Silber, Gold und falsche Rappen
24.10.2025 BaselAusstellung «Schatzfunde» im Historischen Museum
Schätze verstecken, suchen und finden – das Historische Museum in Basel erzählt in seiner neuen Sonderausstellung spannende Geschichten über diverse Schatzfunde in der weiteren Region. Dabei kommt auch der ...
Ausstellung «Schatzfunde» im Historischen Museum
Schätze verstecken, suchen und finden – das Historische Museum in Basel erzählt in seiner neuen Sonderausstellung spannende Geschichten über diverse Schatzfunde in der weiteren Region. Dabei kommt auch der Teufel ins Spiel.
Martin Stohler
Die grosse Vitrine mit dem Silberschatz von Augusta Raurica ist nicht zu übersehen. Mit einem Gesamtgewicht von fast 60 Kilogramm bilden die im Jahr 1962 unter abenteuerlichen Umständen gefundenen Platten und Gegenstände einen der grössten Silberhorte der Antike. Versteckt wurden sie Mitte des 4. Jahrhunderts nach Christus. Damals wurde das Leben an den Aussengrenzen des römischen Reiches immer unsicherer.
Auch Keltengold gibt es in der Ausstellung zu sehen. Entdeckt wurde der Goldschatz 1883 von Bauarbeitern im Grenzgebiet von Basel und St-Louis. Die Arbeiter unterschlugen den Fund und verkauften das Gold an verschiedene Händler. Dieses wurde darauf zum Teil eingeschmolzen. So besteht der keltische Goldschatz heute nur noch aus 84 Münzen, einem Armring aus Draht, drei Fingerringen und den Fragmenten von zwei Halsringen. Für Menschen sind diese Halsringe zu gross, vielleicht schmückten sie einst Götterstatuen.
Falsche Münzen aus Läufelfingen
Anders als Schatzräuber interessieren sich Archäologen nicht nur für Gold und Silber, sondern auch für «wertlose» Funde. Einen solchen förderte 2010 ein Aushub in Läufelfingen zutage. Dabei handelt es sich um eine Reihe korrodierter 10- und 20-Rappen-Münzen aus den 1850er-Jahren. Die meisten waren einseitig eingeschnitten, andere vollständig durchtrennt. Wie die genauere Untersuchung ergab, stammten die Münzen aus einer Fälscherwerkstatt und waren unbrauchbar gemacht worden. Wären die Münzen echt gewesen, hätten sie aus Billon – einer Mischung aus Kupfer, Silber und allenfalls Beimengungen aus Zinn oder Zink – bestehen müssen. Silber fehlte in den in Läufelfingen gefundenen Münzen aber ganz. Diese müssen vor 1879 hergestellt worden sein. In jenem Jahr stellte die Eidgenössische Münzstätte in Bern auf eine Legierung ohne das teurere Silber um. Damit lohnte es sich nicht mehr, Rappen zu fälschen.
Auch wenn keine Falschmünzen im Spiel sind – Archäologie ist immer ein Stück weit Detektivarbeit. Das zeigt sich auch bei den 355 Silbermünzen, die 2011 in einem Waldstück in Füllinsdorf gefunden wurden. Die keltischen Silbermünzen gelangten im Zeitraum zwischen 90 und 70 vor Christus in den Wald. Ihre Verteilung am Fundort lässt vermuten, dass sie nicht vergraben wurden, sondern ursprünglich leicht erhöht deponiert waren, etwa in einem hohlen Baum. Ein in der Nähe gefundenes Ringlein könnte als Verschluss eines Stoff- oder Lederbeutels gedient haben.
Waren die Münzen eine Gabe an eine Gottheit, oder waren sie von ihrem Besitzer im Wald versteckt worden? Wir wissen, dass die in der Gegend lebenden Rauriker im genannten Zeitraum eine Phase des Umbruchs – und möglicherweise der Unsicherheit – erlebten. Für eine Gabe an eine Gottheit spricht, dass weitere Fundobjekte darauf hindeuten, dass der Ort in der späten Eisenzeit ein heiliger Hain war. Als solcher diente er auch noch in römischer Zeit.
Ein jüdischer Hochzeitsring
Um einen in mancherlei Hinsicht besonderen Schatz handelt es sich bei den Wertgegenständen und Münzen, die 1863 bei Umbauarbeiten im alten jüdischen Viertel von Colmar entdeckt wurden. Die mehr als 300 Münzen und kostbaren Objekte waren in einer Stützmauer eines Gebäudes in der ehemaligen «Judenstrasse» versteckt worden. Die Ausgabedaten der Münzen legen die Annahme nahe, dass dies während der grossen Pest der Jahre 1348 bis 1352 geschah. Damals wurden die Juden beschuldigt, die Seuche zu verbreiten, und es kam zu zahlreichen Pogromen. In Basel wurden 1349 ein Grossteil der rund 100 Mitglieder zählenden jüdischen Gemeinde in eine Holzhütte auf einer Rheininsel gepfercht und bei lebendigem Leib verbrannt. In Colmar wurden im selben Jahr ebenfalls fast alle jüdischen Gemeindemitglieder in Massakern umgebracht. Ob der einstige Besitzer des Schatzes von der Pest dahingerafft oder Opfer eines Massakers wurde oder ob er sich durch rechtzeitige Flucht in Sicherheit bringen konnte – wir werden es nie erfahren.
Der Schatz von Colmar ist eines der seltenen Zeugnisse mittelalterlicher weltlicher – dies in Abgrenzung zu kirchlicher – Goldschmiedekunst. Lediglich ein charakteristischer Hochzeitsring und ein kleiner Anhänger in Schlüsselform machen deutlich, dass der Schatz in einen jüdischen Haushalt gehörte. Das Schlüsselchen diente zum Verschliessen eines Kästchens, in dem am Sabbat der Schlüssel eines Schmuckkastens eingeschlossen wurde. Das war erforderlich, weil es Jüdinnen aus religiösen Gründen untersagt war, am Sabbat schwere Dinge wie grosse Taschen, schweren Schmuck oder grosse Schlüssel zu tragen. Der kleine Schlüsselanhänger dagegen fiel nicht in diese Kategorie.
Der Hochzeitsring seinerseits ist ein wahres Meisterwerk. Seine Fassung bildet ein kleines sechseckiges Gebäude, das gleichzeitig den Tempel in Jerusalem und das neue Haus des Paares symbolisiert. Auf dem Dach steht der traditionelle Glückwunsch «Mazal Tov». Der Ring ist zudem mit Köpfen von Monstern verziert, die Unheil abwehren sollen.
Römische Ruinen und zerfallene Burgen haben immer wieder die Fantasie angeregt. So berichtet etwa Johannes Stumpf in seiner im Jahr 1548 erschienenen Beschreibung der Eidgenossenschaft von einem sagenhaften Römerschatz in Augusta Raurica. Dieser soll «vil Schwarzkünstler un Teüfelbeschweerer» angelockt haben. Sie hätten den Schatz allerdings «vergebens gesuocht und sich darob genaerret».
Wie der Bericht von Johannes Stumpf deutlich macht, nahm man an, dass solche Schätze von bösen Geistern oder gar vom Teufel bewacht würden. Gegen diese Mächte mussten sich die damaligen Schatzgräber mit allerlei magischen Praktiken wappnen. Das brachte sie in Konflikt mit der christlichen Obrigkeit.
Magische Schatzgräberei
Die Ausstellung widmet diesem Kapitel einen eigenen Raum. Auf eines der dort dokumentierten Beispiele soll kurz eingegangen werden. 1732 führten vier Männer auf der Alt-Bechburg oberhalb von Holderbank (SO) eine magische Schatzsuche durch. Dabei wurden sie erwischt und – da die Umgebung der Burg damals zum Untertanengebiet von Basel gehörte – in Basel vor Gericht gestellt. Sie gestanden, den Geist von der Bechburg beschworen zu haben. Dieser habe sich allerdings nicht dazu bewegen lassen, den Schatz freizugeben. Die vier Männer wurden zur Strafe an den Pranger gestellt, ausgepeitscht und zu 14 Tagen Zwangsarbeit verurteilt. Ihr Zauberbüchlein und die beschlagnahmten magischen Hilfsmittel wurden verbrannt. Ironie der Geschichte: Im Jahr 1937 wurde auf der Bechburg ein grosser Silbermünzenschatz entdeckt.
Neben den erwähnten Objekten und ihren Fundgeschichten gibt es in der Ausstellung des Historischen Museums Basel eine ganze Reihe archäologischer Schätze aus vier Jahrtausenden und drei Ländern zu entdecken. Möglich machte dies nicht zuletzt die Kantons- und Landesgrenzen übergreifende Kooperation mit anderen Museen und archäologischen Ämtern im Dreiland. Zur Ausstellung ist im Christoph-Merian-Verlag ein reich bebilderter Begleitband mit informativen Texten zu den einzelnen Funden erschienen.
Die Sonderausstellung «Schatzfunde» wurde am 16. Oktober eröffnet und ist bis zum 28. Juni 2026 zu sehen.



