Süsse Erpressung auf dem Hof
12.09.2024 ThürnenDie Kundenmosterei auf dem Hof Grien ist für kleinere Kunden ideal
Obwohl die Haupternte des Kernobstes erst am Anlaufen ist, ist die Kundenmosterei von Simon Buser bereits in Betrieb. Mit der modernen Bandpresse können auch kleine Obstmengen effizient zu Saft verarbeitet ...
Die Kundenmosterei auf dem Hof Grien ist für kleinere Kunden ideal
Obwohl die Haupternte des Kernobstes erst am Anlaufen ist, ist die Kundenmosterei von Simon Buser bereits in Betrieb. Mit der modernen Bandpresse können auch kleine Obstmengen effizient zu Saft verarbeitet werden.
Otto Graf
Seit einigen Tagen läuft auf dem Hof Grien in Thürnen hin und wieder die Mostpresse. Doch das wird sich bald grundlegend ändern, wenn die Haupternte der Mostäpfel reif ist. Ein Besuch bei Landwirt Simon Buser gibt Einblick in diese herbstliche Tätigkeit. Buser hat vor 15 Jahren mit dem Mosten begonnen. Er ist in dieser Hinsicht erblich vorbelastet, denn schon sein Vater unterstützte andere Obstbauern tatkräftig beim Mosten. Diese Tätigkeit des Vaters veranlasste den Sohn, das Mosten auf dem eigenen Hof zu intensivieren.
So steht in der Mosterei eine moderne Bandpresse, die es erlaubt, auch kleine Mengen von ein bis zwei Harassen effizient zu verarbeiten. Das Pressgut, vor allem Äpfel, aber auch Birnen, Quitten oder Trauben, wird zunächst in einem Wasserbad gewaschen und dann einer Mühle zugeführt, welche die Ware zu Mus zerkleinert. Von dort fliesst der Brei auf ein Kunststoffband. Dieses läuft über mehrere Walzen, die den Saft herauspressen. Während die naturtrübe Flüssigkeit in eine Wanne fliesst, fällt der Trester in eine Harasse. «Der Trester ist das Dessert für meine Mutterkühe und ihre Kälber», erklärt der Betriebsleiter.
«So wie das Ausgangsprodukt ist, ist auch das Endprodukt», betont Buser. Der Meisterlandwirt legt grossen Wert darauf, dass nur qualitativ einwandfreie und ausgereifte Früchte in die Presse gelangen. Die Auslese beginnt bereits bei der Ernte der Hochstamm-Apfelbäume mit alten Sorten wie Bohnapfel, Sauergrauech, Kaiser oder Boskoop, um nur einige zu nennen. Faule und unreife Ware wird sofort nach dem Schütteln der Äpfel von den Bäumen entfernt.
Die Kundenmosterei ist ein wichtiger Betriebszweig des Hofguts im Grien, das bereits in der fünften Generation geführt wird. Das Anwesen liegt eine Viertelstunde zu Fuss oberhalb des Dorfes. Es sind vor allem Privatleute, die ihr Obst zu Saft pressen lassen wollen. Denn die eigentlichen Obstbaubetriebe mosten nicht selbst. Sie beliefern direkt den Handel mit ihrer Ware in Paloxen.
Damit kein Gedränge entsteht, müssen die Kunden mindestens zwei Tage im Voraus einen Termin bei Buser reservieren. Die Mostsaison dauert noch mindestens bis Weihnachten, berichtet Simon Buser. Dank der Bandpresse erhalten die Kunden genau den Most, der aus der angelieferten Ware entsteht. Die Ausbeute beziffert er auf rund 65 Prozent. Das bedeutet, dass aus 100 Kilogramm Äpfeln je nach Sorte rund 65 Liter Saft gepresst werden können. Die jährliche Saftproduktion liegt bei rund 20 000 Litern.
Mischung schmeckt am besten
«Am besten schmeckt eine Mischung aus verschiedenen Apfelsorten», sagt der Fachmann. Das sieht auch Mutter Gertrud Buser so. Es gibt aber auch Kundinnen und Kunden, die auf sortenreinen Saft schwören oder Birnen, Quitten oder Trauben im gleichen Arbeitsgang mitpressen. Den Kundenwünschen sind jedenfalls keine Grenzen gesetzt. Damit der Süssmost süss bleibt und nicht nach wenigen Tagen umkippt, also sauer wird, weil sich der Zucker chemisch in Alkohol umwandelt, muss der Saft pasteurisiert werden. Auch das gehört zur Arbeit des Bauern. Im selben Raum wie die Saftpresse stehen ein Durchlauferhitzer und eine Abfüllanlage. Hier kann der auf knapp 80 Grad Celsius erhitzte Most in unterschiedlich grosse Beutel, Flaschen oder andere luftdichte Behälter abgefüllt werden.
Ebenfalls seit zwölf Jahren gibt es Busers Hoflädeli mit einem breiten Angebot an hofeigenen Produkten. Dazu gehört auch Wein, Kerner und Blauburgunder, aus dem eigenen Rebberg. Auf dem 20 Hektaren grossen Betrieb werden zudem Kirschen, Zwetschgen und Christbäume angebaut. Er pflegt und nutzt Kirschenhochstämme, Apfelhochstämme und Nussbäume. Während des Jahres ist der Betrieb auf Märkten im Baselbiet präsent. Der idyllisch gelegene Betrieb bietet vier Personen Arbeit und Einkommen. In der Hauptsaison beschäftigt Simon Buser zudem mehrere Erntehelferinnen und -helfer.