Rieder-Fieber – mit Prominenz aus der Provinz
13.05.2025 RothenfluhFamilienfest lockte mehr als 200 Nachfahren an
Am Samstag fand in Rothenfluh nach 26 Jahren wieder ein Rieder-Fest statt. Eine aussergewöhnliche Feier, die mehr als 200 Gäste aus dem In- und Ausland anzog und dank der bekannten Sängerin Rykka einen Hauch von ESC ...
Familienfest lockte mehr als 200 Nachfahren an
Am Samstag fand in Rothenfluh nach 26 Jahren wieder ein Rieder-Fest statt. Eine aussergewöhnliche Feier, die mehr als 200 Gäste aus dem In- und Ausland anzog und dank der bekannten Sängerin Rykka einen Hauch von ESC versprühte.
Sebastian Rieder
Herzklopfen und Gänsehaut. Wenige Tage vor dem Eurovision Song Contest (ESC) in Basel kommen am Rieder-Fest 2025 in Rothenfluh in der kleinen Turnhalle grosse Gefühle auf. Vorhang auf für Rykka, die 2016 in Stockholm die Schweiz am ESC vertrat. Mit Auszügen aus ihrem Album «Twin Flame» springt der Funke schnell aufs Publikum über und sorgt bei den mehr als 200 Gästen teilweise für Tränen der Rührung.
Die im kanadischen Vancouver als Christina Maria Rieder aufgewachsene Sängerin kehrte am Samstag wie so viele weitere Rieders zu ihren Wurzeln zurück. «Es ist einfach fantastisch, diesen Moment mit meiner Verwandtschaft zu teilen», sagte die Künstlerin, die heute mit ihrem Partner Timo am Zürichsee wohnt und mit ihm als Gitarrist in der Formation «Goldschatz» auftritt.
Ihr Vater Willi ist aus Vancouver eingeflogen und hat für das Rieder-Fest eine kanadisch-helvetische Plakette für die ganze Verwandtschaft anfertigen lassen. Ein überraschendes Souvenir gleich beim ersten Händedruck. «Gestatten, mein Name ist Rieder!» Eine überflüssige Begrüssung, die an diesem sonnigen Tag beim Apéro auf dem Sportplatz – mit Champagner «Rieder-Brut» – allenthalben für Heiterkeit sorgte.
Der erste hatte neun Kinder
Im Baselbiet mag der Name geläufig sein, in der Rangliste der 100 häufigsten Nachnamen in der Schweiz sucht man das Geschlecht aber vergeblich. Wer allerdings Huber, Müller oder Schmid heisst, stösst regelmässig auf einen gleichnamigen Zeitgenossen. Rieder als seltenes Geschlecht löst unweigerlich die Frage nach dem Ursprung aus. In Rothenfluh war Albrecht der erste Rieder: Küfer und Schmied, im 17. Jahrhundert aus dem Berner Mittelland zugezogen, gesegnet mit neun Kindern – die ersten Wurzeln des Stammbaums in Rothenfluh.
Das verrät ein Blick in die Kirchenbücher der Gemeinde. Vom Friedhof quer durch das 800-Einwohner-Dorf bis hin zur heute einzigen Stollenfabrik des Landes haben die Rieders ihre Spuren hinterlassen. Neben den Spikes für Hufeisen werden hier – unter der Führung von Roland Rieder – auch Gitterroste und Reissnadeln produziert. Einen Steinwurf entfernt steht die Turnhalle, die zum dritten Mal in ihrer Geschichte zur Bühne für den Rieder-Treff wird.
Gesanglich eröffnet wird die Feier mit dem «Rotheflüherlied» von 1982, angestimmt von mehr als einem Dutzend Kindern aus allen Schulklassen. Gefolgt von einem reichen Buffet an Quiches, Salaten und «Güggeli», die mit ihrem Duft auch kulinarisch für die richtige Würze sorgen. Nach Kaffee und Kuchen bieten eine Galerie abseits der Tafel und ein Rundgang mit dem 74-jährigen Rothenflüher Christian Gass-Rieder einen Blick in die reiche Geschichte der Familie.
Dazu gehört auch Max, der an diesem 10. Mai seinen 60. Geburtstag feiert und als Initiator der Versammlung die Früchte seiner Arbeit erntet und teilt: «Es macht mich wahnsinnig stolz, dass wir so viele Rieder begrüssen konnten.» Organisiert von Editha Rieder, die als Zeremonienmeisterin mit rund 40 Helferinnen und Helfern den Anlass stemmte und in der Digitalisierung der Ahnenforschung eine Leidenschaft entdeckte. «Das ist wie ein Fieber, das niemals endet», meint Editha und lacht herzhaft.
Lustig ist dabei auch die Herleitung des Wortstammes «Ried», der von einem feucht-moosigen Gebiet herrührt. Die Legende besagt, dass die ersten Bewohner den Beruf des Schilfschneiders ausübten. In den nebligen Sumpfgebieten hat sie die Fantasie zu den Fabelwesen geführt. Eine mystische Erklärung, warum das Rieder-Wappen aus Rothenfluh von einem feurigen Drachen dominiert wird.
Das führt uns zurück zum Fest, wo Rykka zauberhaft zufällig mit «Keep The Fire Burning» zum Abschluss den passenden Song findet und mit dieser Textzeile grosse Lust auf eine baldige Neuauflage des Rieder-Treffs macht. Das ist zumindest die Hoffnung des Autors dieses Artikels, der als Sohn des Fotografen dieser Feier den Ort Rothenfluh in seinem Pass und Herzen trägt.