«Täglich kommen 1000 Tonnen Schotter aus dem Tunnel»
12.07.2024 TecknauProjektleiter Markus Sägesser zur Sanierung beim Hauenstein
Die erste von vier Gleissanierungen im Hauensteintunnel bei Tecknau begann diese Woche. Dafür muss während der Sommerferien eine der beiden Spuren im Tunnel für den Schienenverkehr geschlossen werden, was zu ...
Projektleiter Markus Sägesser zur Sanierung beim Hauenstein
Die erste von vier Gleissanierungen im Hauensteintunnel bei Tecknau begann diese Woche. Dafür muss während der Sommerferien eine der beiden Spuren im Tunnel für den Schienenverkehr geschlossen werden, was zu erheblichen Einschränkungen des Fahrplans führt.
Nikolaos Schär
Ein riesiger Gleiskran fährt vier Gleisstücke aus dem Hauenstein-Basistunnel in Tecknau. Jedes davon misst 18 Meter – zusammen wiegen sie 20 Tonnen. Danach werden die ausgebauten Gleise auf einen Lastwagen verladen, der sie nach Hägendorf (SO) bringt. Im dortigen Bahntechnik-Center der SBB werden sie zerlegt. Dies erklärte der Gesamtprojektleiter der Hauenstein-Basistunnel-Sanierung, Markus Sägesser, anlässlich einer Medienkonferenz am vergangenen Mittwoch in Tecknau.
Wie viele Zugreisende es anhand des eingeschränkten Bahnbetriebs bereits gemerkt haben, werden seit Beginn dieser Woche jene Sanierungsarbeiten am Tunnel durchgeführt, die eine komplette Sperrung eines Gleises benötigen. Über mehrere Etappen werden jeweils während der Sommerferien die Gleise ersetzt. Bis zum Ferienende soll das erste Drittel des linken Gleises in Fahrtrichtung Olten fertig werden, so Sägesser.
Sanierung verursacht Lärm
Der Gleisausbau findet jeweils tagsüber statt. In der Nacht wird der Schotter abtransportiert und ebenfalls auf Lastwagen verladen. 1000 Tonnen Schotter werden laut Sägesser diese Woche Nacht für Nacht aus dem Tunnel geholt. Für die Anwohner und Anwohnerinnen bedeutet dies erheblichen Lärm. Die SBB seien jedoch schon auf die Einwohner in Tecknau zugegangen und hatten teilweise persönlich das Gespräch mit ihnen gesucht, sagte Sägesser. «Klar, niemand hat gerne Lärm, aber er lässt sich halt nicht verhindern», so der Projektleiter. Man habe sich auch aus Rücksicht gegenüber den Anwohnern für die Variante mit dem Verlad der Gleise entschieden – es sei noch die Variante im Raum gestanden, die Gleise vor Ort zu zerlegen, was den Transport erleichtert, aber eben auch mehr Lärm produziert hätte, so Sägesser.
Auch in Zeglingen suchten die SBB das Gespräch mit den Anwohnern. Denn hier befindet sich ein 134 Meter langer Lüftungsschacht, der vertikal vom Tunnel an die Oberfläche führt. Dieser wird im Zuge der Gleiserneuerung ebenfalls saniert. Früher beförderte er den Rauch der Lokomotiven aus der Tunnelröhre. Heute habe er im Brandfall die Funktion eines Kamins. Um die Mitarbeiter vor Staub zu schützen, werden während der Sanierung des Schachts permanent Entlüftungsanlagen laufen müssen. «In Zeglingen ist es generell ruhiger als in Tecknau, wo die Anwohner sich wegen des nächtlichen Güterverkehrs an einen gewissen Lärmpegel gewöhnt haben. Darum war es uns wichtig, persönlich auf die Bauern in der Umgebung zuzugehen», so Sägesser. Der Lüftungsschacht befindet sich zwischen Zeglingen und Wisen (SO) in der Nähe des Seilerhofs.
Letzter «Service» vor 40 Jahren
Neben den Gleisen muss die gesamte Elektronik des Tunnels ausgewechselt werden, da diese ans Ende ihrer Lebenszeit gekommen sei, so Sägesser. Die letzte Sanierung des Hauenstein-Basistunnels fand in den 1980er-Jahren statt. «Damals wurde gute Arbeit geleistet. Das Tunnelgewölbe ist trotz des heiklen Juragesteins in einem guten Zustand und auch die Gleisschwellen aus Holz sehen noch passabel aus», stellte Sägesser fest.
Auf die grössten Herausforderungen bei der Sanierung angesprochen, sagte Sägesser: «Die engen Verhältnisse und die starke Frequentierung des Tunnels erfordern ein hohes Mass an Sicherheitsvorkehrungen.» Es seien immer 30 Arbeiter auf der Baustelle, aber effektiv nur 20 von ihnen mit Bauarbeiten beschäftigt – gearbeitet würde im Schichtbetrieb. Bei jedem Bagger stünden Sicherheitswärter. Auch dürfen die Züge nur mit 80 anstatt der üblichen 140 Stundenkilometer durch den Tunnel fahren.
Reto Aebi von der Fahrplankonzeption der SBB erklärte den Medienschaffenden, warum die Planung so aufwendig sei: «Aus Sicht der Baustelle wäre eine einjährige Schliessung des Tunnels die beste Alternative.» Doch es müsse einen ständigen Ausgleich zwischen den verschiedenen Akteuren wie Personen- und Güterverkehr, internationalen Baustellen und den Kantonen geben. Andere Baustellen der SBB, zum Beispiel jene am Bahnhof in Liestal oder in Basel, beeinflussen auch die Planung und Durchführung der Hauenstein-Sanierung.
Die Homburgertal-Linie diene dabei als wichtiges Ausweichgleis. So weichen diverse Intercity- und Güterzüge von Süd nach Nord über Läufelfingen aus, was zum Betriebsausfall des «Läufelfingerlis» führt, so Aebi. «Selbst das Taylor-Swift-Konzert oder die Streetparade Mitte August beeinflussen die Bauarbeiten, da Extrazüge benötigt werden, die Kapazitäten im Tunnel brauchen», so Aebi weiter.
Hohe Sicherheitsvorkehrungen
Ganz ohne Totalsperrung geht es trotz allem nicht: Im November stehen laut Sägesser an einigen Wochenenden Komplettsperrungen des Hauensteintunnels bevor. Diese braucht es, weil die Weichen und gewisse Installationen der Fahrleitung zwischen den Spuren liegen. Um diese sicher auszuwechseln, sind die Sperrungen zwingend. Begonnen hat die Tunnelsanierung im vergangenen Herbst. Viel geschehe jedoch durch die Nacht, sodass die Zugreisenden wenig davon mitbekommen, sagte Sägesser. Planmässig werde die Sanierung Ende Sommer 2028 abgeschlossen sein. Danach sollte der Tunnel laut SBB für 25 Jahre Ruhe geben. Den zerlegten Gleisen werde ein zweites Leben geschenkt, so Sägesser. Für Abstellgleise oder sonstige wenig befahrene Spuren könne man sie noch gut gebrauchen.