Ärger über Wildtierbrücke
20.11.2025 Tenniken, DiegtenGrundwasserschutz und Kostenfrage sorgen für Kritik
Das Projekt einer Wildtierbrücke über die A2 sorgt im Oberbaselbiet für Zündstoff: Gemeinden, Landwirte und auch das Amt für Umweltschutz und Energie stellen den Standort inmitten einer Grundwasserschutzzone ...
Grundwasserschutz und Kostenfrage sorgen für Kritik
Das Projekt einer Wildtierbrücke über die A2 sorgt im Oberbaselbiet für Zündstoff: Gemeinden, Landwirte und auch das Amt für Umweltschutz und Energie stellen den Standort inmitten einer Grundwasserschutzzone infrage. Es kam zu Einsprachen.
Melanie Frei
Bis vorgestern Dienstag konnten Betroffene Einsprache erheben gegen die vom Bundesamt für Strassen (Astra) geplante Wildtierüberführung bei Tenniken. Die Brücke soll über die Autobahn und die Kantonsstrasse führen – und stösst auf breiten Widerstand.
Der Gemeinderat von Tenniken um Präsident Thomas Grüter hat Einsprache erhoben: «Das grösste Argument für uns ist die Verschmutzung der Grundwasserschutzzone. Wir befürchten, dass es zu ähnlichen Verschmutzungen kommen kann wie bei der Überbauung ‹La Colline› in Arlesheim.» In besagtem Fall hatte giftiges Betonwasser die Quellen verunreinigt. Grüter zeigt sich enttäuscht darüber, dass das Astra diesen Aspekt ignoriere.
Auch das kantonale Amt für Umweltschutz und Energie äussert sich kritisch: «Die geplante Wildtierbrücke soll mitten in der Grundwasserschutzzone des Pumpwerks Obermatt südlich von Tenniken gebaut werden. Das Fundament würde auf 63 Betonpfählen stehen, jeder mit einem Durchmesser von 1,2 Metern», erklärt Sprecherin Andrea Tschopp. Laut Gewässerschutzverordnung seien solche Einbauten in der Schutzzone grundsätzlich verboten, weil sie den Grundwasserfluss behinderten. Ausnahmen seien nur möglich, wenn etwa ein wichtiges öffentliches Interesse bestehe und das Trinkwasser nicht gefährdet werde.
Der Tenniker Gemeinderat begrüsst die Variante seines ehemaligen Mitglieds Peter Berchtold, der die Wildtierüberführung an einer anderen Stelle, etwa 130 Meter weiter südlich talaufwärts vor dem Autorastplatz, plante (die «Volksstimme» berichtete). Die Brücke des Astra soll jedoch genau dort gebaut werden, wo der Diegterbach unter der Autobahn hindurchfliesst. Laut Peter Berchtold befindet sie sich dadurch zu nahe am Tenniker Siedlungsgebiet, dessen Umgebung von Spaziergängern, Hundehaltern und Velofahrern genutzt werde. «Das würde Rehe, Wildschweine und Co. abschrecken, die Brücke zu nutzen», sagte er zur «Volksstimme».
FDP-Nationalrätin wird aktiv
Landwirte aus Tenniken, wie zum Beispiel Joachim Wiesner, verlieren durch die Pläne des Astra Ackerland, sagt Gemeindepräsident Grüter. Berchtolds Alternative würde viermal weniger Land beanspruchen – und Wiesner mit dieser Alternativ-Variante kein Land verlieren. Gegenüber der «bz» sprach sich Wiesner grundsätzlich gegen den Bau der Wildtierüberführung aus. Ähnliche Stimmen sind aus Diegten zu hören. Die Brücke sei nicht nötig, da es im Oberbaselbiet bereits vier natürliche Wildtier-Übergänge auf einer Strecke von rund 20 Kilometern gebe, so Kritiker. Auch die Gemeinde Diegten hat Einsprache erhoben, wie Gemeindepräsident Ruedi Ritter gestern bestätigte.
Auch Nationalrätin Daniela Schneeberger (FDP) meldete sich kürzlich kritisch zu Wort. In der Wintersession möchte sie vom Bundesrat wissen, ob das Projekt nicht auch günstiger zu haben sei: «Wir diskutieren zurzeit über ein Entlastungspaket und stehen vor weiteren grossen finanziellen Herausforderungen wie die 13. AHV-Rente, die Eigenmietwertabschaffung oder die Armeefinanzierung.» Mit Fragen, ob es nicht Möglichkeiten für einfachere Ausführungen gebe oder ob in diesem Fall die Prioritäten richtig gesetzt wurden, wird Schneeberger den Bundesrat konfrontieren.
Das Astra äussert sich auf Anfrage der «Volksstimme» nicht zu den eingegangen Einsprachen. Es handle sich um ein laufendes Verfahren. Eine ähnliche Antwort geht auch vom Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation ein: Konkretes könne nicht gesagt werden, aber die eingegangenen Einsprachen würden nun geprüft. Das Bundesamt für Strassen erhalte anschliessend Gelegenheit, Stellung dazu zu nehmen – vorausgesetzt, die betroffenen Gemeinden und Personen seien einspracheberechtigt gewesen. Auch der Kanton Baselland werde sich nochmals zum Projekt äussern können. Das Verfahren kann theoretisch bis vor das Bundesgericht gezogen werden.


