Skirennen am Dielenberg
23.10.2025 Sport«Heute kann man in Niederdorf nicht mehr Ski fahren», sagt Martha Frey und zuckt mit den Schultern. «Wir haben ja bald keinen Schnee mehr.» Durch ihr Zimmerfenster im Seniorenzentrum Gritt blickt sie hinauf zum Dielenberg und erzählt von den vergangenen Zeiten. Von ...
«Heute kann man in Niederdorf nicht mehr Ski fahren», sagt Martha Frey und zuckt mit den Schultern. «Wir haben ja bald keinen Schnee mehr.» Durch ihr Zimmerfenster im Seniorenzentrum Gritt blickt sie hinauf zum Dielenberg und erzählt von den vergangenen Zeiten. Von schneereichen Wintern im Waldenburgertal, «mit gut über einem halben Meter Schnee, und das bis im März», erinnert sich die 101-Jährige.
Vor mehr als 80 Jahren war es, als die Bauerntochter mit «etwa siebzehn Jahren» das erste Paar Holz-Skier mit Schnürschuhen bekam. «Vom Schmutz Kurt in Oberdorf, daran kann ich mich noch gut erinnern. Meine Schwester Anni und ich liefen gleich am ersten Tag mit den Skiern vom Hof Sörzach über den Langacher via Titterten nach Arboldswil und wieder nach Hause.» Martha Frey erzählt, als hätte es sich gestern zugetragen. Ihr Geist wach, der Blick genauso, herzhaft das Lachen. Und eigentlich sieht sie noch beinahe so aus wie in den 1990er-Jahren, als ich als Primarschülerin jeweils nach Schulschluss an ihrem Haus mit dem gepflegten Garten vorbeikam. Stets winkten ihr Mann Franz und sie mir zu, manchmal sassen sie auf der Bank vor dem Haus, meist aber waren sie etwas am Werkeln.
Nun kommt es nach langer Zeit zum Wiedersehen. Ich besuche «die einst beste Skifahrerin von Niederdorf», wie Martha Frey sich selbst mit einem Lachen bezeichnet – denn ich möchte mehr über die früheren Zeiten wissen und vor allem über die Skirennen am Dielenberg.
«Anfang der 1940er-Jahre muss es gewesen sein, als wir diese Skirennen organisiert haben. Der Start war ganz oben am Waldrand, beim Aufstieg haben wir die Piste getrampt, danach fuhren wir ohne Tore via die Benkenmatt über die Strasse den Hübel hinunter bis zur Brücke und kehrten schliesslich im Restaurant Mühle ein. Der oder die Schnellste gewann», erzählt Martha Frey. «Das waren schon schöne Zeiten.» Heutzutage unvorstellbar, zu viele Häuser stünden im Weg.
Nicht ohne Stolz erzählt sie, sie habe auch das J&S-Abzeichen gehabt und Skilager geleitet. Aber auch sonst war Martha Frey zeitlebens aktiv, auf dem Velo und zu Fuss. Bis 72 joggte sie jeden Tag von Niederdorf der Frenke entlang nach Hölstein und zurück, noch heute ist sie täglich in Bewegung – wenn auch gemächlicher. «Was ist eigentlich das Geheimnis, über 100 Jahre alt zu werden und immer noch so fit zu sein?», frage ich zum Abschied. «Ehrlich gesagt, weiss ich es nicht», antwortet sie. «Die viele Bewegung und die frische Luft haben mir sicher nicht geschadet.»
Seraina Degen
Seraina Degen (38) ist in Niederdorf aufgewachsen. Als Torhüterin spielte sie lange leidenschaftlich Fussball, heute bleibt sie beruflich am Ball – als Redaktorin bei SRF Sport.

