Tippen, Klicks und Treffer
25.11.2025 PolizeiFast jeder Vertipper, der es an allen internen Kontrollinstanzen vorbei bis in die Zeitung schafft, ist ein Ärgernis. Oder das pure Gegenteil. So verhielt es sich beim legendären Fehler der «bz», als die Position einer Volleyballspielerin statt mit «Mitte» mit ...
Fast jeder Vertipper, der es an allen internen Kontrollinstanzen vorbei bis in die Zeitung schafft, ist ein Ärgernis. Oder das pure Gegenteil. So verhielt es sich beim legendären Fehler der «bz», als die Position einer Volleyballspielerin statt mit «Mitte» mit «Nutte» angegeben wurde, weil die rechte Hand des Autors nach links rutschte, oder wie einst in der «Volksstimme», als sich die linke nach links verschob und deshalb Lokalfernseh-Macher Dani Wittlin weit treffender in Wirrlin umgetauft wurde.
Sprachpuritaner, die das Schmunzeln noch nicht ganz eingebüsst haben, amüsiert es aber auch, wenn die «bz» wie am Mittwoch den Empfang des Schützen Adrian Schaub am Sonntag in Zunzgen ankündigt und ihn – einen Beizer-Sohn, notabene – als «fischgebackenen Weltmeister» bezeichnet. «Kann ja mal passieren im Wulst der Berichterstattung», liesse sich entschuldigend einwenden.
Doch genau diese Ausrede verfehlt das Schwarze, überhaupt die ganze Scheibe um Welten. Die Goldmedaille des Zunzgers wurde dort am Montag unter allen möglichen Meldungen aus dem Regionalsport und ohne Vertiefung am Folgetag kurz und knapp vermeldet. Wer sich mit der Konkurrenz, der Printausgabe der «Basler Zeitung», über das Sportgeschehen von nah und fern informiert hält, hat sogar überhaupt noch nichts erfahren über diese Baselbieter WM-Goldmedaille. Es sei denn, er oder sie hat am Vortag die national ausgerichtete «SonntagsZeitung» aus dem gleichen Verlagshaus gelesen.
Lieber nutzt das Blatt vom Aeschenplatz die Zeit, in welcher der Spielbetrieb um den FCB kurz ruht, um dafür zu sorgen, dass Rot-Blau nicht ganz vergessen geht, und widmet seine Hauptgeschichte im Sportteil – weshalb nicht zur Abwechslung? – FCB-Star Xherdan Shaqiri und seinem Auftritt in der Fernsehsendung «Gredig direkt». Dort klagt der Fussballer: «Wenn jedes Mal ‹Shaqiri› in den Schlagzeilen steht, weil es Klicks braucht, verstehe ich es nicht mehr.» Und der Titel des Artikels? «Shaqiri: ‹Wenn man weniger zum Schreiben hat, fi ndet man irgendetwas›.»
Da erzielt der Schütze Adrian Schaub keine Treffer. Umgekehrt entstanden Zeitungen einst, um Neuigkeiten und Unbekanntes zu verbreiten, wie ihr englischer (und auch deutscher) Name verrät.
Jürg Gohl
