Sommer!
15.07.2025 PolitikErnst Schürch, Landrat SP, Rünenberg
Die Einteilung für die «Carte blanche» ist dieses Mal so, dass wir am Abgabetermin in den Ferien sind. Wir sind wie seit einigen Jahren in den Bergen des Piemonts am Wandern auf einem Teilstück der ...
Ernst Schürch, Landrat SP, Rünenberg
Die Einteilung für die «Carte blanche» ist dieses Mal so, dass wir am Abgabetermin in den Ferien sind. Wir sind wie seit einigen Jahren in den Bergen des Piemonts am Wandern auf einem Teilstück der Weitwanderung Grande Traversata delle Alpi. Die GTA erstreckt sich vom Bedrettotal im Tessin bis nach Ventimiglia am Mittelmeer und verläuft im Westalpenbogen. Jede Übernachtung ist an einem neuen Ort in einem Rifugio in der Höhe oder in einem Albergo in einem Talschlussort.
In diesem Jahr sind wir im Gebiet des Monviso im Valle Varaita und im Valle Maira unterwegs. Der Monviso wird auch das Matterhorn der Südalpen genannt. Er ist jeden Tag zu sehen, weil er alle Berge in der Umgebung um mehr als 500 Meter überragt. Der Po entspringt am Fusse des Monviso. In den Tälern und Berggebieten auf der italienischen Seite des Alpenkamms sind die Waldenser zu Hause. Sie sind die Nachkommen einer starken vorreformatorischen Glaubensgemeinschaft. Schon im Mittelalter haben sie sich von der katholischen Kirche losgesagt und wurden deshalb unterdrückt und verfolgt. In den Berggebieten westlich und südwestlich von Turin durften sie sich ansiedeln und wurden von der Obrigkeit geduldet. In der Zeit des italienischen Faschismus gab es aus den Reihen der Waldenser viele Partisanen, die gegen Mussolini und für die Befreiung von Italien gekämpft haben.
Unsere Wandertage sind einfach strukturiert. Aufstehen, frühstücken, vier bis sechs Stunden wandern, dazwischen Pausen mit schöner Aussicht machen, ankommen, Bier und Lemonsoda trinken, duschen, verschwitzte Leibchen auswaschen, Abendessen, schlafen. Highlights sind die atemberaubenden Landschaften, meistens zwischen 2000 und 3000 Metern über Meer, die Begegnungen und Gespräche mit einheimischen Menschen und anderen Wandersleuten und die wunderbare piemontesische Küche. Zum Glück verbraucht man beim Wandern recht viele Kalorien. So kann man die Antipasti, Primi und Secondi und auch die Dolci mit einem Grappa wirklich geniessen. So geht Sommer! Wenn man Ferien hat.
Was macht den Sommer auch noch aus? Kurz gesagt: Das Leben findet wieder draussen statt. Kinder spielen am Abend im Quartier, Menschen sind im Garten am Arbeiten, Motorräder knattern vorbei, Bäuerinnen und Bauern arbeiten fast ohne Unterbruch, Menschen kommen spät nachts aus dem Ausgang nach Hause – wobei einige Motoren schon recht laut sind, mitten in der Nacht, wenn man das Fenster offen hat. Man könnte sich ärgern. Aber eben: Es ist Sommer und irgendwie gehört das alles dazu. Besonders schön ist die Natur: Früh am Morgen die Turmfalken auf der Jagd, am Abend die Schwalben und Mauersegler am Fliegen und am Pfeifen, die Wellenbewegungen der Gerstenfelder im Wind, die verschiedenen Grüntöne der Landschaft. So geht Sommer eben auch! Auch wenn man zu Hause ist und hier arbeiten muss oder seine Freizeit geniessen kann. In dem Sinne wünsche ich Ihnen allen zu Hause oder in den Ferien einen schönen, spannenden und erholsamen Sommer!
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.