eigenen Angaben 1600 Detailhandelsunternehmen, die mehr als 25 Milliarden Franken Umsatz generieren und rund 6000 Geschäfte in der Schweiz halten. Die Mitgliedsunternehmen beschäftigen gemeinsam rund 60 000 Mitarbeitende. Die Organisation wurde 1939 als Verband der schweizerischen Waren- und Kaufhäuser gegründet.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.