Schöne Preise für schönes Holz
18.03.2025 Sissach200 Ster Brennholz wurden verkauft, die Gebote waren hoch und der Gantstock ist nun auch wieder da, wo er hingehört. Die Holzgant der Bürgergemeinde Sissach war in jeder Hinsicht ein Erfolg. Schön halt.
Christian Horisberger
Was ist das für ein ...
200 Ster Brennholz wurden verkauft, die Gebote waren hoch und der Gantstock ist nun auch wieder da, wo er hingehört. Die Holzgant der Bürgergemeinde Sissach war in jeder Hinsicht ein Erfolg. Schön halt.
Christian Horisberger
Was ist das für ein Anlass, bei dem Männer einer alten Tradition folgend mit blumengeschmücktem Hut durch Wald und Flur gehen, dabei miteinander plaudern, sich gegenseitig auf die Schippe nehmen und nach getaner Arbeit gemeinsam einen Imbiss und das eine oder andere Glas zu sich nehmen? Richtig: Banntag. Was ist das für ein Anlass, wenn zudem Frauen mitmachen dürfen und es vorkommen kann, dass sie die Männer in die Schranken weisen? Erraten? Es ist die Holzgant!
Bei der diesjährigen Sissacher Holzgant im Gebiet Hard unweit der Wintersinger Höhe hat Maya Graf den Mannsbildern gezeigt, wo der Bartli den Most holt: Als Meistbietende hat die Ständerätin als einzige an der Gant mitwirkende Frau den prestigeträchtigen Doppelster vor der Wacht ersteigert. Dies unter den Augen ihres Ehemanns Niggi Bärtschi, der als neuer Waldchef im Bürgerrat erstmals für die Durchführung des Anlasses verantwortlich war.
Bärtschis Premiere fiel in mehrerlei Hinsicht positiv aus. So wurden im Lauf der Versteigerung alle 200 aufgerufenen Bünde mit jeweils einem Ster Brennholz, hauptsächlich Buche, an den Mann oder an die Frau gebracht. Und die gebotenen Preise lagen ungefähr 10 Franken über jenen des vergangenen Jahres. Im Durchschnitt wurden für den Ster rund 110 Franken bezahlt. Die Höchstgebote, den Doppelster bei der Wacht ausgenommen, betrugen 130 Franken für einen einzelnen Ster und 246 Franken für einen Doppelster – bei einem Grundgebot von 98 Franken pro Ster (2 Franken mehr als im Vorjahr).
Die stattlichen Preise dürften einerseits der mit rund 30 Gant-Teilnehmenden relativ grossen und bietfreudigen Konkurrenz geschuldet sein. Andererseits hatte die Forstequipe um Revierförster Thomas Tanner ganze Arbeit geleistet. Die von ihnen gerüsteten Bünde enthielten kein Rundholz, sondern ausschliesslich «Zündhölzli», also eher kleine Spälten, wie Tanner betonte. Die Qualität der Bünde wurde denn auch von mehreren Teilnehmern gelobt.
«Schön» bedeutet 2 Franken mehr
Obwohl an der Versteigerung Brennholz für immerhin rund 20 000 Franken umgesetzt worden ist, lebt die Holzgant vor allem von ihrer Tradition und ihren Traditiönchen – wer das Wort «schön» in den Mund nimmt, erhöht um 2 Franken – und von der Lust am Bieten und Überbieten, just einen Wimpernschlag, bevor der Gantmeister mit seinem Stock auf das Bietobjekt klopft.
Mit einer Tradition hätte Gantmeister und Bürgerpräsident Christoph Tschan am Samstag beinahe brechen müssen: Der originale, mit Schnitzereien verzierte Gantstock von 1985 war seit einem Jahr verschollen, weshalb sich Tschan mit einem dünnen Gehstöckchen behelfen musste. Was der Präsident nicht wusste: Rolf Häring, der Sissacher Metzgermeister, der die Gant-Teilnehmenden jeweils mit «Kaffifertig» aus seiner Feldküche versorgt, hatte vor einem Jahr den herrenlosen Gantstock im Wald an sich genommen und seither sicher bei sich verwahrt. Zu Beginn der diesjährigen Versteigerung übergab er das vermeintlich verlorene Objekt mit einem schelmischen Lächeln dem verdutzten Gantmeister. Für diesen Moment hatte Häring ein ganzes Jahr eisern geschwiegen.
Mit dem Originalstock verkaufte sich das Holz fast wie von alleine. Und was Waldchef Niggi Bärtschi eingangs im Scherz angedroht hatte, sollte tatsächlich eintreffen: Erst als das Holz bis auf den letzten Ster verkauft war, verlegte sich das Geschehen in die Langenbodenhütte, wo Gantwurst und Suppe serviert wurden. Ganz so, wie es die Tradition will.