Sprachcafé – lockere Konversationen
03.04.2024 GelterkindenFreiwillige helfen Geflüchteten, Deutsch zu lernen
Im Marabu in Gelterkinden fand am vergangenen Donnerstag die vierte Ausgabe des Sprachcafés statt. Der Verein Freiwillige für Flüchtlinge, der die Anlässe organisiert und leitet, zieht eine positive erste ...
Freiwillige helfen Geflüchteten, Deutsch zu lernen
Im Marabu in Gelterkinden fand am vergangenen Donnerstag die vierte Ausgabe des Sprachcafés statt. Der Verein Freiwillige für Flüchtlinge, der die Anlässe organisiert und leitet, zieht eine positive erste Bilanz.
Wendy Maltet
Es ist Donnerstag, kurz vor 18 Uhr, und im Marabu versammelt sich eine bunt gemischte Gruppe um einen Tisch im Foyer. Das Kulturlokal in Gelterkinden wird dann jeweils für eine Stunde zum Treffpunkt für Menschen, die ihr Deutsch verbessern wollen, und Freiwillige, die sie dabei unterstützen.
Dieses Mal sind elf Personen da, manchmal kommen im Verlauf der Stunde weitere dazu. Bisher waren es immer 10 bis 18 Teilnehmer. Nachdem sich alle ein Etikett mit ihrem Namen angeklebt haben, wird die Gruppe aufgeteilt – es sollen möglichst alle zum Sprechen kommen. In kleinen Gruppen beginnt dann der lockere Austausch.
An einem Tisch haben sich Iryna und Oleksii mit Hans und Nelly zusammengesetzt. Dies sei ein sehr guter Mix, meint Nelly später: Zwei Lernende treffen auf zwei Personen, die fliessend Deutsch sprechen. Es sei auch schon vorgekommen, dass das Verhältnis 5 zu 1 war. Doch auch das sei machbar.
Iryna und Oleksii sind beide seit 15 Monaten in der Schweiz, ursprünglich kommen sie aus Kiew. Das Ehepaar wohnt mit ihrem 14-jährigen Sohn in Gelterkinden, das sie stark an ihr ursprüngliches Zuhause erinnere. Dort habe es ebenfalls viel Natur. In ihrer Heimat haben sie eine kleine Familienfirma geführt, die sich auf die Installation und Distribution von Heizungen spezialisierte.
Das Thema Heizungen wird im Gespräch aufgegriffen, aber es fällt den beiden etwas schwer, sich auszudrücken. Einfacher gestalten sich die Gespräche um Haustiere, Schule oder Ostern.
Die Gruppe tauscht sich zu Beginn über Hunderassen und frühere Haustiere aus. Als Oleksii erzählt, dass er einmal im Besitz eines klugen Deutschen Schäferhunds war, meint Iryna: «Ich war früher auch ein Deutscher Schäferhund!» Nelly korrigiert sie und die Gruppe bricht in Gelächter aus. «Ich hatte auch einen Schäferhund», meint Iryna nun und fügt mit einem Lachen an: «Aber vielleicht war ich in einem anderen Leben tatsächlich selbst einer.»
Für Humor ist viel Platz. Die Konversationen sollen einfach und einladend sein. Kurz vor Ostern werden Brauchtümer zum Thema. In der Ukraine würden zwar keine Schokoladenhasen gegessen, dafür sei das Eierfärben und «Tütschen» ebenfalls sehr beliebt. Neben den Eiern wird «Paska», ein Kuchen mit Rosinen, gegessen.
Da Iryna und Oleksii orthodoxe Gläubige sind, wird Ostern bei ihnen erst am 5. Mai gefeiert. Den Osterhasen haben sie nicht gekannt, aber dank Nellys Beschreibung sind sie schnell mit dem Prinzip vertraut. «Wie Santa Claus?» – «Ja, in etwa so.»
Zur Veranschaulichung greift Nelly zu Stift und Papier. Dieses habe sie jedes Mal dabei, manchmal auch, um Wörter aufzuschreiben. Die Gruppe greift gelegentlich auch zum Handy, um sich Bilder zu zeigen oder Wörter zu übersetzen.
Beide Seiten profitieren
Das Sprachcafé wird in einer Testphase bis zu den Sommerferien jeden Donnerstag von 18 bis 19 Uhr durchgeführt. Der Verein Freiwillige für Flüchtlinge aus Gelterkinden und der Umgebung ist dem Marabu sehr dankbar, dass er die Anlässe im Kultursaal durchführen darf. So würden die Treffen für die Öffentlichkeit sichtbar.
Während anfänglich zwei Deutsch Sprechende pro Treffen angedacht waren, sind bisher immer mindestens drei Freiwillige dabei gewesen. Die Gruppe organisiert sich über Whatsapp, weitere Freiwillige sind jederzeit willkommen.
Pünktlich um 19 Uhr beendet die Kleingruppe das Gespräch. Die Stimmung ist gut und Iryna und Oleksii freuen sich bereits auf nächsten Donnerstag. Auch die Freiwilligen profitieren vom Austausch. «Ich lerne viele Bräuche und neue Menschen kennen», meint Hans, bevor er aufsteht und sich in die Osterferien verabschiedet.