STEFAN RITTER, PRÄSIDENT BASELBIETER OBSTVERBAND, BUUS
28.03.2025 Buus«Der Obstanbau scheint leicht zu stagnieren»
Die Delegierten des Baselbieter Obstverbands haben Stefan Ritter (40) vergangene Woche zum neuen Präsidenten gekürt. Der langjährige Vizepräsident und Landwirt aus Buus wurde von den ...
«Der Obstanbau scheint leicht zu stagnieren»
Die Delegierten des Baselbieter Obstverbands haben Stefan Ritter (40) vergangene Woche zum neuen Präsidenten gekürt. Der langjährige Vizepräsident und Landwirt aus Buus wurde von den Vereinsmitgliedern einstimmig gewählt. Er tritt die Nachfolge des Ramlinsburgers Ernst Lüthi an, der dem Verein acht Jahre vorsass.
Sander van Riemsdijk
Herr Ritter, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl. Was hat Sie dazu bewogen, Obstverband-Präsident werden zu wollen?
Stefan Ritter: Ich bin seit 13 Jahren im Vorstand. Mit der Übernahme des Vizepräsidiums vor 8 Jahren und der langen Vorstandschaft zeichnete sich dieser Schritt ab und wurde definitiv, als Ernst Lüthi seinen Rücktritt frühzeitig ankündete.
Was sehen Sie als Ihre ersten Aufgaben?
Die Aufgaben werden wohl sein, den Vorstand mit einem neuen Mitglied zu besetzen und diesen zu formieren. Auch müssen Vakanzen, Ämter und Gremien sowie Arbeitsgruppen besetzt und organisiert werden. Zudem sollen die ordentlichen Geschäfte ohne Unterbruch weitergeführt werden.
Worauf werden Sie als Präsident den Fokus legen?
Wie bisher soll auch künftig die Produktion von Obst und Beeren im Fokus stehen, denn wir sind eine Produzentenorganisation. Weiter sollen möglichst alle Gremien besetzt werden, um unsere Region so breit wie möglich zu vertreten und Einfluss nehmen zu können.
Auf was freuen Sie sich in Ihrer neuen Funktion?
Ich freue mich darauf, mich mit dem Vorstand den Herausforderungen zu stellen, die der Obstund Beerenanbau hat. Klar ist: Die Herausforderungen werden nicht weniger.
Was ist das Hauptanliegen des Obstverbands?
Wir wollen die Brücke zwischen Produzenten und Konsumenten kürzer gestalten, letztere für unsere Produktionsweisen sensibilisieren und sie dazu bewegen, die hiesige Produktion gegenüber der ausländischen zu bevorzugen. In der Schweiz soll der Konsument die Anforderungen stellen, wie produziert wird – und nicht die Politik. Dabei sind unser Know-how, unsere Bodenständigkeit und unsere Verbundenheit zur Region klare Verbandsstärken.
Wie steht es um die Produzenten im Obstbau in der Region?
Momentan scheint es leider so, dass der Obstanbau leicht in Stagnation geraten ist. Der Enthusiasmus ist leicht vergangen, was mich persönlich nachdenklich stimmt – ist das Baselbiet doch eine traditionelle Obstbauregion. Vor allem der Kirschen- und Zwetschgenanbau wird seit jeher bei uns praktiziert. Wir halten die Trends aufmerksam im Auge, um schweizweit nicht an Marktanteilen zu verlieren.
Was sind die Ursachen für die genannte Stagnation?
Die Stagnation ist aus meiner Sicht unter anderem dem erschwerten Umfeld zuzuschreiben: Vermehrt wurde die Region in den vergangenen Jahren von mehr oder weniger schweren Frostereignissen heimgesucht, dazu wurde die Kirschessigfliege heimisch und ist sehr schwer zu bekämpfen. Zudem ist der Preisdruck zu spüren. Ein weiterer Faktor ist die Verfügbarkeit von guten Arbeitskräften. Denn die Spezialkulturen, zu denen auch das Obst und die Beeren zählen, sind sehr personalintensiv. Viele Betriebe haben Mühe, genügend qualifizierte Arbeitskräfte zu rekrutieren. Auch spielt der Pflanzenschutz eine wichtige Rolle in dieser Aufzählung, da dieser immer schwieriger zu praktizieren wird.
Warum?
Einerseits, weil weniger Pflanzenschutzmittel zugelassen sind, und andererseits, weil die Mittel in der Bevölkerung weniger Akzeptanz finden. Gleichzeitig möchte der Konsument nur tadellose Früchte. Diese Schere geht immer mehr auseinander. Es wird so schwieriger, beiden Wünschen Rechnung zu tragen.
Wie viele Bauernfamilien im Baselbiet leben ganz oder teilweise vom Obstanbau?
Die Baselbieter Landwirtschaft ist sehr divers, viele Betriebe haben mehrere Zweige. Viele Landwirtschaftsbetriebe sind im Obstbau in unterschiedlichen Dimensionen tätig. Es ist schwer zu sagen, wie viele tatsächlich vom Obstbau leben und wie viele ein wirkliches Einkommen daraus haben. Fakt ist: Viele Betriebe generieren in irgendeiner Form ein Teil ihres Einkommens mit Früchten oder Beeren. Jedoch wird der Anteil stetig sinken. Ein Hauptgrund ist, wie erwähnt, die Kirschessigfliege, deren Bekämpfung nicht einfach ist und gerade Hochstammproduzenten vor grosse Herausforderungen stellen kann.
Wo wird der Baselbieter Obstverband in 10 Jahren stehen?
Das ist sehr schwierig zu sagen, denn wer weiss schon, wo die Reise hingehen wird. Vielleicht sollten in unserem Verband nicht nur die Baselbieter Produzenten vertreten sein, sondern die der ganzen Nordwestschweiz. Das ist nur ein spontaner Gedanke – wir werden sehen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Obstverbands?
Ich hoffe, dass der Verband immer noch eine zentrale Rolle in der Baselbieter Obstbranche spielen wird und dass er in der Lage sein kann, die Interessen der Mitglieder zu vertreten. Ebenso soll er dem Konsumenten möglichst verständlich aufzeigen können, wie der Obstund Beerenanbau funktioniert und warum welche Produktionsmittel erforderlich sind, um das Verständnis gegenüber dem Obstbau und der Landwirtschaft zu fördern.
Zur Person
svr. Stefan Ritter ist 40 Jahre alt, verheiratet und hat eine Tochter sowie einen Sohn. Er ist in Buus aufgewachsen, wo er auf der Hinteren Rotmatt einen Obstbaubetrieb mit weiteren Betriebszweigen führt. Er ist eidgenössisch diplomierter Landwirt.