Medienbudget um 25 Prozent gekürzt
Der Gemeinderat hat im Rahmen der generellen Sparmassnahmen das Medienbudget 2024 der Schul- und Gemeindebibliothek um nicht weniger als 25 Prozent gekürzt. Diese Massnahme stellt das Bibliotheksteam vor grosse organisatorische und finanzielle ...
Medienbudget um 25 Prozent gekürzt
Der Gemeinderat hat im Rahmen der generellen Sparmassnahmen das Medienbudget 2024 der Schul- und Gemeindebibliothek um nicht weniger als 25 Prozent gekürzt. Diese Massnahme stellt das Bibliotheksteam vor grosse organisatorische und finanzielle Herausforderungen.
Sander van Riemsdijk
Dass die Gemeinde Sissach allgemein sparen muss, bekommt jetzt auch die Schul- und Gemeindebibliothek zu spüren. Um jährlich ein Viertel oder 12 000 Franken wurde das Medienbudget gekürzt. Diese Kürzung trifft die Bibliothek in einem denkbar ungünstigen Moment. Erst vor rund zwei Monaten hat die neue Leiterin Silvia Sacker ihr Amt mit einer 50-Prozent-Anstellung angetreten, ebenso gab es zum gleichen Zeitpunkt im Team zwei Wechsel. «Der Entscheid tut weh, weil wichtige Mittel nun fehlen, und dies gerade im so wichtigen Medienbudget», sagt Sacker.
Eine solche Kürzung ist zwar nicht existenzgefährdend, bedeutet jedoch Einschränkungen beim Angebot. Eine der ersten Amtshandlungen als neue Leiterin war für Sacker der Griff zum Rotstift. «Empfindlich wirkt sich die Kürzung insbesondere in den Mediengruppen Erwachsenen-Belletristik und Erwachsenen-Sachbücher aus», erläutert sie. Das seien Bereiche, die zur Kernkompetenz der Bibliothek gehören.
Unter anderem werde die Anschaffung von Neuheiten reduziert, was zu einem Qualitätsverlust im Angebot führen werde. Mit der Konsequenz, dass die Leserschaft nach Alternativen suchen werde, um an aktuelle literarische Neuerscheinungen zu gelangen und deswegen künftig von einem Besuch in der Sissacher Bibliothek absehen könnte.
Vor einiger Zeit hat die Bibliothek bei ihren 700 Abonnenten eine Kundenbefragung durchgeführt. Der Rücklauf war laut Sacker mit 45 Prozent sehr hoch und die erbrachte Dienstleistung wurde positiv beurteilt; sie sei in dieser Form zu erhalten. Umso wichtiger war für die Leiterin, die Kundinnen und Kunden über die Sparmassnahmen zu informieren. «Ich finde, dass unsere Kundschaft das Recht hat, über die Kürzung und die daraus resultierenden Konsequenzen mit einem substanziell verschlechterten Angebot informiert zu werden.»
Leistungsvertrag fehlt
Mit dem Fehlen eines Leistungsvertrags, was unternehmerisches Handeln erschwere, und eines Globalbudgets für eine flexible Buchhaltung sieht Sacker ihren Handlungsspielraum eingeschränkt. Die Bibliothek könne – auch im virtuellen Zeitalter – die Ausleihe von physischer Literatur als ihre Hauptdienstleistung nur mit genügend finanziellen Ressourcen weiterhin garantieren, ist sich Sacker bewusst.
Sollte die Budgetkürzung bei gleichbleibender Erwartung an die Bibliothek als attraktiver Ort der Kultur, Bildung und Freizeit in den kommenden Jahren zur neuen Normalität werden, seien andere Optionen zu prüfen, um Einnahmen zu generieren, sagt die Bibliotheksverantwortliche. Als Beispiel nennt sie Sponsoring. Dafür aber müsse die öffentliche Hand der Bibliothek grösseren unternehmerischen Spielraum einräumen.
Allen ketzerischen Fragen zum Trotz, ob die Bibliothek im virtuellen Zeitalter noch ihre Existenzberechtigung hat, verzeichnete die Schul- und Gemeindebibliothek Sissach im vergangenen Jahr beachtliche 71 000 Medienausleihen bei etwa 30 000 Besuchen. Damit die Bibliothek als Begegnungs- und Ausleihort mit ihren hohen Ansprüchen an funktionelle Konzeption weiterhin ihre Dienstleitungen im Medienbereich anbieten kann, wird Sacker mit ihrem Team durch die für sie erhebliche Kürzung ihres Budgets in den kommenden Jahren gefordert sein.