«Sollen sehen, dass wir mitspielen»
29.08.2025 Sport, FussballSVS-Trainer Patrick Ivanovic über das grosse Cupspiel in Sissach
Im 1∕ 32-Final des Schweizer Cups, empfangen die Sissacher Erstligistinnen Servette aus der Super League. Für Trainer Patrick Ivanovic ist klar: Nervosität ja – aber Druck? Fehlanzeige. Er spricht ...
SVS-Trainer Patrick Ivanovic über das grosse Cupspiel in Sissach
Im 1∕ 32-Final des Schweizer Cups, empfangen die Sissacher Erstligistinnen Servette aus der Super League. Für Trainer Patrick Ivanovic ist klar: Nervosität ja – aber Druck? Fehlanzeige. Er spricht über die Aussenseiterrolle, den Matchplan – und den Traum vom Penaltysieg.
Luana Güntert
Herr Ivanovic, wie gross ist die Vorfreude im Team auf das Cup-Duell gegen den Servette FC Chênois Féminin am Sonntag?
Patrick Ivanovic: Wir freuen uns riesig auf das Spiel. Für uns als 1.-Liga-Team ist das Champions-League-Feeling pur, wenn wir auf ein Profi-Team aus der Super League treffen.
Wäre ein Gegner aus der gleichen Liga nicht besser gewesen, um eher weiterzukommen?
Jein. Natürlich wären unsere Chancen so grösser gewesen. Cup bedeutet aber auch viel Aufwand – physisch wie finanziell. Vergangene Saison hatten wir drei Cup-Spiele, zwei davon in der Westschweiz. Wir mussten jeweils einen Car organisieren, was sehr kostspielig ist. Zu Saisonbeginn steckt man das noch gut weg, aber je weiter die Saison voranschreitet, desto grösser wird die Belastung. Insofern ist es cool, die Erfahrung zu machen mit einem grossen Gegner
– und danach den Cup abzuhaken.
Sie sprechen von «Abhaken». Rechnen Sie also mit einer Niederlage?
Nein, im Cup ist alles möglich – wir gehen mit dem optimistischen Gedanken ins Spiel: Ein Sieg liegt drin. Trotzdem: Wir haben nichts zu verlieren. Eine Niederlage wäre kein Weltuntergang.
Mit welcher Taktik wollen Sie Servette überraschen?
Wir wollen befreit aufspielen und jeden Kopfball, jeden Zweikampf annehmen – ein durchgelassener Ball ist sofort gefährlich. Defensiv müssen wir kompakt stehen, aber uns nicht in unserer eigenen Platzhälfte verkriechen. Die Zuschauer sollen sehen, dass wir mitspielen – und nicht einfach untergehen. Je länger wir das 0:0 halten, desto eher können wir Servette nervös machen.
Welche Qualitäten bringt Servette mit, auf die Sie besonders achten müssen?
Servette hat auf diese Saison hin mehrere gute Spielerinnen aus dem Ausland verpflichtet. Die Genferinnen sind ein Titelkandidat. Im letzten Meisterschaftsspiel gegen Luzern haben sie 4:0 gewonnen – zwei Tore nach Eckbällen, eines auf das kurze, eines auf das lange Eck, dazu ein Freistosstor. Bei Standards müssen wir besonders wachsam sein und die Zuordnung konsequent einhalten.
Ist das ein Spiel, bei dem man nur gewinnen kann – oder spürt man trotzdem Druck?
Wir verspüren keinen Druck. Und es ist mir auch wichtig, dass ich keinen künstlichen Druck aufbaue – die Spielerinnen sind ohnehin nervös genug. Es wäre schade, wenn aus Nervosität Fehler passieren würden.
Welche Botschaft geben Sie Ihren Spielerinnen vor dem Anpfiff mit?
Wie bei jedem Spiel werden wir uns in der Garderobe taktisch vorbereiten. Zusätzlich gebe ich jeder Spielerin ein individuelles Ziel. Das gibt Orientierung im Spiel – etwa: Eine Verteidigerin soll mindestens die Hälfte ihrer Kopfballduelle gewinnen. Ich bereite sie auch mental vor, dass es anstrengend wird.
Wird auf dem «Tannenbrunn» etwas für die Fans organisiert?
Eine Tribüne wäre zu teuer gewesen. Wir werden auf der Terrasse aufstuhlen. Die Angehörigen konnten sich dort Plätze reservieren – zehn davon haben wir an Servette-Fans vergeben. Zusätzlich gibt es unten neben dem Platz ein erweitertes Verpflegungsangebot.
Mit wie vielen Fans rechnen Sie?
Bei schlechtem Wetter mit etwa 100, bei schönem Wetter hoffen wir auf 300 bis 400. Das wäre grossartig!
Unabhängig vom Resultat – was möchten Sie, dass Ihre Spielerinnen aus diesem Spiel mitnehmen?
Physisch soll es eine intensive Einheit sein, quasi wie ein Konditionstraining. Für meine jungen Spielerinnen wünsche ich mir, dass sie technisch viel lernen – und erleben, was auf Profiniveau möglich ist. Im Fernsehen sieht man das zwar auch, es aber am eigenen Leib zu spüren, ist eine ganz andere Erfahrung.
Und abschliessend: Wenn Sie sich den perfekten Spielverlauf wünschen dürften – wie sähe der aus?
Dass wir über 120 Minuten das 0:0 halten – und es ins Penaltyschiessen geht. Dort würde unsere Torhüterin Vicky Buceta den entscheidenden Penalty halten. Das wäre ein unvergessliches Erlebnis – für uns als Team, aber vor allem für Vicky. Sie ist erst 18 Jahre alt. Ich würde ihr das sehr gönnen.