«Tanzen ist Glück»
02.11.2023 SchweizTanzen | Timon Jäggi tanzt für die Schweiz an der «Inclusive»-Weltmeisterschaft
Als einziger Schweizer reist Timon Jäggi am Samstag zum «IDO World Inclusive Hip-Hop & Popping & Breaking Cup». Unterstützt wird der ...
Tanzen | Timon Jäggi tanzt für die Schweiz an der «Inclusive»-Weltmeisterschaft
Als einziger Schweizer reist Timon Jäggi am Samstag zum «IDO World Inclusive Hip-Hop & Popping & Breaking Cup». Unterstützt wird der 15-jährige Tänzer von seiner Mutter und dem Niederdörfer «Studio1», wo er seine Leidenschaft zum Tanzen auslebt.
Lara Uebelhart
Timon Jäggi ist mit Rhythmus im Blut auf die Welt gekommen ist. Schon immer habe er sich gerne und viel bewegt, vor allem wenn von irgendwoher Musik erklang, erzählt seine Mutter Rahel Jäggi. Im Winter lebe er das gerne auch mal auf der Piste aus, im Sommer am liebsten im Schwimmbad. Dieser Bewegungsdrang sei für junge Menschen mit Trisomie 21 eigentlich gar atypisch, so die Mutter. Timon mache Bewegung aber sehr glücklich und deswegen ist gerade das Tanzen ein wichtiger Teil seines Lebens.
Einen Ort, wo der 15-Jährige seine Leidenschaft zum Tanz so ausleben kann, wie er möchte, habe er im «Studio1» in Niederdorf gefunden. Nicht überall werden Menschen mit einer Einschränkung, wie Timon sie hat, in den Tanzgruppen akzeptiert. Häufig würden dafür Kurse geschaffen, wo einzig Kinder oder Teenager mit einer Behinderung teilnehmen dürfen. Das wäre aber gar nicht in Timons Sinne, denn er wolle einfach mit allen anderen mitmachen.
Hauptsache kreativ
Timon gehe es nicht um den kompetitiven Charakter des Tanzens. Für ihn stehe im Vordergrund, dass er mit einer Gruppe seine Freude am Tanzen ausleben kann. Ihm sei dabei auch völlig egal, welche Musik gespielt werde oder welcher Tanzstil gefragt sei. «Ich tanze alles gerne», sagt er strahlend. Und im «Studio1» ist genau das für ihn möglich. Timon ist da in erster Linie Tänzer und genau so werde er auch von den anderen Kindern aufgenommen. «Er wird hier wirklich toll integriert», sagt Rahel Jäggi. Damit setzt das Niederdörfer Tanzstudio, unter der Leitung von Vivian Bauen, sein Motto «Dance Without Limits» in die Tat um.
Timon lebe sich auch in seinem Schulalltag gerne kreativ aus, erzählt Jäggi. Aktuell befindet sich der Tänzer im letzten Schuljahr in der heilpädagogischen Schule in Liestal. Er liebt Musik und besucht regelmässig eine Theatergruppe von «Insieme». Nach diesem Jahr sei es das langfristige Ziel, eine schauspielerische und künstlerische Ausbildung anzustreben, so Rahel Jäggi.
Timons Mutter setzt viel daran, die Träume ihres Sohnes zu verwirklichen und unterstützt ihn tatkräftig. Dazu gehören beispielsweise unzählige Fahrten ins Tanztraining und auch das Begleiten an die Para-Weltmeisterschaft in Osnabrück diesen Samstag. Denn dort darf Timon seine grosse Leidenschaft auch ausserhalb des Studios im Waldenburgertal ausleben. Mit dabei wird auch Tanzlehrerin Bauen sein. Die WM sei eine tolle Chance für Timon, sich mit anderen Tanzbegeisterten auszutauschen und vor allem ein ganz besonderes Wochenende zu erleben.
Dieses Highlight würde sich Rahel Jäggi noch für andere Kinder und Teenager wie Timon wünschen. «Die Schweiz hängt leider sehr hinterher, wenn es ums Paratanzen geht», so Jäggi. In Deutschland gebe es grosse Tanzformationen, während es in der Schweiz kaum Angebote für Paratänzerinnen und -tänzer gebe. Timon ist dieses Jahr der einzige Paratänzer, der an der WM für die Schweiz an den Start gehen wird. «Ich hoffe, dass sich das noch entwickeln wird und der Sport auch in der Schweiz mehr Beachtung findet», so Timons Mutter.
Die Wettkämpfe,wie die anstehende WM oder Platzierungen wie der erste Platz an der Schweizermeisterschaft wären für Timon sekundär. Ihm gehe es nicht ums Gewinnen, erklärt Jäggi. Was für Timon und bestimmt auch für viele andere junge Tänzerinnen und Tänzer bei diesen Events im Vordergrund stehe, sei die Community und das Erlebnis. Das Sammeln von schönen Momenten und Erinnerungen, die bleiben.
Viel Vorbereitung sei für Timons Teilnahme an der WM in Deutschland nicht nötig gewesen, da in verschiedenen Formationen vor allem improvisiert wird und keine vorbereiteten Choreografien gezeigt werden. Auch hier gilt das Motto: Tanzen ist für alle und soll vor allem eines – richtig viel Spass machen.